In Deutschland braucht es in einer Kirche Eintrittskarten, um dem Gottesdienst an Heilig Abend beizuwohnen. Schweizer Gläubige reagieren irritiert.
Ein kleiner Junge hält eine Kerze an der Mitternachtsmesse.
Ein kleiner Junge hält eine Kerze an der Mitternachtsmesse. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland vergibt eine Kirche Eintrittskarten zum Gottesdienst an Heilig Abend.
  • Schweizer Kirchenorganisationen reagieren irritiert.
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Eintrittskarten, um dem Gottesdienst an Heilig Abend beizuwohnen? Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist in der evangelischen Kirche in Essen-Haarzopf (D) Realität. Nachdem es vergangenes Jahr Tumulte gab, müssen Interessenten dieses Jahr im Vornherein eine Gratis-Eintrittskarte besorgen. Die Besucherströme sollen so planbarer werden.

333 Sitzplätze gibt es laut der «Westdeutschen Allgemeine Zeitung» – und keinen Platz mehr. Stehen darf niemand, da die Auflagen des Bauamtes dies verbieten würden. In der Schweiz sind Eintrittskarten für den Gottesdienst an Heilig Abend kein Thema. Im Gegenteil – die Massnahmen lösen Irritation aus.

Der Verband der Katholischen Kirche im Kanton Zürich zeigt sich gegenüber Nau empört. Eintrittskarten würden «nicht dem Gedanken der katholischen Gastfreundschaft entsprechen, der niemanden vom Gottesdienst ausschliesst.» Ein massiver Ansturm in die Kirche würde sich zudem von selbst regeln. 

Es geht auch ohne Tickets

In der Kirchengemeinde Aarau kam es 2017 jedoch fast zu einer Überlastung. Der Fernsehgottesdienst vom 24. Dezember war sehr populär. Doch statt Eintrittskarten für die limitierten Plätze zu vergeben, wurde der Gottesdienst kurzerhand ins benachbarte Kirchgemeindehaus per Stream übertragen. So konnten ihm alle beiwohnen.

Eine Messe an Heilig Abend.
Eine Messe an Heilig Abend. - Keystone

«Es gibt immer andere Möglichkeiten, als Menschen vor der Kirche abzuweisen», sagt Katharina Dunigan, Leiterin Kommunikation des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK). Zudem versuche man, bei vielen Besuchenden mehrere Gottesdienste am selben Tag abzuhalten. Generell würde aber ein solch hoher Besucherandrang begrüsst.

Ähnlich klingt es bei Hansruedi Kleiber, Präfekt der Luzerner Jesuitenkirche. Auf die Frage, ob er solche Zustände begrüssen würde, muss Kleiber lachen. «Es freut mich immer, wenn viele Leute in die Kirche kommen», so Kleiber. Generell sei es schöner, wenn Menschen Heilig Abend in einer gut besetzen Kirche feiern könnten. Zu den Eintrittskarten meint er: «Ich wäre nie auf diese Idee gekommen.»  

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