Sinkende Quoten der SRG-Radios betreffen lateinische Schweiz stark
Die Abschaltung der UKW-Sendungen hat zu einem Rückgang der Einschaltquoten bei den SRG-Radiosendern geführt.

Die französische und die italienische Schweiz sind stärker vom Rückgang der Einschaltquoten der SRG-Radiosender seit der UKW-Abschaltung von Anfang 2025 betroffen als die Deutschschweiz. Diese Regionen seien nicht durch die Sprachbarriere geschützt, sagte SRG-Sprecher Nik Leuenberger am Samstag. «Die Westschweiz wie auch das Tessin leiden stärker unter der Konkurrenz ausländischer Sender, da es keine Sprachbarriere gibt», sagte er im Westschweizer Radio «RTS Première».
Viele französische und italienische Radiosender senden weiterhin über UKW – das Ende der Analogtechnik ist in Frankreich für 2033 geplant. «Wir haben einen Zuwachs von 50'000 Personen in der Westschweiz und 8000 im Tessin, die nun diese Sender hören», sagte Philippe Zahno, Präsident des Verbands Radios Régionales Romandes.
Die Deutschschweiz ist trotz des häufigen Gebrauchs des Dialekts indes nicht verschont geblieben: 80'000 Hörer schalteten auf deutsche oder österreichische UKW-Radios um, aber «das ist verhältnismässig weniger als in den anderen Regionen», so Zahno weiter.
Warum die lateinischen Sender stärker von der Abwanderung betroffen sind, erklärte Leuenberger auch mit der Statistik: «Bei kleinen Stichproben scheinen die Schwankungen sehr stark zu sein».
SRG reagiert auf Rückgang
Wie reagiert die SRG auf einen solchen Rückgang? Der SRG-Sprecher fuhr fort: «Das ist nicht wirklich eine Überraschung, und es wird Zeit brauchen, bis sich die Situation wieder erholt. Die Digitalisierung ist eine Realität». Dieser Prozess werde sich noch beschleunigen.
«Der Rückgang der Einschaltquoten der RTS-Radios um ein Viertel hat sich positiv auf die Privatradios ausgewirkt», erklärte indes Zahno. Dennoch will er nicht den Sieg verkünden, denn «die Situation ist für das gesamte Medium Radio keineswegs gut».

Die Radiobranche entschied gemeinsam mit dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom), UKW bis spätestens Ende 2026 landesweit abzuschalten. Die SRG hörte bereits Ende 2024 mit der Verbreitung auf UKW auf.
«Wenn wir ein Viertel unserer Hörer verlieren, wird die Werbung einbrechen und Radios schliessen», sagte Zahno im Hinblick auf Ende 2026. Er dankte aber auch der SRG dafür, dass sie insbesondere in technischer Hinsicht eine Vorreiterrolle bei der Umstellung auf DAB+ übernommen habe: «Das gesamte Radio wird heute digital produziert, der letzte Schritt zu den Hörern, die Verbreitung über UKW, blieb dagegen lange analog».
Umstellung auf DAB+ in Europa
Auch erinnerte Zahno daran, dass die Nachbarländer der Schweiz sowie weitere europäische Länder den gleichen Weg gehen: Belgien wird 2028 ebenfalls auf DAB+ umstellen und auch in Deutschland wird in einer Region nach der anderen umgestellt. Im Norden des Landes haben bereits mehrere Bundesländer UKW abgeschaltet.
Die SRG verfolgt die Situation in Norwegen, welches UKW bereits vor zehn Jahren abgeschaltet hat: «Die Hörerzahlen haben sich nach ein bis zwei Jahren wieder ausgeglichen», sagte SRG-Sprecher Leuenberger. Die nächsten Zahlen werden im Sommer erwartet.
In der laufenden Woche war bekannt geworden, dass die Radiosender von RTS nach der Aufgabe von UKW seit Jahresbeginn ein Viertel ihrer Hörerschaft verloren haben. Der Marktanteil der SRG-Radios seit Jahresbeginn weist im Jahresvergleich einen Rückgang von 6 Prozentpunkten auf.
Nach Ablauf des letzten Quartals fiel der Marktanteil der SRG auf 53 gegenüber 41 Prozent bei privaten Veranstaltern laut den Zahlen aus dem vierteljährlichen MediaPulse-Berichts hervor.