Schweizer Firmen schweigen plötzlich über Diversität
Auch Schweizer Firmen schweigen zu Diversität oder streichen entsprechende Passagen. Grund ist Donald Trump, der DEI-Programme in den USA bekämpft.

Das Wichtigste in Kürze
- Roche, Novartis und die UBS streichen Diversitätsziele oder schweigen dazu.
- Donald Trump bekämpft solche in den USA und droht mit Untersuchungen.
- Global tätige Firmen stehen deswegen vor grossen Herausforderungen.
Als Teil seines Kampfes gegen «Wokeness» wehrt sich Donald Trump gegen DEI. Die drei Buchstaben stehen für «Diversity, Equity, Inclusion» (Vielfalt, Gleichberechtigung, Einbeziehung) und beschreiben Massnahmen zur Förderung von Frauen und Minderheiten. Bei Behörden hat der US-Präsident sie bereits verboten, bei Unternehmen übt er über einen Umweg Druck aus.
Und das hat auch Auswirkungen auf Schweizer Konzerne, wie «Tamedia» berichtet. So wurden die Mitarbeiter von Roche darüber informiert, dass in den USA und in globalen Publikationen keine DEI-Begriffe verwendet werden. Man werde auch Arbeitsweisen und Programme überprüfen und anpassen, «um gesetzliche Vorschriften einzuhalten».
Erst kürzlich hatte Roche noch gesagt, das Engagement für DEI habe eine lange Tradition. Es sei fest in der Kultur des Unternehmens verankert. Auch jetzt sagt der Pharmariese, man setze sich weiterhin für ein inklusives Arbeitsumfeld ein.
Auch Novartis hat vor wenigen Wochen die Passage zu Vielfalt von seiner Website gelöscht, wie die NZZ berichtet. «Vielfalt, Gleichberechtigung und Einbeziehung sind ein wesentlicher Bestandteil der Novartis-Kultur und fester Bestandteil unserer Arbeit.» Dieser Satz steht nun nicht mehr.
UBS: Leistungsprinzip im Vordergrund
Die Grossbank UBS hat ebenfalls das Kapitel zu DEI aus ihrem aktuellen Geschäftsbericht gestrichen. Immerhin steht aber noch, dass man ein diverser und inklusiver Arbeitgeber sein wolle. Gegenüber «Tamedia» schreibt sie, sie wolle weiterhin vielfältige Mitarbeitende rekrutieren, entwickeln und fördern. Im Vordergrund stehe aber bei allen Entscheidungen das Leistungsprinzip.
Das Leistungsprinzip nennt auch Donald Trump als Grund für seinen Kampf gegen DEI. Aus seiner Sicht verstossen Massnahmen zur Förderung von Frauen und Minderheiten dagegen. Zudem sieht er in DEI Diskriminierung und hat entsprechende Konsequenzen angedroht.
So vermutet der US-Präsident, dass Firmen gegen das Gleichstellungsgesetz verstossen haben könnten. Die Staatsanwaltschaft wurde beauftragt, Unternehmen ausfindig zu machen, bei denen sich eine entsprechende Untersuchung anbieten würde.
«Schwerwiegende Ängste»
Solche Untersuchungen sind laut Unternehmensberater Lukas Hartig der «Grund Nummer eins» für nächtliche Sorgen bei CEOs. Sie lösten «schwerwiegende Ängste» aus, sagte er der «Financial Times». Die Anwaltskanzlei Baker McKenzie riet ihren Kunden deshalb im Januar, die DEI-Massnahmen zu prüfen. Sie warnt, dass es möglicherweise Klagen geben könnte.
In den USA müssen global tätige Firmen bei der Förderung von Minderheiten also vorsichtig sein. In den meisten anderen westlichen Ländern liefen die Vorgaben aber in die entgegengesetzte Richtung, sagt Marquard Christen. Das stelle solche Unternehmen vor «grosse Herausforderungen», so der Anwalt der Kanzlei CMS zu «Tamedia».
Um global einheitlich auftreten zu können, würden sich wohl viele bald am Minimum orientieren. So könne verhindert werden, sich in den USA «zu exponieren».
Die UBS spricht in ihrem Bericht von den widersprüchlichen Gleichstellungsvorschriften. In bestimmten Ländern sei sie verpflichtet, Diversitätsziele zu setzen, die in anderen als illegal galten. Oder «den Erwartungen der Aufsichtsbehörden zuwiderlaufen».