Schweiz laut Taskforce bei Hospitalisationen im Blindflug unterwegs
Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes rät zur Vorsicht bei der Interpretation der Daten zu Spitaleintritten im Zusammenhang mit Covid-19.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Spitaleintritte gelten als wichtiger Faktor bei der Beurteilung der Pandemie.
- Die wissenschaftliche Taskforce will noch nicht zu viel in die Daten hineininterpretieren.
- Sie sei ein schlechter Massstab für die Belastung des Gesundheitswesens.
- Denn wegen Meldeverzögerungen sei die Zahl zu ungenau.
Momentan sei nicht klar, ob die Zahl der Hospitalisationen zu- oder abnehme, so die Taskforce. Die Zahl der täglich neu gemeldeten Hospitalisationen eigne sich nicht als Massstab für die Belastung des Gesundheitssystems, schrieb sie in ihrem am Dienstag veröffentlichten Lagebericht.
Epidemiologische Lagebeurteilung 📅17.01.2022
— Scientific Advisory Panel COVID-19 (@SciAP_Covid19) January 18, 2022
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Als Grund gab sie Meldeverzögerungen an. Aktuell dauere es mehr als zwei Wochen, bis 90 Prozent der Spitaleintritte gemeldet seien.
Corona-Belegung wichtiger
Als robustere Kennzahl bezeichnete die Taskforce die Belegung der Spitäler durch an Covid-19 erkrankte Personen. Daten aus Zürich und Genf zeigten, dass in den dortigen Spitälern die Belegung derzeit zunehme, warnte sie.
Die Taskforce wendet sich in diesem Zusammenhang auch dagegen, den Umstand überzuinterpretieren, dass Omikron seltener eine Behandlung im Spital nötig macht als etwa die Delta-Variante. Dieser Effekt könne schnell dadurch aufgewogen werden, dass Omikron ansteckender sei.
R-Wert sinkt wieder
Bei den Neuansteckungen ist der Anstieg den Angaben zufolge mittlerweile deutlich abgeflacht. Dies, nachdem die Zahl der Neuinfektionen in der Woche vor Weihnachten und der Altjahreswoche zunächst schnell angestiegen war.
Für die Zeit zwischen dem Neujahrstag und dem 7. Januar liegt der sogenannte R-Wert im Sieben-Tage-Schnitt demnach bei 1,12, nachdem er Ende Dezember einen Höchststand von 1,6 erreicht hatte. Die Reproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt. Der aktuelle Wert liege nur noch marginal - aber noch immer statistisch signifikant - über 1, so die Taskforce.
Entspannung oder Apokalypse?
Was die Interpretation der Fallzahlen angeht, blieben die Expertinnen und Experten des Bundes vorsichtig. Das Niveau sei bei einer Inzidenz von mehr als 4000 (pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner) sehr hoch. Die Anzahl der erfassten Fälle sei in den letzten zwei Wochen nicht signifikant gestiegen.
Der flachere Anstieg könnte laut dem Lagebericht darauf hindeuten, dass der Höhepunkt der Omikron-Welle bald erreicht ist. Denkbar sei aber auch, dass er lediglich zustande komme, weil das Testsystem an seine Grenzen gerate - denn die Fallzahlen und der Anteil positiver Tests seien so hoch wie noch nie seit Beginn der Corona-Pandemie.
Neuere Laboruntersuchungen zeigten, dass Geimpfte und Genesene gegen die Omikron-Variante weniger gut geschützt seien als gegen frühere Varianten, hiess es im Lagebericht weiter. Die Studien zeigten aber auch, dass eine dritte Impfdosis zu einer staken Erhöhung des Schutzes führe.