Schweizer Ableger der Sozialbewegung Emmaus trennt sich von ihrem umstrittenen Gründer Abbé Pierre.
Abbé Pierre
Der römisch-katholische Priester Abbé Pierre ist im Jahr 2007 verstorben. (Archivbild) - Keystone

Der Schweizer Ableger der Sozialbewegung Emmaus hat sich von ihrem Gründer Abbé Pierre distanziert. Auch forderte sie ihre Mitglieder auf, dies ebenfalls zu tun. Dem 2007 Verstorbenen wurde kürzlich von zwei Dutzend Frauen sexuelle Gewalt vorgeworfen.

Bilder und Zitate von Abbé Pierre würden, «in Solidarität mit allen Opfern sexistischer und sexueller Gewalt» zudem nicht mehr in ihren Kommunikationsmitteln verwendet werden, teilte die Bewegung am Montag mit.

Auch habe die Schweizerische Emmaus Vereinigung (SEV) am 15. Oktober eine ausserordentliche Generalversammlung in ihren Räumlichkeiten in Bern einberufen, um einen Raum für Dialog und Besinnung unter ihren Mitgliedern zu eröffnen.

Aufklärungsarbeit und Unterstützung für Opfer

Die SEV habe ein Schulungsprogramm für ihre Mitglieder gestartet. Die Problematik der sexistischen und sexuellen Gewalt sei ein integraler Bestandteil dieses Programms, ebenso wie der Kampf gegen alle Formen der Diskriminierung.

Die Bewegung begrüsse den von Emmaus International initiierten «Ansatz der Wahrheit und Transparenz». Sie drücke den Opfern ihre uneingeschränkte Unterstützung aus und würdige ihren Mut, Zeugnis abzulegen, wie es in der Mitteilung weiter heisst.

Gegen den katholischen Geistlichen Abbé Pierre waren im vergangenen Sommer Vorfälle sexueller Gewalt bekannt geworden, die sich zwischen den 1950er- und den 2000er-Jahren ereignet haben sollen.

Die Vorwürfe erschüttern Frankreich

Mehrere der betroffenen Frauen seien zum Zeitpunkt der Geschehnisse minderjährig gewesen, berichtete Anfang September ein Gremium, das von der Stiftung Abbé Pierre und von Emmaus mit der Untersuchung beauftragt worden war.

Die Vorwürfe hatten in Frankreich eine Schockwelle ausgelöst. Abbé Pierre, der im Alter von 94 Jahren gestorben war, hatte über Jahrzehnte zu den beliebtesten Persönlichkeiten in Frankreich gehört.

Vor einer Woche war zudem bekannt geworden, dass der Vatikan nach Hinweisen aus französischen Archiven schon deutlich früher als bislang bekannt über das problematische Verhalten von Abbé Pierre informiert war.

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