Schweizer haben noch wenig Lust auf Kreuzfahrten
«Die Reservationen für Kreuzfahrten erholen sich langsamer als andere Reisesegmente», sagte Hotelplan Suisse-Chefin Nicole Pfammatter gegenüber AWP.
Sie geht davon aus, dass die Buchungen für Kreuzfahrtschiffe im Gesamtjahr 2022 weniger als die Hälfte des Niveaus von 2019, also vor der Pandemie, erreichen werden.
Es gebe aber Anzeichen, dass sich die Nachfrage auch in diesem Segment zunehmend erhole, fügte sie an. Darauf deuteten die Reservationen für das kommende und das übernächste Jahr hin, insbesondere in den hochpreisigen Segmenten der exklusiveren und kleineren Schiffe.
Hotelplan rechnet damit, dass sich hier die Nachfrage mittelfristig wieder auf das Vor-Krisenniveau erholen wird. «Kreuzfahrtschiffe haben nichts von ihrer Attraktivität eingebüsst», so Pfammatter.
Global gesehen spreche die Tendenz für eine Erholung der Kreuzfahrten, sagte auch Kevin Bubolz, Verantwortlicher für die Region Kontinentaleuropa bei der Schifffahrtsgesellschaft Norwegian Cruise Line (NCL). Der Markt Schweiz halte allerdings noch nicht mit.
«Unsere Kunden in der Schweiz halten sich derzeit noch zurück (...), dennoch sind wir optimistisch, dass sich auch der Schweizer Markt in den kommenden Woche erholen und das Vorkrisenniveau wieder erreichen wird», fügte Bubolz an. Die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) ist ihm zufolge der wichtigste Markt für NCL innerhalb Kontinentaleuropas.
Was allerdings bremse, seien externe Faktoren wie die hohe Inflation oder der Krieg in der Ukraine, der verschiedene Änderungen bei den Reiserouten der Schiffe notwendig gemacht habe.
Die Schweizer ziehen laut Bubolz Abfahrten von Häfen vor, die per Auto erreichbar sind, zeigen sich aber auch offen für Neuentdeckungen ausserhalb Europas wie etwa den Panama-Kanal, Südamerika, Australien oder Neuseeland.
Auch Hotelplan sieht das Mittelmeer als bevorzugte Kreuzfahrtregion der Schweizer. Gut nachgefragt seien aber auch Regionen wie die Nordsee, die britischen Inseln oder Island, erklärte Pfammatter. Die Buchungen für Winterdestinationen wie die Karibik oder die Arabischen Emirate litten dagegen unter den coronabedingten Reiserestriktionen.
Die Kreuzfahrt-Industrie ist eine der am härtesten von der Pandemie betroffenen Branchen. Der Dachverband Cruise Lines International Association (CLIA) schätzte vor kurzem, dass die Frequenzen auf den Kreuzfahrtschiffen erst 2023 wieder das Niveau von 2019 erreichen dürften.
Darüber hinaus ist die Branche auf wenige Anbieter konzentriert: Die vier Gesellschaften Carnival, Royal Caribbean Cruises, NCL und MSC teilen sich mehr als 80 Prozent der weltweiten Kapazitäten.