Star-Gastronom Péclard belohnt Kader mit Segeltörn in der Karibik
Der Zürcher Gastronom Michel Péclard lädt seine Kaderleute zu einem Segeltörn in der Karibik ein. HR-Experten erklären, was sie von solchen «Goodies» halten.
Das Wichtigste in Kürze
- Michel Péclard spendiert seinem Kader einen Segeltörn in der Karibik.
- «Unsere Kaderleute geben das Jahr durch echt viel von sich», begründet der Star-Gastronom.
- Ein HR-Experte erklärt: Solche «Goodies» können einen bindenden Charakter haben – aber ...
Viele Firmen werben damit, ihren Mitarbeitern Benefits anzubieten – zum Beispiel den berühmt-berüchtigten Obstkorb.
Der Zürcher Gastronom Michel Péclard, der unter anderem das Lokal Fischers Fritz führt, geht jedoch einen grossen Schritt weiter: Kürzlich lud er seine Kaderleute zu einem zwölftägigen Segeltörn in die Karibik ein!
«Wir unternehmen eigentlich jedes Jahr eine Kader-Session im Ausland», erklärt Péclard gegenüber Nau.ch. «Es geht um Weiterbildung, Teamspirit und Horizonterweiterung.»
Mit den Kaderleuten sei man schon oft für zehn Tage nach Miami (US-Bundesstaat Florida) gereist. In einem anderen Jahr ging es an die französische Côte d'Azur.
Besonderes Erlebnis besser «als Gutschein für irgendeinen Gugus»
Doch was sind Péclards Beweggründe, seinen Mitarbeitenden einfach mal einen Trip in die Karibik zu spendieren? Der Zürcher Gastronom erklärt: «Klar motiviert so eine Reise. Aber es zeigt auch, wie man miteinander klarkommen kann, wenn man nicht wirklich viel Platz hat.»
Das schweisse das Team zusammen. Er fügt hinzu: «Und es ist auch völlig zu Recht eine Belohnung. Unsere Kaderleute geben das Jahr durch echt viel von sich.»
Péclard hält fest: Einmal durch die Karibik zu schippern und Delfinen «Hallo» zu sagen, «gibt einem mehr als ein Gutschein für irgendeinen Gugus».
Nau.ch hat bei HR-Experten nachgefragt, ob solche Belohnungen in der Arbeitswelt oft vorkommen.
«Nein, sie sind die Ausnahme», hält der Zuger HR-Berater Alexander Beck fest. «Jedoch gehen immer mehr Unternehmen dazu über, in Mitarbeiter-Events für die Teamweiterentwicklung zu investieren. Sie wollen ihren Mitarbeitenden gemeinsame, spannende Erlebnisse gönnen.»
Das zahle sich in der Mitarbeiterbindung aus und sei für eine gute Teamstimmung sehr wichtig. «So lernt man sich auch persönlich kennen und das hilft, wenn im Team Efforts gefordert sind», so Beck.
HR-Experte: «Könnte Neidkomponente geben»
Der Aargauer HR-Experte Jörg Buckmann sagt: «Solange das nicht von Steuergeldern finanziert ist, kann jeder Unternehmensleiter mit dem Unternehmenserfolg machen, was er will. Wenn Michel Péclard seine Kaderleute auf eine Karibik-Reise einlädt, finde ich das absolut okay.»
Er fügt jedoch hinzu: Es könnte sein, dass solche grosszügigen Belohnungen für die Kaderleute bei den anderen Mitarbeitenden nicht so gut ankommen. «Da könnte es eine Neidkomponente geben», sagt Buckmann.
Auch er meint, dass solche Belohnungen für Mitarbeitende nicht gang und gäbe sind. Ihm ist nur ein weiterer Fall bekannt: «Ab und zu liest man noch von Ruedi Noser, der seine ganze Informatikfirma zu einer Kreuzfahrt einlädt.»
Doch was bringen solche «Goodies» tatsächlich? Buckmann ist der Meinung, dass Unternehmen nicht zwingend solche Belohnungen anbieten müssen. «Natürlich kann sowas einen bindenden Charakter haben. Ich glaube aber, mittel- und langfristig sind es andere Sachen, die ausschlaggebend sind.»
Denn: «Stimmen Sachen wie die Unternehmenskultur, die Zusammenarbeit oder auch der Lohn nicht, bringen ‹Goodies› nichts.» Schaden würden sie jedoch auch nicht. Buckmann hält fest: «Ich mag den Kaderleuten von Michel Péclard ihren Karibik-Segeltörn gönnen.»
Materielle «Goodies» werden selbstverständlich
HR-Experte Beck erklärt, man müsse zwischen zwei Arten von «Goodies» für Mitarbeitende unterscheiden: Zum einen gibt es materielle Dinge, wie zum Beispiel eine gute Pensionskasse oder Vergünstigungen bei der Mitarbeiterverpflegung.
Aber: «Sie werden schnell zur Selbstverständlichkeit und von den Mitarbeitenden rasch als ‹normal› wahrgenommen», sagt der HR-Experte. «Anders ist es mit einmaligen gemeinsamen Erlebnissen, ausserhalb des klassischen Weihnachtsessens.»
Dabei müsse der Arbeitgeber nicht immer tief in die Tasche greifen. «Es reicht auch mal ein ganz banales gemeinsames Grillieren, ein Fondue-Plausch oder ein Spielnachmittag», so Beck.
Er hält fest: «Grundsätzlich soll gute Arbeit nicht nur monetär spürbar sein. Wertschätzung kann auch in Form von gemeinsamen Events und gemeinsamen Erlebnissen weitergegeben werden.»
Mitarbeiter-Events und Umsatzlöhne
Péclard erklärt, er belohne nicht nur das Kader mit besonderen Veranstaltungen. «Es gibt jedes Jahr einen Team-Event für alle 500 Leute im Betrieb», sagt der Gastronom. «Da haben wir auch schon zwei Tage alle Betriebe dichtgemacht und sind während der Zeit in den Europapark gefahren.»
Eine weitere Form der Wertschätzung seien die Umsatzlöhne, die dem Service-Personal bezahlt werden.
Die Angestellten erhalten sieben bis acht Prozent von dem, was sie in die Kasse eintippen. So können sie ihren Lohn teils deutlich aufbessern. Ein Kellner verdiente so im Juni letzten Jahres 16'500 Franken.
Neben Wertschätzung und Lohn sind für Péclard noch vier weitere Punkte zentral bei der Mitarbeiterführung. Nämlich Ehrlichkeit, Förderung, Familiensinn und Spass.
Der Star-Gastronom hält fest: «Der Job soll Freude machen. Das wertschätzen dann auch die Gäste. Und umgekehrt.»