Migros

Halter leinen Hunde nicht vor Migros & Coop an – aus Angst

Sina Barnert
Sina Barnert

Köniz,

Viele Halterinnen und Halter wollen ihren Hund nicht mehr vor einem Geschäft anleinen. Die Gründe: Angst vor Diebstahl – und Fremde, die den Hund anfassen.

Hund Anbinden Geschäft
Nau.ch-Leserin Melissa Z. bindet ihren Hund Simba nie vor einem Geschäft an. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Hundehalter scheuen sich davor, ihren Hund vor einem Geschäft anzuleinen.
  • Die Gründe dafür: Diebstahl, fremde Menschen, andere Hunde.
  • Schweizer Detailhändler machen bislang wenig, um die Hunde der Kundschaft zu schützen.

Der Hund ist bekanntlich der beste Freund des Menschen. Doch in einige Geschäfte dürfen Bello und Waldi nicht mitkommen.

Wenn Frauchen oder Herrchen bei Migros, Coop oder Denner einkaufen, ist es den Hunden verboten, sie zu begleiten. Auch bei Apotheken, Drogerien und weiteren Läden, die keine Hunde erlauben, müssen die Tiere draussen bleiben.

Einzige Ausnahme: Assistenzhunde, die beispielsweise eine sehbehinderte oder autistische Person begleiten.

Hast du ein Haustier?

Dass Hunde diese Geschäfte nicht besuchen dürfen, ist nicht unproblematisch.

Die Folge: Immer mehr Hundehalterinnen und Hundehalter gehen nicht mehr einkaufen, wenn sie das Tier bei sich haben.

Fremde fassen Hunde ungefragt an, Diebstähle nehmen zu

Hundehalterin Melissa Z.* erzählt: «Ich leine meinen Hund nie vor einem Geschäft an.»

Denn: «Mein Hund Simba ist klein. Da haben Fremde offenbar nur eine niedrige Hemmschwelle, ihn anzufassen.»

Und das, obwohl man Tiere, die man nicht kennt, nicht ohne Erlaubnis anfassen sollte.

Hund Simba
Melissa Z. bindet Hund Simba nie vor einem Geschäft an, denn sie fürchtet, er könnte von Fremden berührt oder gestohlen werden. - zVg

Zudem fürchtet Melissa Z., dass ihr Hund gestohlen werden könnte. Denn: «Simba findet Menschen grundsätzlich cool. Er würde vielleicht mitgehen, wenn er abgeleint würde.»

Und tatsächlich: In den letzten Jahren hat Hundediebstahl in ganz Europa zugenommen. Davor warnt unter anderem die Tierschutzorganisation Vier Pfoten im ganzen deutschsprachigen Raum.

Hündin bereits traumatisiert

Nicht nur Melissa Z. würde ihren Simba nie vor einem Geschäft anbinden. Auch Natalia Y.* leint ihre Hündin nicht an.

Ihr Grund: «Ich habe meine Hündin Snow aus dem Tierschutz. Sie ist bereits traumatisiert.»

Darum könne sie ihr nicht zumuten, angeleint allein zu sein, denn: «Ich weiss nicht, wie sie reagieren würde, wenn ein fremder Hund oder Mensch auf sie zukäme.»

Natalia Y. moniert: «Offenbar wissen viele Leute nicht, dass man fremde Hunde nicht ungefragt streicheln darf.»

Auch Hans-Ulrich Beer, Zentralpräsident des Hundeverbands Schweizerische Kynologische Gesellschaft, sagt: «Meine persönliche Meinung ist klar. Ich würde meinen Hund nicht einfach vor einem Geschäft anbinden.»

Eine Ausnahme mache er nur, wenn er den Hund vom Geschäft aus beobachten könne.

Hund vor dem Geschäft anleinen: «Gefahren sind real»

Gründe, die man bei Vier Pfoten Schweiz gut verstehen kann.

Die Kampagnen-Koordinatorin Haustiere, Yasmine Wenk, sagt auf Anfrage: «Es gibt mehrere wichtige Gründe, warum Hunde nicht vor Geschäften oder an öffentlichen Orten angebunden werden sollten. Diese Gefahren und Risiken sind durchaus real einzuschätzen.»

