So gehen Schweizer Hotels mit Corona-Risiko-Touristen um
Wer aus einem Corona-Risikoland einreist, muss in Quarantäne. Die meisten Hotels wollen nicht Polizist spielen. Doch Samih Sawiris greift in seinem Hotel durch.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer aus einem Corona-Risikoland in die Schweiz reist, muss in Quarantäne.
- Nur wenige Hotels scheinen die Herkunft ihrer Gäste zu kontrollieren.
- Starinvestor Samih Sawiris greift in seinem «Chedi» durch.
Das schöne Wetter lockte in den letzten Tagen viele Menschen in die Berge. Bilder zeigen überfüllte Wanderwege und Picknickplätze.
Und es hat nicht nur Schweizer Touristen unter den Ausflüglern. Auch Russisch und Niederländisch hört man auf den Berggipfeln. Die Grenzen zu den Schengen-Staaten sind wieder offen. Reisende aus Risikoländern wie Russland müssen aber in eine zehntägige Quarantäne, wenn sie in die Schweiz einreisen.
Doch nicht alle Reisende aus Risikogebieten melden sich beim Kanton. Nur etwa jeder Zweite hält sich daran.
Sawiris-Hotel Chedi Andermatt greift durch
Bei den meisten Risikogebiet-Rückkehrern dürfte es sich um Schweizer handeln. Doch wer nimmt überhaupt noch Touristen aus Risikoländern auf?
Strikt geht das Hotel Chedi in Andermatt UR von Samih Sawiris das Problem an. Das Fünf-Sterne-Haus des ägyptischen Starinvestors will keine Risiko-Touris.
Wer sich in den letzten zwei Wochen in einem Risikoland aufgehalten hat, kann die Lobby des Luxushotels gleich wieder verlassen.
«Wir nehmen zurzeit Gäste aus Russland beispielsweise nicht auf», erklärt ein Rezeptionist des Sawiris-Hotels gegenüber Nau.ch. Die Herkunft werde per Fragebogen ermittelt – bei Wiederhandlungen gegen die damit verbundene Covid-Verordnung droht den Hotelgästen eine Busse von bis zu 10'000 Franken.
Viele Hotels weichen aus
Doch die meisten Schweizer Hoteliers scheinen nicht Polizist spielen zu wollen. 17 von Nau.ch angefragte Hotels wollten sich nicht zum Thema äussern. «Wir halten uns an die Vorgaben des BAG» oder «kein Interesse», lautete die Antwort.
Andreas Züllig, Präsident von Hotellerie Suisse, führt etwas weiter aus: «Grundsätzlich sind die Kantone für die Kontrolle der Reisenden aus Risikogebieten verantwortlich. Ich würde aber als Hotelier Gästen bei einer Reservation aus solchen Ländern von einer Reise in die Schweiz abraten und eine solche Reservation nicht annehmen.»
Züllig ist auch Inhaber des Hotels Schweizerhof in Lenzerheide GR.
Keine Risiko-Touris?
«Im Schweizerhof Lenzerheide haben wir fast ausschliesslich Schweizer Gäste», so der Hotelier. Gäste aus Russland zum Beispiel würden zurzeit keine einreisen.
Dies unterstreicht Sergei Garmonin, Botschafter Russlands in der Schweiz. «Es gibt momentan keine Flugverbindung zwischen den beiden Ländern.» Er möchte die Reise-Restriktionen denn auch nicht kommentieren.
Der Botschafter betont aber: «Die Lage in Russland hat sich verbessert. Die Zahl der neuen Fälle nimmt ab.»
Quarantäne im Hotel – möglich aber unwahrscheinlich
Doch was, wenn doch einmal in den Ferien Symptome auftreten – muss man dann im Hotelzimmer in Quarantäne?
«Einen solchen Fall hatten wir bislang noch nie», sagt Schweizerhof-Hotelier Züllig. Möglich wäre es aber. «Dann müssten wir halt das Essen im Zimmer sicherstellen und den Bereich wirklich absperren», so der Hotellerie-Suisse-Präsident.
In so einem Fall würden die meisten Gäste die Ferien aber eher abbrechen, vermutet Züllig. «Da wären wir dann auch kulant, wir wollen ja alle eine zweite Welle verhindern».