Schweizer Hunde haben plötzlich neurologische Probleme
Das sogenannte Werwolf-Syndrom sorgt bei Hundebesitzern und Tierärzten für Fragezeichen. Von der vermuteten Vergiftung betroffen sind auch Hunde in der Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz werden Hunde wegen des sogenannten Werwolf-Syndroms behandelt.
- Betroffene Hunde haben etwa Panikattacken und sind ausser sich.
- Tier-Expertinnen vermuten eine Vergiftung durch einen Kauknochen.
Seit Monaten fallen in Europa einige Hunde durch abnormales Verhalten auf.
Sie zeigen schwere neurologische Symptome: Die Tiere jaulen und bellen andauernd und laut, haben plötzlich Panikattacken und machen unkontrollierte Bewegungen. Auch zu epileptischen Anfällen soll es schon gekommen sein.
Wegen des Heulens spricht man mittlerweile vom «Werwolf-Syndrom».
Mehrere Fälle in der Schweiz
Die Ursache ist bislang noch unklar. In Finnland, den Niederlanden und Dänemark gab es bereits Rückrufe für bestimmte Hunde-Produkte verschiedener Marken. Darunter auch Kauknochen.
Neben den genannten Ländern wurden etwa auch in Deutschland und Frankreich Fälle vermeldet.
Nun ist klar: Auch in der Schweiz gibt es Hunde mit dem Werwolf-Syndrom. Das berichten die «CH Media»-Zeitungen, die eine entsprechende Umfrage lanciert haben.
Dem Bericht zufolge wurden Hunde etwa an folgenden Schweizer Orten behandelt: dem Universitären Tierspital Zürich, der Tierklinik Marigin in Feusisberg, einer Aargauer Tierklinik und der Kleintierklinik der Universität Bern.
Bei letzterer arbeitet Tierneurologin Arianna Maiolini als Oberärztin. Sie sagt, dass auch Fälle aus der Zentralschweiz und Lausanne bekannt seien.
Ihr fiel das Syndrom bei einem Hund erstmals im November auf. «Er zeigte akute Panikattacken, die sich von anderen Krankheitsbildern wie beispielsweise Epilepsie unterscheiden.»
Ein anderes Beispiel liefert Tierneurologin Julia Prümmer von der Marigin-Tierklinik in Feusisberg. Sie erzählt von einer zweijährigen Golden-Retriever-Hündin, die bis dahin unauffällig war.
«Plötzlich bekam die Hündin Panikattacken und wurde hochgradig aggressiv. Sie ist mehrfach weggerannt und musste von der Polizei eingefangen werden. Auch zu Hause liess sie sich nicht beruhigen. Sie sprang in die Scheiben, weil sie derart ausser sich war.»
Ursache ist (noch) ein Rätsel
Den Expertinnen und Experten ist die genaue Ursache für das «Werwolf-Syndrom» bislang nicht klar.
In Deutschland wurde von der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Ludwig-Maximilians-Universität in München unterdessen eine Studie lanciert.
Forschende vermuten eine Vergiftung durch Toxine aus bestimmten Rinder-Kauknochen. Doch um was für Toxine es sich handeln könnte, ist unbekannt.
Laut Prümmer ist nur klar, «dass sich die Stoffe auf das zentrale Nervensystem – insbesondere das Grosshirn – auswirken.»
«Schwere Anfälle»
Tödlich scheint das Werwolf-Syndrom nicht zu sein. Die Tiere leiden Tage bis Wochen an den Symptomen. Das sagte Nina Meyerhoff von der Tierärztlichen Hochschule Hannover der Presseagentur Nachrichtenagentur dpa. Die Laboranalysen der Hochschulen seien noch nicht abgeschlossen.
Extrem erregte Tiere erhielten zeitweise stark sedierende und angstlösende Medikamente. Früh betroffene Hunde in Europa seien aus Sicherheitsgründen oder wegen sehr starker Symptome eingeschläfert worden.
«Wir haben es mit einem neuen Krankheitsbild zu tun, das zu schweren Anfällen führt. Allerdings sind verhältnismässig wenige Tiere betroffen», sagt Neurologin Maiolini.