Schweizer Studie: Stigmatisierung von HIV-Patienten weit verbreitet
HIV-Patientinnen und -Patienten werden in der Schweiz oft Opfer von Stigmatisierung. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Pilotstudie.
Vier Jahrzehnte nach der Entdeckung von HIV sind Vorurteile und falsche Vorstellungen über die Krankheit nach wie vor weit verbreitet. Auch in der Schweiz, wie neue Zahlen zur Stigmatisierung von Betroffenen zeigen.
Warnungen vor HIV-Patienten
Neun von zehn HIV-Betroffenen gaben in einer Pilotstudie an, dass sie sehr vorsichtig seien, wem sie erzählten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass HIV-bezogene Stigmatisierung in allen demografischen Gruppen weit verbreitet ist. Untersucht wird die Stigmatisierung von HIV-Patientinnen und -Patienten von Eleftheria Kampouri vom Universitätsspital Lausanne (Chuv).
«Auch im Zusammenhang mit dem Gesundheitswesen erleben HIV-Betroffene Stigmatisierungen», sagte Dominique Braun im Gespräch mit Keystone-SDA. Er forscht am Universitätsspital Zürich zu HIV. So komme es etwa vor, dass durch ganze Arztpraxen vor HIV gewarnt werde, wenn ein Patient oder eine Patientin zur Behandlung komme.
Schweizweite Kohortenstudie
Die Pilotstudie zur Stigmatisierung wurde zu einer grösseren, schweizweiten Studie erweitert, deren Ergebnisse noch nicht veröffentlicht wurden. Sie ist ein Projekt der sogenannten HIV-Kohortenstudie. Bei Kohortenstudien wird eine definierte Gruppe von Patientinnen und Patienten, eine sogenannte Kohorte, über einen bestimmten Zeitraum immer wieder untersucht.
Die Schweizerische HIV-Kohortenstudie wurde 1988 ins Leben gerufen. Seit dem Start haben rund 22'000 Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer mit HIV daran teilgenommen. Sie ist die bislang umfassendste Langzeitstudie in der Schweiz.
Beteiligt daran sind fünf Universitätsspitäler, zwei Kantonsspitäler sowie weitere 16 Spitäler und 45 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Gemäss Schätzungen sind 75 Prozent aller behandelten HIV-Infizierten der Schweiz in der Kohorte.