Smartphone-Sucht: Fast Hälfte der Schweizer kann nicht ohne Handy
Laut einer neuen Studie weisen 40 Prozent der Schweizer Symptome einer Smartphone-Abhängigkeit auf. Besonders Junge sind betroffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Schweizer schaffen es nicht, das Handy wegzulegen.
- Die Smartphone-Sucht betrifft fast die Hälfte der Bevölkerung.
- Vor allem junge Menschen sind betroffen von der Abhängigkeit.
Eine aktuelle Umfrage des Vergleichsdienstes Comparis zeigt besorgniserregende Trends bei der Smartphone-Nutzung in der Schweiz. So weisen gut 40 Prozent der Befragten Anzeichen einer deutlichen bis ausgeprägten Nomophobie auf.
Nomophobie bezeichnet die krankhafte Angst, ohne Mobiltelefon zu sein. Besonders junge Menschen zwischen 16 und 35 Jahren sind laut der Studie davon betroffen.
Nur 23 Prozent der Teilnehmenden haben keinerlei Probleme damit, auf ihr Handy zu verzichten. Die Abhängigkeit zeigt sich in verschiedenen Verhaltensweisen.
Symptome der Smartphone-Sucht
Häufige Überprüfungen des Handys und Stressgefühle bei leerem Akku sind typische Anzeichen. Auch Isolationsgefühle ohne Smartphone treten vermehrt auf.
Diese Symptome sind besonders bei jungen Menschen und in der Romandie verbreitet. Geschlecht und Einkommen haben laut der Studie keinen signifikanten Einfluss.
Stadt-Land-Gefälle bei der Nutzung
Die Umfrage offenbart zudem Unterschiede zwischen Stadt und Land. In ländlichen Gebieten können 28 Prozent problemlos aufs Handy verzichten.
In den Städten sind es nur 19 Prozent. Gleichzeitig zeigen 43 Prozent der Stadtbevölkerung deutliche Anzeichen von Nomophobie.
Auf dem Land sind es lediglich 34 Prozent. Auch sprachregional gibt es Differenzen: In der Romandie ist die Smartphone-Abhängigkeit stärker verbreitet.
Nicht weniger besorgniserregend: Laut Pro Senectute sind Seniorinnen und Senioren ebenfalls von Handy-Sucht betroffen. Gleichzeitig fördert das Smartphone als Kommunikationsgerät aber auch die sozialen Kontakte. Das dürfte wichtig sein, denn: In der Schweiz leiden 37 Prozent der Senioren unter Einsamkeit.
WHO warnt vor problematischer Nutzung
Nicht nur in der Schweiz ist die intensive Smartphone-Nutzung ein Thema. So warnt auch die Weltgesundheitsorganisation WHO vor bedenklichen Entwicklungen.
Laut einer WHO-Studie zeigt mittlerweile mehr als jeder zehnte Jugendliche in Europa Anzeichen für ein problematisches Social-Media-Verhalten. Mädchen sind dabei häufiger betroffen als Jungen.
Die WHO sieht darin Grund zur Sorge hinsichtlich der Auswirkungen auf die mentale Gesundheit junger Menschen. Sie fordert dringend Massnahmen zur Förderung der digitalen Kompetenz.
Es gibt auch positive Aspekte
Trotz der Warnungen gibt es auch Studien, die positive Effekte der Smartphone-Nutzung aufzeigen. Wie «Der Standard» berichtet, kann die Handynutzung laut einer US-Studie die Stimmung von Teenagern heben.
Forschende der University of Wisconsin-Madison fanden heraus, dass Zwölf- bis 17-Jährige ihr Smartphone zur Stimmungsregulierung nutzen. Dies könnte allerdings auch eine Komponente von Suchtverhalten sein.
Experten betonen, dass weitere Forschung nötig ist, um die kurz- und langfristigen Effekte der Smartphone-Nutzung besser zu verstehen. Besonders die positiven Aspekte wurden bisher wenig untersucht.