Schweizer Börse blickt auf erfreuliches Halbjahr 2024 zurück
Im Börsenjahr 2024 zeigen sich zwar starke Kursgewinne, jedoch bleiben trotz dieser positiven Entwicklung einige Unsicherheiten bestehen.
Wäre das Börsenjahr 2024 nun zu Ende, dürften die meisten Anleger mit der Kursentwicklung wohl zufrieden sein. Denn ein Kursgewinn von gegen zehn Prozent gilt als überdurchschnittlich. Doch der Börsenhimmel ist nicht so klar, wie es den Anschein macht. Und es ziehen neue Wolken auf.
Konkret hat der Schweizer Leitindex SMI bis zu Beginn der letzten Woche im ersten Halbjahr knapp acht Prozent auf gut 12'000 Punkte zugelegt. Rechnet man noch die Dividenden hinzu, sind es gar gut elf Prozent. Damit kann der SMI gut mit dem deutschen DAX (+8,4 %) mithalten.
Aber die US-Technologiebörse Nasdaq oder der viel beachtete US-Index S&P 500, die im Gegensatz zum SMI auch noch praktisch auf Rekordhoch stehen, haben mit einem Plus von knapp 18 bzw. 15 Prozent noch besser abgeschnitten.
Inflation verliert ihren Schrecken
Es gibt mehrere Gründe für die starke Entwicklung. Die Inflation hat viel von ihrem Schrecken verloren. Dies hat Zinssenkungsfantasien geweckt und den Börsen den Treibstoff für steigende Kurse geliefert. Dazu kam die Hoffnung auf eine Aufhellung der Konjunktur in Europa und damit verbunden auf steigende Unternehmensgewinne.
Doch wie so oft, ist weder die Entwicklung der Inflation noch die an den Börsen eine Einbahnstrasse. Und es kam auch zu Rückschlägen. Nach einem verhaltenen Jahresauftakt setzte im Februar ein Aufwärtstrend ein, dem im März eine Korrektur folgte und die anfänglichen Jahresgewinne wieder ausradierte. Doch im Mai setze erneut eine kräftige Hausse ein, die dann auch für neue Höchstwerte an vielen den Börsen sorgte. Doch seit Anfang Juni konsolidiert der Markt wieder.
Technologiewerte sind gefragt
Gesucht waren im Mai vor allem Technologiewerte. Denn alles, was irgendwie mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Verbindung gebracht werden kann, wurde gekauft. Der Hype um KI sorgte vor allem in den USA für neue Kursrekorde.
Die Börsenbewertung einzelner US-Unternehmen wie Nvidia, Apple und Microsoft stieg in neue Sphären. So beträgt der Wert des KI-Chip-Herstellers Nvidia alleine mit mehr als drei Billionen Dollar rund das 3,5-Fache des Schweizer BIP.
Damit konnte der SMI nicht mithalten. Denn dieser wird von den defensiven Pharmaschwergewichten Novartis und Roche sowie dem Nahrungsmittelriesen Nestlé dominiert. Und da die Musik im Technologiebereich spielt, stach die defensive Karte eben nicht.
Neue Unsicherheiten am Horizont
Doch ob die Gewinne über das Jahr gebracht werden können, ist ungewiss. Denn es ziehen neue Unsicherheiten am Horizont auf. In Frankreich etwa wird am 30. Juni und am 7. Juli gewählt. Nachdem der amtierende Präsident Emmanuel Macron bei den Europa-Wahlen eine Schlappe eingefahren hat, will er die Nationalversammlung neu bestellen.
Dabei fürchten die Anleger, dass Macron verlieren und das bereits hoch verschuldete Frankreich danach noch weniger schuldenbewusst agieren könnte. Ein Zeichen dieser Bedenken ist der Franken, der trotz Zinssenkung zum Euro neue Muskeln zeigt.
Zudem nähert sich mit den USA-Präsidentenwahlen im November ein weiterer Faktor, der an den Märkten neue Turbulenzen auslösen könnte. Je nach Wahlausgang drohen geopolitisch und weltwirtschaftlich neue Krisenherde.
Geldpolitik bleibt straff
Dazu will die US-Notenbank Fed mit dem Hinweis auf die Inflation und die gute Verfassung der US-Wirtschaft die Geldpolitik einfach noch nicht lockern. «Bisher ist das gut gegangen wegen des Hypes rund um KI», sagt ein Händler. «Doch sollte die Wirtschaft an Fahrt verlieren, könnte dies plötzlich zum Gamechanger werden und eine Zinssenkung dann an den Märkten gar negativ aufgenommen werden.»
Vor diesem Hintergrund, so meint ein Händler, würden sich wohl die meisten Schweizer Anleger mit einem Gewinn von elf Prozent Ende Jahr bestimmt zufriedengeben.