Schwund im Kerngeschäft: Cirillo wollte mit digitaler Post wachsen
Die Post zieht eine positive Bilanz: Cirillo führte das Unternehmen aus der Vertrauenskrise und es steht heute solider da als vor sechs Jahren.
Nach dem Skandal um erschlichene Postauto-Subventionen führte der neue Postchef Roberto Cirillo ab 2019 die angeschlagene Post in eine neue Ära. Zukäufe und grosse Investitionen ins digitale Geschäft sollten Einbrüche im Kerngeschäft mit Briefen und Paketen kompensieren. Umstrittene Entscheide brachten ihm aber auch Kritik ein.
Die Post zog am Freitag in einer Medienmitteilung erwartungsgemäss eine glänzende Bilanz: Cirillo habe die Post aus der damaligen Vertrauenskrise geführt, und heute stehe das Unternehmen «solider» da als noch vor sechs Jahren. Die Konzernstrategie «Post von morgen» sei erfolgreich umgesetzt.
Spekulationen über Cirillos Rücktritt
Im Gegensatz dazu war allerdings in den Medien seit Längerem über seinen Rücktritt spekuliert worden. Ihm wurde mit Verweis auf die Geschäftszahlen vorgeworfen, nicht vom Fleck zu kommen. Gewerkschaften und Konsumentenkreise beklagten wegen des Abbaus bei den Poststellen einen Kahlschlag beim Service public.
Und der Entscheid, in Thüringen (D) für Millionen Franken Wald für eine CO2-Kompensation zu kaufen und gleichzeitig die Briefmarken-Preise zu erhöhen, erzürnte sogar Bundesparlamentarier. Cirillo stand vor grossen Herausforderungen. «Wir brauchen etwa sieben bis acht Pakete, um gleich viel zu verdienen wie mit einem einzigen Brief», sagte er einmal in einem Interview.
Investitionen, Preiserhöhungen und Personalabbau
Mit Investitionen ins digitale Geschäft wollte die Post auf das abnehmende Brief- und Paketgeschäft sowie die rückläufigen Schalterzahlungen reagieren und auf sich verändernde Bedürfnisse der Bevölkerung und der Wirtschaft Rechnung tragen. Das Rezept lautete ausserdem: Preiserhöhungen etwa für die Briefpost, Effizienzmassnahmen, Personalabbau wie zuletzt bei Postauto mit bis zu 70 Kündigungen sowie gezielte Zukäufe.
So übernahm der Konzern unter anderem den Cloud-Anbieter Tresorit, den Anbieter von digitalen Werbeplattformen Livesystems und die Administrationshilfe Klara. Allerdings konnte Cirillo einige Massnahmen weniger schnell umsetzen als ursprünglich gewollt, wie das Unternehmen im Finanzbericht 2023 einräumte.
So wuchs etwa der Bereich Kommunikations-Services mit den akquirierten Unternehmen langsamer als geplant. Die Post stieg auch in die Themen elektronische Identität, Patientendossiers und E-Voting ein. Die Öffnung des Poststellennetzes war ebenfalls eine zentrale Idee. Das Postnetz soll beispielsweise als Dienstleistungszentrum breiter genutzt werden.
Post plant Filialschliessungen und Investitionen in Filialerneuerung
Die Post sprach selber stets von «robusten Zahlen». Ernüchterung stellte sich dennoch in den vergangenen Jahren ein. Im Geschäftsjahr 2023 sank der Konzerngewinn auf 254 Millionen Franken. 2022 waren es 295 Millionen Franken gewesen, 2021 noch 452 Millionen.
Trotz Akquisitionen und zeitweise einer Zunahme des Personalbestandes sank das Betriebsergebnis in den letzten Jahren. Cirillo kommentierte stets, die Finanzlage sei stabil und die Investitionen in neue Dienstleistungen würden sich langfristig auszahlen.
Im Kernbereich setzte Cirillo auch den Sparhebel an. Erst im vergangenen Jahr hatte die Post angekündigt, bis 2028 rund jede fünfte ihrer Filialen schliessen zu wollen. In vier Jahren soll es so noch 600 Poststellen und dafür 2000 bediente Standorte geben. Gleichzeitig will das Unternehmen 100 Millionen Franken in die Erneuerung der Filialen investieren, damit diese auch in Zukunft für die Bevölkerung relevant bleiben.