SRG-Knatsch: Wäre Susanne Wille fast SRF-Chefin geworden?
Wäre SRG-Chef Gilles Marchand abgesetzt worden, wäre es zur grossen SRG-Rochade gekommen. Ex-«10vor10»-Moderatorin Susanne Wille war im Gespräch als SRF-Chefin.
Das Wichtigste in Kürze
- Das SRG-Präsidium machte Pläne, sollte SRG-Chef Gilles Marchand entlassen werden.
- Eine Möglichkeit: SRF-Chefin Nathalie Wappler hätte als SRG-Chefin übernommen.
- Dagegen gab es Widerstand aus der Westschweiz.
Es knarzt gewaltig in der Chefetage der Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft SRG. Auslöser: Die Berichte über Belästigungen beim Westschweizer Fernsehen.
Ein letzter Bericht schreibt von «zahlreichen Persönlichkeitsverletzungen». Zwei Mitarbeiter aus Genf wurden suspendiert – der Leiter der Personalabteilung verlässt den Sender.
Daneben gab es auch einen Angriff auf SRG-Generaldirektor Gilles Marchand, wie Zeitungen von «CH Media» berichten. Er war Chef des Westschweizer Fernsehens, als die Westschweizer Zeitung «Le Temps» die Belästigungen Ende Oktober 2020 publik gemacht hatte.
Angriff auf SRG-Direktor Gille Marchand
Lanciert wurde dieser Angriff gemäss «CH Media» von SRG-Deutschschweiz-Präsident Andreas Schefer. Er äusserte offenbar Zweifel daran, ob Marchand damals die Verantwortung als Chef des Westschweizer Fernsehens ausreichend wahrgenommen habe.
Brisant: SRG-Präsident Jean-Michel Cina traf offenbar bereits Vorkehrungen, sollte die Untersuchung negativ für Marchand ausfallen.
Gemäss «CH Media» kamen zwei Optionen in Frage. Erstere sah vor, dass Cina interimistisch auch die operative Führung der SRG übernommen hätte – gemeinsam mit SRG-Generalsekretär Walter Bachmann.
Im Vordergrund stand jedoch eine zweite Option, die es in sich hat: Übernommen hätte nämlich dann Marchands Stellvertreterin und SRF-Direktorin Nathalie Wappler. Gespräche zwischen Cina und Wappler dazu fanden bereits Ende 2020 statt.
Susanne Wille hätte bei SRF übernommen
In der Chefetage vom Schweizer Radio und Fernsehen wären in diesem Falle zwei Personen nachgerückt: Die Ex-«10vor10»-Moderatorin und heutige Chefin der Kulturabteilung Susanne Wille und Christoph Gebel, Leiter Produktion und Technologie.
Insider am Leutschenbach berichteten CH-Media, dass Wappler von der Idee angetan gewesen sei. Zwar sei sie als Marchands Stellvertreterin ihm gegenüber zur Loyalität verpflichtet. Davon habe man zuletzt jedoch nicht mehr viel bemerkt. An Sitzungen der SRF-Geschäftsleitung seien etwa spitze Bemerkungen auf Kosten von Marchand gefallen.
Am Ende kam es jedoch anders: Zwar schloss die Untersuchung, dass Marchand die Belästigungsvorwürfe gegen einen Kadermitarbeiter des Westschweizer Fernsehens nicht genügend habe abklären lassen. Diesen Fehler wurde vom Verwaltungsrat jedoch nicht als schwerwiegend eingestuft. Marchand durfte sein Amt behalten.
Welsche wollten Wappler nicht
Innerhalb der SRG werde aber ein weiterer Umstand als Ursache für Marchands Verbleib angesehen. Dass Wappler als SRG-Direktorin nachrücken solle, war offenbar allen voran SRG-Exponenten im Tessin und der Romandie nicht geheuer. Vertreter aus der Romandie hätten SRG-Präsident Cina klar gemacht, dass man Wappler nicht wolle.
Was nun bleibt, ist die Frage, wieviel Porzellan bereits zerbrochen wurde. Innerhalb der SRG fragen sich gemäss dem Bericht einige, ob die Zusammenarbeit zwischen Marchand und Wappler weiterhin klappen kann.
Wappler selbst sagt gemäss «CH Media», sie sei nicht der Ansicht, dass Marchand aufgrund der Geschehnisse in Genf abtreten solle. Und: Sie schätze «die gute und einvernehmliche Zusammenarbeit mit Gilles Marchand bei all diesen herausfordernden Aufgaben sehr.»