Solothurner jagt Grüsel-Hündeler mit Kopfgeld
Herumliegender Hundekot sorgt für Stunk. Jetzt sucht ein Bürger die Grüsel-Hündeler öffentlich per Online-Pranger. Mit Erfolg.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Solothurner setzt Kopfgeld auf Hundekot-Verursacher aus.
- 250 Franken Belohnung zahlt er für Hinweise.
- An der Gemeindeversammlung wird es nun hitzig. Hündeler halten dagegen.
Tatort ist eine landwirtschaftlich genutzte Wiese in Egerkingen SO. Die Tat: liegengelassener Hundekot – mehrere Haufen in einem kleinen Umkreis.
Und die Fahndung nach dem Täter oder der Täterin läuft auf Hochtouren!
Veranlasst hat sie aber nicht die Polizei, sondern ein normaler Bürger – in einer öffentlichen Facebook-Gruppe.
Man solle sich in die Tiere versetzen. «Würdet ihr als Kuh (...) im kommenden Frühling das saftige grüne Gras, das an dieser Stelle wächst, fressen?», schreibt Ywan Schürmann zum Aufruf.
Dann kommt es: «Ich setze für Hinweise, die zum Verursacher/Hundehalter führen, eine Belohnung von 250 Franken aus.»
«Boden wird verseucht»
Den Pranger gibt es zusätzlich auch noch auf Tiktok. Das Video dazu haben sich fast 15'000 Personen angeschaut!
Wie bitte?
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Schürmann seinen Frust – und führt aus, warum er auf den öffentlichen Kot-Pranger setzt.
«Ich bin selbst Bauernsohn», sagt der Egerkinger. «Es ist unhaltbar, dass Hundekot auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche liegen bleibt und so den Boden verseucht.»
Die Appelle an die Hundehalterinnen und -halter seitens der Gemeinde reichen für Schürmann nicht aus. Deshalb sucht er nun selbst den Übeltäter oder die Übeltäterin. Mit Erfolg!
«Nur eine Stunde später erhielt ich einen unbekannten Anruf mit einem Hinweis», verrät er. Und dieser erscheint ihm durchaus plausibel.
Bürger fordert DNA-Test für Hündeler-Ermittlung
Doch die Person selbst kontaktieren will Ywan Schürmann nicht. Er wartet lieber die Gemeindeversammlung heute, Montag, ab. Dort will er die Gemeinde konfrontieren.
«Diese soll dann aktiv werden – nötigenfalls auch mit einem DNA-Test.»
Der Egerkinger hat nämlich vorgesorgt! «Ich habe einen der Hundehaufen eingepackt. Ich hätte dabei fast erbrochen», berichtet er.
Und die Prämie von 250 Franken hat Schürmann nicht ausbezahlt. Denn: «Erstens muss sich der Hinweis noch bestätigen, zweitens soll der Verursacher oder die Verursacherin dafür aufkommen – nicht ich!»
Wenig von solchen öffentlichen Prangern hält Hansueli Beer, Präsident der Kynologischen Gesellschaft Hund Schweiz. «Mir scheint, als hätte die Person ein generelles Problem mit Hunden», sagt er zu Nau.ch.
Zwar will er die Hundehalter, die den Kot liegen lassen, nicht in Schutz nehmen. Er hält aber die hervorgebrachten Argumente für absurd.
«Der Hundekot zersetzt sich – im Gegensatz etwa zu Aludosen. Da in der Schweiz die Hunde geimpft und entwurmt sind, wird der Boden auch nicht verseucht», so Beer.
«Hündeler haben Kotaufnahme-Pflicht»
Dennoch: Auch der «Hündeler»-Präsident redet Hundehalterinnen und -haltern ins Gewissen.
«Wir haben alle eine Kotaufnahme-Pflicht. Davon sind wir auch nicht ausgenommen, wenn wir die Hundesteuer bezahlen», betont er.
Statt die Übeltäter öffentlich anzuprangern, rät er aber, diese jeweils direkt anzusprechen. «Zeigen sie sich nicht einsichtig, so kann man sie verzeigen.»
Und die Konsequenzen?
Die Kantonspolizei Solothurn erklärt gegenüber Nau.ch, dass das Liegenlassen von Hundekot unter Littering fällt. Wer erwischt wird, dem droht eine Busse von 80 Franken.
Einen Pranger sieht die Polizei im Facebook-Post von Ywan Schürmann nicht. «Dieser Aufruf ist allgemein gehalten, weshalb ich keine Verletzung des Persönlichkeitsschutzes erkennen kann», sagt Polizeisprecher Bruno Gribi.
Weitere Angaben macht die Polizei keine. Es bleibt also abzuwarten, was die Gemeindeversammlung in Egerkingen bringt.