Star-Ökonom: «Mehr Lohntransparenz macht nicht glücklicher»
Ein Schweizer Star-Ökonom, glaubt nicht, dass Lohntransparenz glücklicher macht – im Gegenteil.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Star-Ökonom, sagt: «Mehr Lohntransparenz macht nicht glücklicher.»
- Offengelegte Gehälter führen demnach zu Unzufriedenheit und Vergleichen.
- Transparenz bei Spitzenverdienern sei aber notwendig für Kontrolle und Kritik.
In der Schweiz wird der Ruf nach mehr Lohntransparenz immer lauter. Eine gute Entwicklung sollte man meinen. Nicht aber, wenn es nach Mathias Binswanger geht. In einem Interview mit der «Basler Zeitung» sagt der Star-Ökonom: «Ich bin überzeugt, dass mehr Lohntransparenz nicht glücklicher macht.«
Binswanger erwähnt, dass viele Studien zeigen würden, dass die Zufriedenheit der Mitarbeitenden sinke, wenn die Gehälter offengelegt werden. «Wer herausfindet, dass andere Personen im Kollegenkreis mehr verdienen, ist häufig sehr verärgert. Und oft ist die angebliche Lohnoffenlegung nur eine Pseudotransparenz.»
Damit meint er, dass es sich bei den veröffentlichten Zahlen nur um das Grundgehalt handle. Wichtige Lohnbestandteile wie Bonuszahlungen, Prämien oder Leistungskomponenten würden individuell berechnet und nicht bekannt gegeben.
«Und was man nicht vergessen darf: Bei den Grundgehältern kennt die Schweiz eine vergleichsweise grosse Transparenz, die Grundlöhne für Staatsstellen beispielsweise sind in der Besoldungsordnung festgehalten – diese ist öffentlich.»
«Damit würde das grosse Vergleichen beginnen»
Der Dozent und Buchautor erwähnt weiter, dass bei einer öffentlichen Diskussion über die Löhne, das grosse Vergleichen beginnen würde und viele sich mit entsprechenden Fragen quälen würden. «Warum verdient diese Person so viel – sie leistet überhaupt nicht viel?»
Und man würde sich auch ärgern, so Binswanger: «Ich, der ich mich so einsetze, verdiene viel weniger.» Obwohl man die Leistung der anderen meist «sehr subjektiv und oft verzerrt» wahrnehme, würden sich viele miteinander vergleichen.

Der Ökonom nennt ein Beispiel: «Ein Kollege mag zwar oft zu spät zur Arbeit kommen – aber womöglich leistet er sehr viel mehr als andere, die stets pünktlich sind.»
«Bei Spitzenverdienern würde Transparenz nottun»
Einzig in der Manager-Kaste sieht Binswanger Handlungsbedarf. Dort werde die Berechnung von Leistungskomponenten oft «möglichst intransparent gehalten», um dann Boni zu zahlen, unabhängig vom Geschäftsverlauf, «von der eigentlichen Leistung». «Diese Intransparenz hat System, sie erschwert oder verunmöglicht Kritik und Kontrolle von aussen.»