Skifahrer-Ärger um «nicht präparierte» Pisten
Eine harte Piste mit frischen Rillen oder fünf Zentimeter Neuschnee? Was eine optimale Piste ist, sehen nicht alle gleich. Das sorgt für Zoff unter Skifahrern.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Skifahrerin beschwert sich nach ihrem Skitag öffentlich über den Pistenzustand.
- Bergbahnen bestätigen: Skifahrer sind heikler geworden in Sachen Pistenqualität.
- Ob die Qualität auch wirklich stimmt, hängt von vielen Faktoren ab.
Ein Skitag in der Schweiz ist eine teure Angelegenheit. An einem sonnigen Tag zahlt man schnell über 80 Franken fürs Ticket. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an Pisten und Bahnbetrieb.
Passt etwas nicht, wird sofort reklamiert. So lässt sich kürzlich auch eine Skifahrerin öffentlich über den Pistenzustand in ihrem Skigebiet aus.
«Schwarzsee, wunderbares Skiwetter, frischer Pulverschnee, alles perfekt ausser den Pisten, nicht präpariert. Enttäuscht», schreibt sie auf Facebook.
Und wird sofort von anderen Skifahrern ins Kreuzfeuer genommen.
«Sorry, stimmt so nicht. Die Pisten wurden präpariert», kommentiert eine Skifahrerin. Sie habe um 9 Uhr sogar noch die Fahrzeuge beobachtet.
Doch auch sie weiss: «Aber ja, der Zustand der Pisten war heute sicher herausfordernder als auch schon.»
Eine andere Userin empört sich: «Einfach mal danke sagen statt motzen, wie wärs damit?» Und eine weitere Skifahrerin verteidigt die Bergbahnen: «Meine drei Jungs und ich hatten heute viel Spass im Schwarzsee.»
Eine Skifahrerin glaubt: «Leider ist sich unsere Gesellschaft heute nicht – oder zu wenig – bewusst, dass es sich um die Natur handelt, welche wir nicht kontrollieren können.»
«Sensibler geworden»
Wann ist eine Piste gut? Die Diskussion zeigt, wie emotional aufgeladen das Thema ist.
Die Bergbahnen in der Schweiz spüren diese gestiegenen Erwartungen. Der Schneesportler sei «sensibler geworden» und verlange «immer optimale Pisten», sagt Martin Vogel, Bereichsleiter Wintersport der Bergbahnen in Sörenberg LU.
Doch Pisten-Präparierung ist eine Arbeit, die auf vielen Faktoren beruht. «Die Witterungsverhältnisse geben den Zeitpunkt der Präparation vor», so Vogel.
Dabei seien die Bergbahnen auf Meteo-Kanäle angewiesen. «Gerade wenn die Prognosen falsch liegen, kann es vorkommen, dass der Zeitpunkt ungünstig gewählt wird oder unser Team eine Fehlinterpretation der Daten vornimmt.»
An solchen Tagen könne es auch zu negativen Stimmen kommen – wie in der Facebook-Gruppe oben. «Dies zum Teil berechtigt. Doch wenn man die Hintergründe erklären kann, zeigen sie auch Verständnis, wenn es mal nicht ganz optimal ist», führt Vogel aus.
«Das führt zu Missverständnissen»
Schneit es in der Nacht, wird die Präparation der Pisten im Sörenberg auf den frühen Morgen verschoben – respektive wiederholt.
«Dies ist wegen der kurzen Sinterungszeit des Schnees aber nicht optimal.» So habe man schon nach wenigen Stunden Betrieb das Gefühl, dass die Pisten gar nicht präpariert worden seien, erklärt der Pisten-Spezialist.
«Es bilden sich tiefe Spuren und Schneehaufen. Dies führt ab und an zu Missverständnissen.»
Dass die Pisten wann immer möglich bereits am Abend präpariert werden, hat seine Gründe. «So kann die Piste ruhen und sich dabei verfestigen», erklärt Christian Wyrsch vom Skigebiet Arosa-Lenzerheide GR.
Der Zweck der Rillen sei es, dass die Oberfläche vergrössert und damit die Abkühlung beschleunigt werden könne.
Das passiert, wenn es in der Nacht schneit
Und warum ist die Piste morgens trotzdem nicht immer frisch? Schneit es in der Nacht «massgeblich», müsse die Präparierung auf den Morgen verlegt werden. Die Folge: «Mangels Zeit für die Verfestigung neigt die Piste dazu, schneller nachzugeben», erklärt Wyrsch.
Ebenso könne es noch frischen Schnee über der präparierten Schicht haben, da zwischen der Präparierung und der Öffnung Zeit vergeht.
Wyrsch stellt bei seiner täglichen Arbeit zudem fest, dass die Wahrnehmung und die Wünsche der Skifahrer auseinandergehen. «Während sich die einen freuen, dass es einige Zentimeter Neuschnee auf der Piste hat, vermissen andere eine harte Piste mit frischen Rillen.»
Es sei wichtig, dass man das Fahrverhalten seinen Fähigkeiten und den Bedingungen der Piste anpasse, sagt Mediensprecher Christoph Leibundgut von der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU.
Dies gelte zum Beispiel auch dann, wenn die Pisten im Verlauf des Tages weich und damit unruhig werden.