Schüler der Oberstufe haben nicht überall gleiche Chancen
Wie hoch die Chance ist, die obligatorische Schule auf hohem Niveau abzuschliessen, hängt nicht nur von den Leistungen ab. Es kommt auch auf den Kanton an.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Oberstufe (7., 8. und 9. Klasse) wird auf verschiedenen Niveaus geführt.
- Je nach Leistungen, können Schüler in den Niveaus auf- oder absteigen.
- Wie oft der Abstieg droht, ist kantonal unterschiedlich geregelt.
Die Schweiz atmet und amtet den Kantönligeist. Das wird unter anderem bei der Schulbildung deutlich. Daran rütteln konnte auch der in der ganzen Deutschschweiz eingeführte Lehrplan 21 nur teilweise.
Manche regionalen Eigenheiten betreffen die Ferien, die Namen der verschiedenen Stufen. Oder die Art, wie Schüler verschiedener Stufen und Niveaus (gemeinsam) unterrichtet werden.
Kanton entscheidend für Zukunft
Andere Unterschiede aber haben einen viel konkreteren Einfluss auf die Zukunft der Schüler. Übertritts- und Promotionsverfahren in der Oberstufe, zum Beispiel.
Denn das Niveau, auf dem die obligatorische Schule abgeschlossen wird, stellt die Zukunfts-Weichen. Stehen die Türen zur Bäcker-Lehre ebenso offen, wie jene zu KV und Gymnasium? Oder haben schlechte Noten viele Wege verbaut?
Pubertät, Noten und Berufswahl
Entschieden wird das zwischen der sechsten und neunten Klasse. Nach der ersten Hälfte des sechsten Schuljahres wird festgelegt, auf welchem Niveau die Schülerin die Oberstufe absolvieren wird.
Von der siebten bis zur neunten Klasse werden Schüler allerdings immer wieder geprüft. Je nach Noten ist ein Aufstieg in ein höheres Niveau möglich. Oder aber der Abstieg in ein tieferes.
Mit dem Abstieg einher geht das Zufallen so einiger beruflicher Türen. Die Zukunft entscheidet sich also dann, wenn bei den Schülerninnen die Pubertät ihre volle Kraft entfaltet.
Frühwarnsystem für Berner und Zürcher
Viele Kantone kennen darum eine Art Frühwarnsystem. Sind die Leistungen in den relevanten Fächern in einem Semester ungenügend, werden die Schüler verwarnt.
Ihre Versetzung in die nächste Stufe ist damit gefährdet. Es droht der Abstieg in ein tieferes Niveau. Ist dieses bereits erreicht, bleibt die Repetition. Das nächste Semester wird damit zum Prüfstein. Wer versagt, wird tatsächlich nach unten versetzt. Oder muss repetieren.
Schüler kommen mit Schrecken davon
Oft reicht allerdings der Schock – schon steigen die Noten von Herr und Frau Schüler wieder an. Statt sich die berufliche Zukunft langfristig zu erschweren, kommen sie mit dem Schrecken davon. Dieses Frühwarnsystem gewähren allerdings nicht alle Kantone.
Bekannt ist es unter anderem in Bern, Solothurn, Aargau, den beiden Appenzell, Zürich, Graubünden, Glarus, St. Gallen oder Baselland. In anderen Kantonen dagegen bekommen die Schüler keine zweite Chance.
Mit dem aktuellen Schuljahr hat beispielsweise Basel Stadt ein neues Promotions-System eingeführt. Oberstufenschüler, die während einem Semester schlechte Noten schreiben, fallen direkt zurück. Ohne wenn, aber und doppelten Boden.
Wechsel zu jedem Zeitpunkt möglich
Besonders wackelig stehen die Schüler im Osten. «Wechsel können auf den Beginn jedes Semesters oder auf weitere von der Schulgemeinde festgelegte Termine vorgenommen werden.» So legt es die Thurgauer Schulverordnung fest.
«Im Einverständnis mit den Erziehungsberechtigten sowie bei Sekundarschulen ohne äussere Typengliederung oder ohne Niveauführung können sie auch zu anderen Zeitpunkten erfolgen.»
Auch die Luzerner Schülerinnen müssen zu jedem Semsterende zittern. Der Aufstieg in ein höheres Niveau ist in allen Kantonen jeweils zum Semesterende möglich. Sofern die Noten stimmen. So wird gewährleistet, dass die Schülerinnen nicht unnötigerweise Unterrichtsstoff verpassen.