Skeptiker und LGBTQ-Hasser verschandeln Bundesplatz in Bern
Mehrere Personen haben am Montagabend auf dem Bundesplatz menschenfeindliche Botschaften hinterlassen. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesplatz war am Montagabend voll mit homophoben Botschaften.
- Die Polizei hat in diesem Zusammenhang sechs Personen kontrolliert.
- In der LGBTQ+-Community zeigt man sich nach dem Vorfall bestürzt.
Unbekannte haben am Montagabend queerfeindliche, homophobe und Corona-kritische Botschaften auf den Bundes- und Waisenhausplatz in Bern gekritzelt. Das zeigen Bilder eines Nau.ch-Lesers (Video oben).
Mehrere vermummte Personen hätten gegen 21 Uhr mit Kreide auf den Boden geschrieben, berichtet der Augenzeuge. Einer von ihnen habe das Vorgehen sogar noch per Kamera festgehalten.
Auf Telegram haben sich die Gruppen «Mahnwache Langnau», «Stilles Stehen Kirchberg» und «Gray State» mittlerweile zur Kreideaktion bekannt: Die Gruppen sprechen von «dekorativer Gestaltung» – und verkünden selbstgefällig, dass keiner der Beteiligten der Polizei einen Ausweis zeigen musste.
Dinge wie «F*ck LGBTQ» oder «ungeimpft» waren anschliessend vor dem Parlamentsgebäude zu lesen. Das Bundeshaus wurde zudem als «Haus der Lüge» betitelt.
Die Kantonspolizei Bern teilt auf Anfrage mit, dass am Montagabend ein verdächtiges Verhalten auf dem Bundesplatz gemeldet wurde. «In der Folge wurden sechs Personen kontrolliert und Ermittlungen getätigt. Bislang ist in diesem Zusammenhang keine Anzeige bei uns eingegangen.»
Kritzeleien werden entfernt
Auch die Stadt Bern wurde über den Vorfall informiert. Man habe Kenntnis von den Kritzeleien und werde diese in «den nächsten Stunden» entfernen, heisst es am Dienstagmittag auf Anfrage.
Die Regeln sehen dieses Vorgehen vor. «Wenn Kritzeleien im öffentlichen Raum sexistisch, rassistisch, politisch oder ehrverletzend sind, werden diese so rasch wie möglich entfernt», so Rebekka Brönnimann von der Stadt Bern.
«Jedes Mal aufs Neue bestürzt»
Beim Verein Sozialwerk LGBT+ zeigt man sich ob des Vorfalls auf dem Bundesplatz entsetzt. Immerhin fanden erst kürzlich die Pride und die EuroGames in Bern statt.
Vorstandsmitglied Björn Niggemann teilt auf Anfrage mit: «Unsere Vereinsmenschen und Mitarbeitenden sind jedes Mal aufs Neue bestürzt und wünschen sich eine inkludierende und tolerante Gesellschaft. Immer noch müssen queere Menschen für deren Akzeptanz und Gleichberechtigung kämpfen.»
Die Erfassung von «Hate-Crime-Delikten» erfolge nach wie vor nicht flächendeckend und werde oftmals bagatellisiert. «Viele solcher Vorfälle werden leider nicht einmal zur Anzeige gebracht.»
Es wundere ihn deshalb nicht, dass viele Menschen gerne Hate Crime verbreiten. Niggemann: «Getreu dem Motto: ‹Passiert mir ja eh nichts.›»