Senioren leben immer häufiger allein in Riesen-Wohnungen
Laut Experten könnte der Bau von Alterswohnungen die Wohnungsnot bekämpfen. Denn: Viele Senioren leben allein in viel zu grossen Häusern.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Rentner leben oft alleine auf zu vielen Quadratmetern.
- Geeignete Alterswohnungen zu finden, ist extrem schwierig.
- Dabei würde so viel Wohnraum für junge Familien frei werden.
Knapp die Hälfte der über 80-Jährigen in der Schweiz leben in drei oder mehr Zimmern pro Person. Vor 20 Jahren war es noch gut ein Drittel – das Problem verschärft sich und trägt zum Wohnungsmangel bei.
Den sogenannten «Remanenzeffekt» können viele wohl auch im eigenen Umfeld beobachten: Wenn die Kinder ausziehen, bleiben die Eltern in einem viel zu grossen Haus oder einer viel zu grossen Wohnung. Seniorenhaushalte belegen laut Statistik 71 Quadratmeter pro Person, berichten die Tamedia-Zeitungen. Familienhaushalte nutzen hingegen nur halb so viel, also 32 Quadratmeter pro Kopf.
Rosmarie A. sucht kleinere Wohnung
Als Beispiel dafür nennen die Zeitungen die 79-jährige Rosmarie A. Sie wohnt seit über 20 Jahren in einer 116 Quadratmeter grossen Wohnung mit Garten. Damals zog sie mit ihrem Mann ein – jetzt ist sie verwitwet und kämpft mit Gleichgewichtsstörungen. Das erschwert den Unterhalt von Wohnung und Garten.
Deshalb würde die Rentnerin gerne in eine geeignetere, kleinere Wohnung umziehen. Mit dem aktuellen Wohnungsmarkt ist das aber gar nicht so einfach. Vor allem, da Rosemarie unbedingt in Bassersdorf ZH bleiben möchte. «Hier bin ich zu Hause», erklärt sie den Zeitungen.
Für eine 2,5-Zimmer-Wohnung in einer Genossenschaftssiedlung ist sie an 24. Stelle auf der Warteliste. Solange sie auf diese warten muss, wird auch ihre grosse Wohnung nicht frei.
Zürcher Rentner warten zehn Jahre auf Wohnung
Rosmarie A. ist nicht die einzige, mit diesem Problem, wie die Zeitungen berichten. In der Stadt Bern habe eine Umfrage unter den über 75-Jährigen gezeigt, dass viele sich mehr hindernisfreie Wohnungen wünschen. In der Stadt Zürich fehlen solche Unterkünfte noch dringender: Bis zu zehn Jahre müssen Senioren warten, bis die Stiftung Alterswohnungen ihnen ein Angebot machen kann.
Da ist es kein Wunder, dass viele Pensionierte einen Umzug gar nicht in Betracht ziehen. Zudem seien laut Umfragen viele zufrieden mit ihrem Daheim. So verbinden sie mit dem Ort, an dem etwa ihre Kinder aufgewachsen sind, auch viele Emotionen und sind fest verwurzelt.
Eine kleinere Wohnung neu zu beziehen ist zudem oft teurer. Wer lange am gleichen Ort gelebt hat, profitiert von einer tiefen Bestandsmiete oder konnte vor Jahrzehnten günstig bauen. Das ergibt viel Wohnraum, von dem eine junge Familie wohl besser profitieren könnte.
Mehr Alterswohnungen gegen Wohnungsmangel
Um gegen das Problem vorzugehen, müssten mehr Alterswohnungen gebaut werden, schreibt Tamedia. Gemäss Nina Scheu von der Züricher Stiftung Alterswohnungen baue diese ihr Angebot beständig aus. Jedoch sieht sie auch die Genossenschaften und die Privaten in der Pflicht.
Mehr Alterswohnungen würden indirekt auch den Wohnungsmangel bekämpfen. Denn wenn Seniorinnen und Senioren in kleinere Wohnungen ziehen, würden mehr Quadratmeter frei, als man gebaut hat.