SRF hätte Ibiza-Video von HC Strache auch publiziert

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Zürich,

Der Fall Heinz-Christian Straches wurde ausgelöst durch seine verdeckt gefilmten Aussagen auf Ibiza. War die Videofalle legitim? Der SRF Chefredaktor meint Ja.

SRF Roger Köppel
SRF Chefredaktor Tristan Brenn (l.) und Weltwoche-Chefredaktor Roger Köppel (r.) geben sich rund um den Ibiza-Gate schon wieder Saures. - Keystone/SRF/Youtube

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Aufnahmen von Heinz-Christian Strache sind ein krasser Eingriff in die Privatsphäre.
  • Das sagt SRF-Chefredaktor Tristan Brenn. Er hätte das Video aber ebenfalls veröffentlicht.
  • Für Weltwoche-Chefredaktor Roger Köppel ist die Veröffentlichung hingegen ein Skandal.

Der Schutz der Privatsphäre ist ein grundlegendes Recht für jeden Bürger. Grundsätzlich wären deshalb Videoaufnahmen wie jene von FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache verboten.

Österreich Ibiza Video FPÖ
In Österreich sorgte das Ibiza-Video für Aufsehen: Heinz-Christian Strache, ehemaliger Parteiobmann der FPÖ, neben der vermeintlichen Russen-Oligarchin 2017. - Der Spiegel/SZ

Grundsätzlich. In der aktuellen Ausgabe der Weltwoche führt SRF-Chefredaktor Tristan Brenn aus, weshalb die Veröffentlichung des Videos dennoch legitim war. Brenn verweist auf die publizistischen Leitlinien von SRF.

Versteckte Bild- und Tonaufnahmen sind demnach gerechtfertigt, «wenn ein überwiegendes öffentliches Interesse an der Publikation eines Sachverhalts besteht». Und wenn keine andere Option möglich ist.

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Tristan Brenn ist seit 2014 Chefredaktor TV und Geschäftsleitungsmitglied von SRF. - srf

Brenn verweist in einem Artikel in der «Weltwoche» auf SRF-Beispiele, bei denen die «versteckte Kamera» erfolgreich zum Einsatz kam. Etwa beim «Kassensturz» oder bei «Rundschau»-Reportagen.

Straches Aussagen sind relevant für die Öffentlichkeit

Der Fall Strache ist für Brenn eindeutig: «Demokratieschädigende Hinterzimmer-Deals von Politikern in Regierungsverantwortung gehören an die Öffentlichkeit.» Die Aussagen des FPÖ-Chefs und Vizekanzlers seien sehr relevant.

Medien
Heinz-Christian Strache, Vizekanzler von Österreich und FPÖ-Chef trat von seinen Ämtern zurück und entschuldigte sich für seine Aussagen. - dpa

Der «Spiegel» und die «Süddeutsche Zeitung» hätten gar keine andere Wahl gehabt als das Ibiza-Video zu veröffentlichen. Brenn weist darauf hin, dass nicht sie es waren, die Strache die Videofalle stellten.

Klar ist: «Hätte SRF das Material zugespielt bekommen, hätten wir wohl gleich gehandelt», so SRF-Chefredaktor Brenn. Und das auch, wenn es sich um Schweizer Bundesräte gehandelt hätte.

Roger Köppel kritisiert SRF Mann Tristan Brenn

Anderer Auffassung ist Weltwoche Chefredaktor Roger Köppel. Er kritisiert, dass Brenn die «schwerkriminellen Abhör- und Geheimfilm-Methoden» bejuble.

Im Editorial seiner «Weltwoche» erhebt der SVP-Politiker den Zeigefinger. «Meinen wir ja nicht, hierzulande sei es besser. Die Schweiz kann sich nicht sittenrein und tugendsam über den österreichischen Filz erheben.»

Auch hierzulande bestehe eine Nähe zwischen Politik und Wirtschaft. National- und Ständeräte sitzen in Verwaltungsräten. Bundesräte wechseln aus dem Bundeshaus in Aufsichtsräte privater Unternehmen.

Köppel: «Politiker sollen Charakter haben»

In scharfem Ton stellt Köppel den demaskierten und degradierten Heinz-Christian Strache als Opfer eines «politischen Auftragsmordes» dar. Die einzige Straftat in der Sache sei das Video.

Roger Köppel Die Weltwoche
Weltwoche-Chefredaktor und SVP-Nationalrat Roger Köppel. - Keystone

«Politiker sollten Charakter haben», stellt der SVP-Nationalrat fest. «Und Charakter ist das, was man tut, wenn einem niemand dabei zuschaut.» Von daher seien die «theoretischen Äusserungen» Straches zwar dumm.

Öffentlichkeit hat Anspruch auf Aufdeckung von Missständen

Doch reden sei schliesslich nicht handeln. «Vielleicht hat Strache nur geblufft, geflunkert, übertrieben».

Doch der Weltwoche-Chefredaktor Köppel stellt wie der SRF-Chefredaktor Brenn fest: Berichterstattung ist Pflicht, wenn die privaten Handlungen von Politikern Missstände aufzeigen, die relevant sind. Darauf habe die Öffentlichkeit einen Anspruch.

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