Skifahren im Corona-Jahr - Wie geht das?

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Engadin,

Praktisch alle Skigebiete öffnen im kommenden Winter. Wie die Länder und Skigebiete mit den Corona-Vorschriften umgehen, ist teils unterschiedlich.

Skifahren coronavirus
Perfekte Skifahr-Bedingungen: Soll es nach Conte, Merkel und Macron gehen, soll über die Festtage auf Skifahren verzichtet werden. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn der Winter kommt, steigt die Vorfreude auf den Schneespass auf zwei Brettern.
  • In diesem Jahr sind die Skigebiete wegen den Hygienemassnahmen besonders gefordert.

Trotz wieder steigender Coronavirus-Zahlen dürften viele Menschen auf die Winterferien hoffen. Die Skigebiete und Ferienregionen wollen ihr Möglichstes dafür tun, dass Touristen trotz der Pandemie nicht ausbleiben. Maskenpflicht, Abstand und Desinfektion bestimmen fast überall die Vorsichtsmassnahmen. Mancherorts wird auch auf Technologie gesetzt.

Schweizer Skigebiete sind optimistisch

«Wir planen wie immer mit viel Vorfreude einen Winter mit einigen Neuigkeiten», sagt Markus Meili, Geschäftsführer der Engadin St. Moritz Mountains AG in Graubünden. In Zermatt, am Fuss des Matterhorns, werden alle Bahnen geöffnet und Pisten beschneit. Zermatt Tourismus hat eigens einen Schlauchschal entwickelt, der über die Nase gezogen vor Viren schützen soll.

«Beim Skifahren gibt es bis auf den Mund-Nasen-Schutz in geschlossenen Transportmittel und den Distanz-Regeln keine Veränderungen», sagt Meili. Simona Altwegg von Zermatt Tourismus sagt: «Auf den Pisten ändert nichts, da man an der frischen Luft ist und der Mindestabstand beim Skifahren gegeben ist.»

Jungfrau-Region
In der Jungfrau-Region waren über Weihnachten zahlreiche Personen auf der Piste. - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Bei den Jungfraubahnen im Berner Oberland mit den Skigebieten Grindelwald, Wengen, Mürren sieht man auch kein Problem. Maskenpflicht gelte in Zügen und Gondeln, zusätzlich könnten fast überall die Fenster geöffnet werden.

«Für die Skilifte und Sesselbahnen wird keine Maskenpflicht herrschen», sagt Sprecherin Kathrin Naegeli. Die Gäste seien ja an der frischen Luft, und die Fahrzeit liege meist unter 15 Minuten. Ob beim Anstehen an Skiliften ein Mund- und Nasenschutz nötig ist, dürften die Kantone noch festlegen.

Après-Ski wird es keines geben

Feiern nach dem Pistentag spiele in der Schweiz kaum eine Rolle, heisst es. Für die Mehrheit der Gäste stünde das sportliche Skifahren und die Gastronomie im Vordergrund, sagt Altwegg.

Und Meili: Das Oberengadin sei nicht bekannt für ausschweifenden Après-Ski. Dass die Saison kein brummendes Geschäft wird, ist allen klar. Ein Einbruch bei der Zahl ausländischer Gäste sei sehr wahrscheinlich, sagt die Sprecherin von Schweiz Tourismus, Martina Bieler.

Österreich muss auf Après-Ski verzichten

«Ski-Vergnügen ja, aber ohne Après-Ski», lautet die Parole, die Österreichs Regierung ausgegeben hat. Essen und Getränke gibt es nur im Sitzen, in Gondeln herrscht Maskenpflicht. Darüber hinaus setzen Behörden, Tourismusverbände und Betreiber je nach Bundesland und Skigebiet auf unterschiedliche Massnahmen.

«Wintersportgebiete wie Ischgl sind im Zuge der Berichterstattung ein Synonym für die Pandemie geworden. Das entspricht natürlich nicht der Realität, aber trotzdem haben viele Menschen Vorbehalte, in diese Gebiete zu reisen. Das nehmen wir sehr ernst», sagt der Direktor des Tourismusverbands St. Anton am Arlberg, Martin Ebster.

Apres Ski
Après-Ski wird im Corona-Jahr nicht möglich sein. - Keystone

Die Bandbreite an Massnahmen ist gross: Ein Multifunktionstuch als Mund-Nasen-Schutz gibt es in manchen Skiorten zu kaufen, anderswo direkt zum Saisonpass. Beim Anstehen für Skilifts muss Abstand eingehalten werden.

Hotel- und auch Skigebietsmitarbeiter sollen häufiger auf Corona getestet werden, teils soll täglich vor Dienstantritt Fieber gemessen werden. Registrierung von Gästen und Kontaktnachverfolgung sollen auch per Handy erfolgen. Manche Orte wollen die Lage mit einem Abwassermonitoring im Blick behalten.

