Ein Berner Pärli will bei einem Familienmitglied etwas abholen. Doch aus dem kurzen Besuch werden Stunden – weil das ganze Quartier abgeriegelt wird.
Stadt Bern
Am Samstag wurde das Berner Marziliquartier gesperrt – ein Paar steckte deshalb mehr als drei Stunden fest. - Nau.ch-Leserreporterin

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Wochenende wurde das Marzili-Quartier während mehrerer Stunden für Autos gesperrt.
  • Anwohner und Gäste konnten weder rein- noch rausfahren. Das sorgt für Ärger.
  • Denn: Ein Paar steckte deshalb über drei Stunden im Quartier fest.
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Ärger in Bern: Das Marzili-Quartier direkt unter dem Bundeshaus wurde am Samstag während mehrerer Stunden für Autos komplett abgeriegelt. Ein Paar, das nur kurz etwas abholen wollte, steckte deshalb bis spätabends fest.

Das Dilemma beginnt, als die beiden kurz vor 16 Uhr ins Quartier einbiegen. Sie beteuern gegenüber Nau.ch, dass dort kein Warnhinweis stand.

«Wir wollten nur kurz zu meiner Schwester, um bei ihr ein Möbelstück abzuholen. Darum kamen wir mit dem Auto», sagt Miriam Meister*.

Die beiden statten ihr einen kurzen Besuch ab, trinken etwas zusammen und verladen schliesslich das Möbel ins Auto. Vergangen sind etwa anderthalb Stunden, schätzt Meister.

Jede Seitenstrasse zu

Doch als das Paar davonfahren will, stösst es an jeder einzelnen Quartierstrasse auf graue Gitter und Sicherheitspersonal. Rausfahren geht nirgendwo.

Meister fragt bei einer der stationierten Polizistinnen nach. «Sie erklärte mir nur, wir kämen jetzt wohl erst um 21.30 Uhr wieder raus.»

Denn: Die Strassen werden für einen Sportanlass genutzt – den World Inline Cup. Über 300 Athletinnen und Athleten lieferten sich auf Inlineskates ein Rennen durch die Innenstadt.

Miriam ist genervt: «Ich verstehe nicht, warum nicht zumindest eine Seitenstrasse offen blieb.» Sie und ihr Freund kritisieren, dass die Sperre nicht bei allen Quartierstrassen in beiden Richtungen signalisiert war. Das zeigt auch ein Video, das sie Nau.ch zur Verfügung stellen.

Bei der Einfahrt steht kein Warnschild – nur beim Versuch, rauszufahren wird klar: Hier ist die Strasse gesperrt. - Nau.ch-Leserreporterin

Die Folge: «Wir mussten gut drei Stunden dort bleiben.» Weiter geht es für die beiden tatsächlich erst um etwa 21.30 Uhr.

Anwohnerin: «Ist uns auch schon so ergangen»

Im Quartier versteht man den Frust. «Dass sich das Paar geärgert hat, können wir nachvollziehen», sagt Petra Müller Wilhelm vom Quartierverein Marzili zu Nau.ch. «Auch uns selber und anderen ist es bei Veranstaltungen in der Vergangenheit schon so ergangen.»

«Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder ähnliche Anlässe, die teils nur dürftig oder nicht vor angekündigt wurden.» In der Folge haben sich die Anwohnerinnen und Anwohner bei der Stadt dafür eingesetzt, dass die Informationsstrategie verbessert wird.

War dein Wohnquartier schon einmal wegen eines Events für Autos gesperrt?

Die Folge: Der Anlass vom Samstag sei dann sehr gut kommuniziert worden, gibt Müller Wilhelm zu bedenken. «Es besteht deshalb unserer Meinung nach dieses Mal kein Anlass zur Kritik an der Informationspolitik.»

Sechs Autos aus Sperrzone abgeschleppt

Aufgestellt hat die Hinweistafeln das Tiefbauamt der Stadt Bern. Die Kritik, dass nicht genug beschildert wurde, weist Dominique Steiner vom städtischen Veranstaltungsmanagement zurück.

Die Tafeln seien bereits vor Wochen installiert worden, erklärt sie bei Nau.ch – «und die Anwohnerschaft wurde in postalischer Form informiert.» Dass gut kommuniziert worden sei, betont auch der Veranstalter.

Schild
Über dieses einseitige Hinweisschild ärgert sich das Paar, das stundenlang im Quartier eingesperrt war.
Marzili
Das Quartier direkt unter dem Bundeshaus war zwischen 16 Uhr und 21.30 Uhr gesperrt.
Bern
Die Stadt Bern betont, dass die Bevölkerung gut informiert wurde.

Trotzdem: Miriam Meister und ihr Partner waren nicht die einzigen, die die Infos nicht erreichten. Deborah Zaugg von der Kantonspolizei Bern sagt zu Nau.ch: «Insgesamt mussten sechs parkierte Fahrzeuge in der gesperrten Zone abgeschleppt werden.»

Sie bestätigt zudem, dass sich Personen bei den Verkehrsposten vor Ort gemeldet haben. «Wir haben sie über die Umleitung informiert.»

Quartier «aus Sicherheitsgründen» gesperrt

Aber warum überhaupt das gesamte Quartier sperren? «Die Strecken werden so gewählt, dass Quartiere meist einseitig befahrbar sind. Im vorliegenden Fall war dies leider nicht möglich», erklärt Steiner – «aus Sicherheitsgründen».

Inline-Tour-Veranstalter Simon Feer betont, dass der «ehrenamtlich organisierte» Anlass positiv wahrgenommen wurde: «Mir sind keine grossen Beschwerden zu Ohren gekommen.» Man werde aber schauen, ob für nächstes Jahr noch Verbesserungen vorgenommen werden können.

*Name von der Redaktion geändert

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