Skandal an Tanzakademie Zürich: Alle Lehrer dürfen weiter unterrichten!
Letzte Woche sah sich die Tanzakademie Zürich mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Personelle Konsequenzen gibt es keine, wie sich jetzt herausstellt.
Das Wichtigste in Kürze
- An der Tanzakademie Zürich TaZ soll jahrelang ein Klima der Angst geherrscht haben.
- Mehr als ein Dutzend ehemalige Schülerinnen und Schüler haben Vorwürfe erhoben.
- Bislang hatte das allerdings für keine der Lehrpersonen Konsequenzen.
Die Vorwürfe gegen die Tanzakademie Zürich sind schockierend: Jahrelang soll an der Schule ein Klima der Angst geherrscht haben. Konsequenzen hatte das bislang keine, wie sich nun herausstellt.
«Du tanzt wie ein Krüppel», ist nur eine der Beschimpfungen, die die Betroffenen erlebten. 13 ehemalige Schülerinnen und Schüler berichten von Erniedrigung, Gewalt, einem Zwang zum Abnehmen. So musste ein Body-Mass-Index von 16 bis 18 eingehalten werden – unter Experten gilt dies als untergewichtig. Gewichtsvorgaben, die zu Essstörungen führten.
Den Aussagen zufolge wurde teilweise auch physische Gewalt angewandt. Zahlreiche Schülerinnen litten an Depressionen, Angstzuständen, Mager- und Brechsucht sowie Suizidgedanken. Bei einigen dauere das Leiden noch heute an.
«Haben Palette von Massnahmen ergriffen»
Die Schule hat inzwischen zwar eine Untersuchung eingeleitet – alle Lehrpersonen sind jedoch weiterhin an der TaZ tätig. Das zeigen Recherchen von SRF. «Schweiz aktuell» hat mit Thomas Meier, dem Rektor der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, gesprochen.
Die Vorwürfe hätten die Schule sehr betroffen gemacht, sagt er. Einzelne Vorfälle seien bereits bekannt gewesen, ehe die Medien den Missbrauchsskandal publik machten. «Mir persönlich ein Fall 2015, ein anderer 2016. Wir haben danach eine ganze Palette von Massnahmen ergriffen», versichert Meier.
Damit wollte man einen «Kulturwandel» herbeiführen. Er listet auf: «Wir haben Weiterbildungen gemacht für Dozierende, anonyme Umfragen bei den Schülerinnen und Schülern, Elterngespräche eingeführt.»
Zudem seien auch Ernährungsberatende und sozialpädagogische Dienste herbeigezogen worden.
Schule streicht BMI-Vorgaben
Konfrontiert mit dem Vorwurf zu den strengen Gewichtsvorgaben sagt Meier: «Das hat unsere Vertrauensärztin festgelegt, eine Sportärztin.»
Die Gewichtsvorgabe sei gesundheitlich motiviert: «Wenn die Jugendliche und die Kinder zu schwer sind, gibt das Probleme mit gewissen Ballettechniken.» Die Gewichtsvorgabe sei eigentlich zum Schutz der Kinder festgelegt worden.
Ab nächstem Jahr fällt die Regelung – von einem Fehler will Meier jedoch nicht sprechen. «Wir haben im März, lange vor dieser Mediengeschichte, beschlossen, den BMI abzulösen. Das war auch wieder ein Input von Expertinnen und Experten.» Diese hätten erklärt, der BMI sei zu wenig aussagekräftig für den Gesundheitszustand eines Menschen.
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Brauchen Sie Hilfe?
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Unter der kostenlosen Hotline 143 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe von Beratern. Diese können die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail sind möglich.