Schüttelte Schweizer seine brasilianische Ehefrau tot?

Gabriela Battaglia
Gabriela Battaglia

Fribourg,

Claude M. (55) soll seine brasilianische Ehefrau ermordet haben. Vor Gericht in Freiburg erinnert er sich nicht an alle Details der Tatnacht.

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Claude M. und seine brasilianische Ehefrau Ana F. in besseren Zeiten. - privat

Das Wichtigste in Kürze

  • Claude M. (55) ist des Mordes an seiner brasilianischen Frau angeklagt.
  • Das Paar konsumierte am Tattag viel Alkohol.
  • Claude M. soll 2008 auch ein Kind sexuell missbraucht haben.

Claude M*. (55) und Ana F*. (†41) sind nicht mal ein Jahr verheiratet, als es zur tödlichen Tragödie kommt. Nach einem Tag voller Alkohol gerät das betrunkene Paar in seiner Wohnung in Bulle FR in einen heftigen Streit.

Claude M. soll seine Frau so fest geschüttelt haben, dass sie an einem Trauma stirbt. Claude M. rief viermal den Notruf. Er war panisch und weinte.

Seit der Tatnacht am 14. September 2019 sitzt Claude M. im Gefängnis. Ab heute wird ihm in Freiburg der Prozess gemacht. Der Sanitärinstallateur ist des Mordes angeklagt.

Verteidiger kritisiert Mord-Anklage

Sein Verteidiger kritisiert die Anklage wegen Mordes, «Welches Motiv hätte mein Klient gehabt?», fragt er. «Mord setzt den Willen voraus, jemanden zu töten. Mein Klient wollte seine Frau nie umbringen. Er wusste nicht, dass man jemanden töten kann, wenn man ihn schüttelt.»

Der Verteidiger fordert eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Das hätte grosse Auswirkungen auf das Strafmass. Das Gericht lehnt den Antrag des Verteidigers ab.

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Das Opfer: Ana F. aus Brasilien starb an einem Schütteltrauma. - privat

Ein Gerichtsmediziner zeigt an einer Puppe, wie auch bei einem Erwachsenen durch langanhaltendes, heftiges Schütteln ein Schädel-Hirntrauma ausgelöst werden kann. Durch heftiges Schütteln können Blutgefässe und Nervenbahnen reissen.

In der Regel fehlen bei einem Schütteltrauma-Syndrom äussere Kennzeichen oder sie sind nur schwer erkennbar. Auch bei Ana F. gab es neben kleinen Blutungen der Haut keine äusseren Verletzungen.

Claude M. will kein Alkoholproblem haben

Claude M. beantwortet die Fragen der Richter ruhig und präzis. «Meine Frau wurde aggressiv, wenn sie getrunken hatte. Verbal oder sie warf Gegenstände. Sie griff mich auch mit einem Messer an.»

Er habe sich dann auch verteidigt. «Ich habe sie aber nie geschlagen», sagt der Schweizer. Auch am fatalen Abend habe seine Frau ihn mit einem Messer angegriffen. «Ich habe versucht, sie wegzustossen. Ich nahm ihr das Messer weg.»

Er erinnere sich nicht mehr an alles. «Sie schrie laut auf Portugiesisch herum.» Er sei dann in das Wohnzimmer gegangen, damit sich seine Frau im Schlafzimmer beruhige. Dort fand er Ana F. dann tot, als er nachschauen ging.

Im obersten Stock dieses Gebäudes in Freiburg fand der Prozess gegen Claude M. statt. - Nau.ch

Schon eine Woche zuvor habe seine Frau ihn mit einem Messer angegriffen, sagt Claude M. Man habe sich aber nach einem Streit immer wieder versöhnt. Zum Tatabend sagt er: «Ich erinnere mich nicht mehr, ob ich sie geschüttelt habe.»

Er habe kein Alkohol-Problem, sagt Claude M. Er habe unter der Woche wegen seiner Arbeit nicht getrunken. «Meine Frau trank mehr.» Er habe sich mit seiner Frau nicht nur gestritten, wenn Alkohol im Spiel war. «Sie war auch sehr eifersüchtig.»

Ana F. prostituierte sich am Tattag. Sie hatte Sex gegen Bezahlung mit einem Stammgast eines brasilianischen Essensstands in Bulle.

Die Ex-Frau und die beiden Kinder von Claude M. sind am Prozess anwesend. Die Tochter und die Schwester des Opfers konnten nicht aus Brasilien kommen. «Ich hätte ihnen mein Beileid ausgesprochen», sagt Claude M.

Anklage wegen Sex mit Kind 2008

Er ist auch wegen Sex mit Kindern angeklagt. Im Jahr 2008 soll er die damals 11-jährige Tochter eines Bekannten sexuell missbraucht haben. Claude M. soll masturbiert und das Mädchen sexuell stimuliert haben, als dieses teilweise schlief.

Claude M. war mit seinen beiden damals minderjährigen Töchtern zu Besuch bei dem Bekannten.

Das Opfer, das heute 25 Jahre alt ist, soll ihren Peiniger wieder erkannt haben, nachdem Fotos von ihm wegen des Mordes in Bulle 2019 im Internet auftauchten. Claude M. bestreitet den Tatvorwurf.

«Ich kenne diese Person nicht», sagt er zu der jungen Frau, die am Nachmittag unter Tränen Fragen der Richterin beantwortet. Sie erzählt auch von ihrer schweren Jugend.

Das Urteil folgt am Freitag.

*Namen geändert

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