Städte gehen mit Grünflächen und Sprühnebel gegen Sommerhitze vor
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Städte wollen den Einwohnern die Hitzetage erleichtern.
- Man testet unter anderem den Einsatz von Topfpflanzen und Sprühnebel.
- Praktisch alle grossen Städte haben eigene Programme vorgesehen.
Schweizer Städte lassen sich einiges einfallen, um Hitzetage im Sommer erträglicher zu machen. Kurzfristig sollen Sprühwolken, Topfbäume und Abkühlung im Brunnen Linderung bringen. Langfristig wollen fast alle mehr Bäume pflanzen und weniger versiegelte Flächen haben.
Ziele zur Begrünung und Entsiegelung von Bodenflächen verfolgen unter anderem die Städte Zürich, Basel, Bern, Luzern und Bellinzona. Ziel von Stadtgrün Winterthur etwa ist es, 1000 neue Bäume zu pflanzen.
Lugano setzt auch auf Sträucher. Nämlich dort, wo es aus Platzgründen nicht möglich sei, Bäume zu pflanzen, schrieb die Stadt auf Anfrage der SDA.
Die Stadt Bern testet auf der Schützenmatte seit 2020 mehrere Baumarten aus der Balkanregion und anderen europäischen Gebieten. Im zehn Jahre dauernden Versuch soll klar werden, welche Bäume mit heissen Sommern und längeren Trockenphasen besser zurechtkommen.
Mehr Parks und Wasserflächen
Auch St. Gallen will zusätzliche Bäume auf Plätzen oder Dach- und Vertikalbegrünungen sowie Parks in Quartieren oder neue Wasserflächen ermöglichen. Für weitere Schritte brauche es aber «politische Richtungsentscheide».
Dabei soll vielerorts auch die die Regenwasserbewirtschaftung (Konzept der «Schwammstadt») vorangetrieben werden. Durch den Bau von Regengärten und das «Aufrauen» von Oberflächen und Belägen soll der Wärmestau im Boden verringert werden.
In Bern wurden bereits an verschiedenen Orten Böden entsiegelt, darunter der erst 2017 erstellte Rosalia-Wenger-Platz im Wankdorf. 900 Quadratmeter Asphalt vor dem SBB-Hauptsitz wurden aufgebrochen und durch einen Mergelbelag ersetzt.
In Luzern wurde an der Blattenmoosstrasse in einem Pilotprojekt heller Asphalt verbaut, der sich weniger aufheizt und weniger Wärme speichert. Und die Stadt Aarau positioniert Neubauten so, dass Kaltluftströme nicht aufgehalten werden.
Als Sofortmassnahmen für die kurzfristige Abkühlung will Basel Topfbäume aufstellen, Sonnensegel über baumlosen Einkaufsstrassen spannen und Sprühnebel-Anlagen installieren. Die Massnahmen sind Teil eines Stadtklimakonzepts, das dem Basler Grossen Rat zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll.
Alto Zürrus gibts schon zwei Jahre
Auch in Zürich ist die Sprühwolke «Alto Zürrus» auf dem zubetonierten Turbinenplatz für zwei Jahre im Einsatz. 2024 wird der Versuch ausgewertet. Eine Version davon mit noch mehr Wasser gibt es in Schaffhausen.
Die Stadt lockt zwischen dem 26. und dem 30. Juni mit dem Angebot, in den rund 100 Brunnen der Stadt zu baden. In erster Linie sind die Primarschülerinnen – und schüler angesprochen.
Etwas aussergewöhnliches hat sich auch die aargauische Stadt Baden ausgedacht. Das Forstamt hat im Wald oberhalb des Quartiers Kappelerhof Kaltluftkorridore angelegt. Im Rahmen der üblichen Holznutzung wurden Waldbäume gezielt gefällt.
Nach heissen Sommertagen kann so die kühle Luft besser aus dem Wald in die Siedlungen strömen, wie die Stadt mitteilte. Dies soll besonders auch das nächtliche Schlafklima der Pensionäre verbessern, die im Alterszentrum Kehl direkt am Waldrand leben.
Initiativen in vielen Städten hängig
Sensoren messen während zwei Jahren die Temperatur und sollen so die Veränderung vor und nach dem Holzschlag aufzeigen. Die Bevölkerung ist eingeladen, auf einer Kaltluftbank die nächtlich kühlende Waldluft selber zu erspüren.
In mehreren Schweizer Städten sind Stadtklima-Initiativen hängig. Diese fordern in Zürich und Winterthur etwa mehr Grünflächen und Velowege statt Strassen. Beide Stadträte sprachen sich aber für Gegenvorschläge aus.
Auch in Basel werden noch vor den Sommerferien zwei Stadtklima-Initiativen des Vereins Umverkehr behandelt. Die Initiativen fordern die Umwandlung von Strassenraum in Grünflächen sowie Platz für den Langsamverkehr. Konkret zur Debatte stehen zwei mehr oder weniger weit gehende Gegenvorschlags-Entwürfe der vorberatenden Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission.