Schweizer Armee verteilte Millionen von minderwertigen Masken
Letztes Jahr verkaufte die Schweizer Armee Millionen von Hygienemasken, die von minderwertiger Qualität sind. Wer die Masken erhalten hat, ist nicht bekannt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Armee hat letztes Jahr Millionen von minderwertigen Hygienemasken in Umlauf gebracht.
- Diese wurden zu Beginn der Corona-Pandemie zu hohen Preisen eingekauft.
- An wen genau die Masken gegangen sind, verheimlicht die Armee.
Zu Beginn der Pandemie kaufte die Schweizer Armee Hygienemasken zu hohen Preisen ein, da diese nur schwer erhältlich waren. Nun sitzt sie auf tonnenweise Maskenbergen, die niemand will.
Da die Masken nach einer gewissen Zeit verfallen, lancierte die Armee vor knapp einem Jahr eine spezielle Aktion: Um die Masken nicht wegwerfen zu müssen, wurden Hygienemasken zum symbolischen Preis von einem Rappen pro Stück verkauft.
Empfänger waren unter anderem diverse Kantone, Gemeinden, Heime, Schulen und gemeinnützige Organisationen. Nun zeigen Recherchen von «Tamedia», dass die Armeeapotheke in dieser Aktion auch minderwertige Hygienemasken in Umlauf gebracht hatte.
Schweizer Armee: Eingekaufte Masken mit schlechten Test-Ergebnissen
Die Masken stammen von einer chinesischen Firma namens Sichuan Zhengning Medical Instrument Co. Auf der Verpackung steht «WS Protection, Love is Power». Im April 2020 kaufte die Armee diese Schutzmasken zum Einkaufspreis von 70 Rappen pro Stück.
Vorher wurden die Masken von einem Labor in Spiez BE getestet. Dabei ergaben die Untersuchungen, dass die chinesischen Masken «signifikant schlechter» abschliessen als eine bewährte Standard-Referenzmaske.
Schon vor dem Test des Schweizer Labors wurden die Masken schlecht bewertet: Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erliess sogar eine «Produktewarnung». Aus diesem Grund wurden die Masken zurückgerufen.
Abnehmer der Masken sind nicht bekannt
Trotz diesen Berichten hielt die Armee an den chinesischen Masken fest. Im Februar 2021 wurden bei der Verteilaktion über drei Millionen Stück der «Love is Power»-Masken in Umlauf gebracht.
An wen genau welche Menge der minderwertigen Hygienemasken gingen, will die Armee nicht sagen. Gemäss Tamedia soll aber möglicherweise ein Teil der Masken auch bei der Armee selber zum Einsatz gekommen sein.
Für Kritik sorgt vor allem der Zeitpunkt des Einsatzes der Masken. Schliesslich wären Anfangs 2021 qualitativ bessere Masken zu vernünftigen Preisen verfügbar gewesen.
Armeesprecher Stefan Hofer verteidigt das Vorgehen hingegen: «Bei Medizinprodukten der Klasse I, unter welche auch Hygienemasken fallen, erklärt der Hersteller in Eigenverantwortung die Konformität seines Produktes.» Die Armeeapotheke habe die Konformitätserklärung der «Love is Power»-Masken «geprüft und für gut befunden».
Beim Test im Labor Spiez habe es sich lediglich um eine «Vergleichsprüfung» gehandelt. Diese hätten «keine Aussagekraft bezüglich einer Normerfüllung oder der Qualität eines Produktes». Der Rückruf der Masken in Bayern sei der Armeeapotheke nicht bekannt gewesen.