Mehrere Skigebiete garantieren beim Kauf der Saisonkarten Erstattungen, falls es erneut zum Lockdown kommen sollte. Angst macht allen Beteiligten, dass wegen der Reisewarnungen des Auswärtigen Amts deutsche Touristen ausbleiben könnten.

In Deutschland hofft man auf Tagesbesucher

Deutschland spielt im alpinen Skitourismus keine grosse Rolle. Die Skigebiete in Bayern sind zu klein, um mit der Konkurrenz in Österreich und der Schweiz mithalten zu können. Tagesausflügler sind daher wichtig.

Mit Ministerien abgestimmte Hygienekonzepte gibt es noch nicht, aber die Vorgaben für den Winter werden sich am Sommerbetrieb orientieren. Das heisst Maskenpflicht für Gondeln und Lifte und Abstandsgebote.

Mehrere Skigebiete wollen zusätzliche Saisonkräfte zur Lenkung von Besuchern einzustellen. Voraussichtlich nicht nur in Bayern wird eine App zum «Gäste-Tracing» zum Einsatz kommen. Deren Nutzung wäre freiwillig.

Morgenstimmung in den Alpen
In Bayerns Alpen hofft man auf Tagesausflügler. - dpa

Im Schwarzwald blickt man auch mit Hoffnung auf die Saison. «Ich erwarte, dass die Gäste sich nach einem Schwarzwaldwinter sehnen», sagt Adrian Probst, Vorsitzender des Liftverbunds Feldberg.

Liftkarten werde es nur online geben. Damit würden Schlangen vor Schaltern vermieden. Zudem wisse man genau, wie viele Gäste an welchem Tag da sind. Wenn das Infektionsgeschehen es erfordere, werde die Ticketzahl beschränkt.

Neben Maskenpflicht und Abstandsregeln soll es Stationen mit Desinfektionsspendern geben. Personal soll sicherstellen, dass Massnahmen eingehalten werden.

Im Südtirol ist man vorbereitet

In den italienischen Skigebieten laufen seit Wochen die Vorbereitungen für die neue Saison. «Wir werden alle Vorkehrungen treffen, damit der Wintertourismus möglich ist», sagt der zuständige Landesrat in Südtirol, Arnold Schuler.

Zu den Vorsichtsmassnahmen gehören das verpflichtende Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Seilbahnen und Abstandsregeln. Alle Gondeln würden regelmässig desinfiziert, Schutzabtrennungen installiert und Taktfrequenzen von Skibussen erhöht. Besucher können Skipässe in vielen Gebieten vorab online kaufen und in einer Ticketbox vor Ort abholen. Auch Skischulen, Skiverleihe sowie Restaurants und Hotels entwickeln nach Angaben der Behörden eigene Konzepte.

Franzosen ändern die Geschäftsbedingungen

Frankreichs Wintersportgebiete haben teils ihre Stornierungsbedingungen geändert. So können Reisende auch kurzfristig absagen, wenn es die Corona-Lage nötig macht. Jeder Reisende sollte vorher die Bedingungen prüfen. Das Wintersportgebiet Courchevel in den französischen Alpen wirbt mit zwei Apotheken und drei medizinischen Zentren.

Courchevel
Auch Wendy Holdener fährt gerne in Courchevel. Das Skigebiet wirbt mit der medizinischen Versorgung. - sda - KEYSTONE/AP/AJM

Im nicht weit entfernten La Plagne wird betont, dass Hygienevorschriften und ein schöner Skiurlaub sich nicht ausschliessen würden. Einige Unterkünfte böten einen Online-Check-In an, damit die Wartezeit in Gemeinschaftsräumen verkürzt werde.

Skipässe können bis 48 Stunden vor dem ersten Gültigkeitstag storniert werden. Es gebe weiterhin Kinderbetreuung und Skikurse. Auch Helme könnten weiter ausgeliehen werden, sie würden regelmässig desinfiziert.

Eine Maske auf Sesselliften, in Warteschlangen oder in Gondeln ist in den meisten Skigebieten Pflicht. Generell werben die Skigebiete damit, dass überall ausreichend Desinfektionsmittel bereitstünden und Lifte regelmässig gesäubert würden.

Reisewarnung für Tschechien

Traditionell sind die Skigebiete im Riesengebirge, Erzgebirge, im Böhmerwald und in den Beskiden bei Touristen aus Deutschland und Polen beliebt. Allerdings liegt Tschechien bei der Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen gemessen an der Bevölkerungszahl inzwischen EU-weit an der Spitze (Stand 09. Oktober). Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für Tschechien ausgesprochen.

Die tschechische Vereinigung der Skigebiete bereitet für die Wintersaison einen Hygiene-Leitfaden vor. Dies geschehe in Konsultation mit Gesundheitsämtern und dem Gesundheitsministerium in Prag, sagt Verbandsleiter Libor Knot: «Sport und Bewegung an der freien Luft ist eine der sichersten Aktivitäten.»

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