Schweiz und Ukraine eröffnen Minenräumkonferenz in Lausanne
In Lausanne haben die Schweiz und die Ukraine die internationale Gemeinschaft versammelt, um die Befreiung von russischen Minen in der Ukraine voranzutreiben.
Die Schweiz und die Ukraine haben in Lausanne die internationale Gemeinschaft versammelt, um Tempo zu machen bei der Befreiung des kriegsversehrten Landes von russischen Minen. Bundespräsidentin Viola Amherd kündigte die Lieferung von drei zusätzlichen Minenräumsystemen an.
«Wir sind fest entschlossen, in der Ukraine weiterhin unseren Beitrag zu leisten», sagte Amherd am Donnerstag zu Beginn der zweitägigen Konferenz im Beisein des ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal. Jeder entschärfte Sprengkörper sei ein Schritt hin zu Sicherheit, zu Entwicklung und zu einem Leben mit Perspektive.
Frieden bedeutet Freiheit
In Frieden zu leben bedeute auch, frei von der Angst vor Minen und Kriegsmunitionsrückständen zu sein, betonte die Bundespräsidentin vor Vertretern dutzender Länder, Nichtregierungsorganisationen und des Privatsektors.
In der Ukraine wird die Fläche des Gebietes, das von Minen und anderen Kampfmitteln belastet ist, auf 139'000 Quadratkilometer geschätzt, wie Amherds Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) mitteilte. Das entspricht dreieinhalb Mal der Fläche der Schweiz.
Das erste der drei angekündigten Minenräumysteme wird in rund drei Wochen in die Ukraine geliefert, die beiden weiteren folgen im Dezember dieses und im Februar nächsten Jahres, wie es in einer Mitteilung des Herstellers, des Schwyzer Unternehmens Global Clearance Solutions (GCS), heisst.
Zusammenarbeit mit der UNO und NGOs für Minenräumung
Global Clearance Solutions arbeitet mit der Uno und mehreren Nichtregierungsorganisationen wie der Schweizer Stiftung für Minenräumung (FSD) zusammen, die derzeit über 600 Personen in der Ukraine beschäftigt.
Eine Partnerschaft sieht laut VBS vor, neben der Lieferung der drei Minenräumsysteme der ukrainischen Seite ein umfangreiches Ausbildungs-, Mentoring- und Logistikpaket anzubieten.
Die Kosten dieses Gesamtpakets in Höhe von 4,6 Millionen Franken übernimmt der Bund. Finanziert wird die Partnerschaft und die Lieferung der Minenräumsysteme von den 100 Millionen Franken, die der Bundesrat im September vergangenen Jahres zur Unterstützung der humanitären Minenräumung in der Ukraine zur Verfügung gestellt hatte.
Ferngesteuertes Minenräumsystem von Digger in Einsatz
Bereits vor einem Jahr hat das VBS ein ferngesteuertes Minenräumsystem der Schweizer Stiftung Digger beschafft und der Ukraine übergeben. Zwei weitere sollen demnächst folgen.
Die Ukraine kann laut Ministerpräsident Schmyhal bereits auf rund 100 Minenräumsysteme zurückgreifen, dreimal mehr als im vergangenen Jahr. Das reiche aber nicht. Es würden rund 10'000 Minenräumer und mehrere Hundert Maschinen benötigt.
Und es werde mindestens ein Jahrzehnt dauern, um die verminten Gebiete zu säubern, wahrscheinlich sogar mehrere. Tausende Menschen könnten sterben, wenn diese Anstrengungen nicht innerhalb von zehn Jahren unternommen werden. Abgesehen davon seien riesige Flächen von Ackerland zerstört geworden, die Getreide für Millionen Menschen in aller Welt geliefert hätten.
Fahrplan zur Unterstützung bis 2033
Im Rahmen der Lausanner Ministerkonferenz wird von Bundesrat Ignazio Cassis und der ukrainischen Vizeministerpräsidentin Julija Swyrydenko ein Fahrplan bekanntgegeben. Dieser soll die Ukraine bei ihrer neuen Minenräumungspolitik bis 2033 begleiten. Auch ein ukrainisches Unternehmen ist nun aktiv, um Minenräumsysteme zu bauen.
Zwei Tage lang sollen die Delegationen in Lausanne über den Ansatz nachdenken, die Bevölkerung in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen, Partnerschaften voranzutreiben und zu bewerten, wie technologische Innovationen zu diesem Ziel beitragen können. Zu Beginn des Treffens legten sie eine Schweigeminute ein, um die Opfer von Minen und anderen explosiven Kriegsmunitionsrückständen zu ehren.