Nebst den von den Nau.ch-Leserinnen genannten Gefahren gebe es auch noch andere, die gegen das Anbinden der Hunde in der Öffentlichkeit sprechen würden: Wenn man den Hund unbeaufsichtigt lasse, könne er von Menschen angefasst, bedrängt oder gar gestohlen werden, so Wenk.

Etwas, das Hans-Ulrich Beer ebenfalls betont: «Leider haben wir nicht nur Hundeliebhaber in der Schweiz. Es könnte auch Gefahr bestehen, dass ein Hund von einer Person getreten wird.»

Tiere können sich verletzen

Yasmine Wenk führt noch weitere Gründe ins Feld, die gegen das Anleinen eines Hundes vor einem Geschäft sprechen.

Es bestehe die Gefahr, dass sich ein Tier verletze, wenn es in Panik gerate und sich losreissen wolle.

Sollten Hunde in Geschäfte dürfen?

Auch das Wetter könne ein Problem darstellen, erklärt Vier-Pfoten-Kampagnenleiterin Wenk. «Je nach Wetterlage kann das Warten vor einem Geschäft für den Hund unangenehm oder sogar gefährlich sein.»

Denn: «Im Sommer kann es zu Überhitzung kommen, und im Winter kann der Hund unter Kälte oder Nässe leiden.»

Ein weiterer Grund: «Viele Hunde sind unruhig oder ängstlich, wenn sie allein gelassen werden, insbesondere in belebten oder unbekannten Umgebungen.»

Dies könne zu übermässigem Bellen, Zerren an der Leine oder anderem auffälligen Verhalten führen, erklärt Wenk. «Hunde können auch Angst vor lauten Geräuschen, Menschenmengen oder anderen Tieren entwickeln.»

Besitzer verlieren die Kontrolle

Das Wichtigste sei aber: «Wenn ein Hund vor einem Geschäft angebunden ist, verliert die Besitzerin oder der Besitzer die direkte Kontrolle über ihn.»

Und nicht nur das. Man verliere auch die Möglichkeit zu helfen, falls der Hund belästigt oder geärgert werde, so Wenk weiter.

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Auch auf Youtube wird erklärt, warum man Hunde nicht vor Geschäften anleinen sollte. - Youtube / @animallearn

Das könne Folgen haben, denn: «Ein Hund könnte auf andere Hunde, Kinder oder Menschen reagieren, was zu Konflikten oder unangemessenem Verhalten führen kann. Egal was in der Abwesenheit passiert, der Hundehaltende ist für jedes Fehlverhalten seines Hundes vollumfänglich haftbar.»

Doch was tun Schweizer Geschäfte, insbesondere Lebensmittelgeschäfte, um die Bedenken der Hundehaltenden zu zerstreuen?

Detailhändler wissen von den Sorgen der Kundschaft

Auf Anfrage teilt die Migros mit: «Wir sind uns bewusst, dass einige Hundehalterinnen und Hundehalter ihre Tiere lieber mit ins Geschäft nehmen möchten.»

Dies sei aber gemäss der Hygieneverordnung des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) nicht möglich.

«In Filialen, in denen Lebensmittel verkauft werden, ist es nicht erlaubt, Hunde mitzuführen. So ist es darum auch in unseren Migros-Supermärkten. Dies selbstverständlich mit Ausnahme von Assistenzhunden.»

Aber, so die Migros: «In unseren Restaurationsbetrieben dürfen Hunde mitgeführt werden. Und auch in unseren «Do it + Garden»-Filialen, die keine Lebensmittel führen, können Haustiere unter bestimmten Bedingungen erlaubt sein.»

Auf die Hygieneverordnung des EDI verweisen auch Coop und Aldi. Zudem empfiehlt Aldi, Hunde «wenn möglich zu Hause zu lassen».

Für Lidl sind «der Schutz und das Wohlbefinden der Tiere ein grosses Anliegen». Deshalb stelle man gut sichtbare Anbindemöglichkeiten zur Verfügung.

Kommentare

Anonym

Man kann sich Lebensmittel auch nach hause liefern lassen. Problem gelöst. Ich will auch nix kaufen das vom Hund schon angesabbert wurde

User #3393 (nicht angemeldet)

Habt ihr gehört, Martina Bircher ist gestürzt. Wollte sie trösten, aber die Funktionen sind geschlossen.

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