Stauseen für Italien: Schweiz befürchtet Wassermangel
Italien will, dass die Schweiz den Lago Maggiore mit Wasser aus Stauseen auffüllt. Dies könnte hierzulande aber zu Energieproblemen und Wassermangel führen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Norditalien herrscht eine starke Dürre. Der Fluss Po führt kaum noch Wasser.
- Italien ist der Meinung, Schweizer Wasser könnte die Lösung des Problems sein.
- Den Lago Maggiore mit Stausee-Wasser aufzufüllen hätte hierzulande jedoch Folgen.
Norditalien erlebt derzeit eine starke Dürre. Der wichtige Fluss Po ist stellenweise ausgetrocknet – der Wasser-Pegel hat ein Rekordtief erreicht. Lokale Unternehmen forderten bereits, nachts die Trinkwasserversorgung abzustellen. Denn die Ernte von Obst, Gemüse und Getreide ist gefährdet.
Der Po wird vom Lago Maggiore mit Wasser versorgt. Der Miorina-Staudamm (I), südlich des Sees, steuert die Regulierung des Seespiegels. Doch aus dem Grenzsee fliesst aktuell nur die Hälfte der benötigten Menge. Dies erklärt Doriana Bellani, Verantwortliche für den Pegel des Lago Maggiore, gegenüber «La Stampa».
Energieprobleme und Wassermangel in der Schweiz denkbar
Deshalb wandte sich Italien zuletzt Hilfe suchend an die Schweiz. Meuccio Berselli, Generalsekretär für das Einzugsgebiet Po, sagte: «Wir bitten unsere Schweizer Freunde, den Pegel des Lago Maggiore zu stützen.»
Wenn es nach den Italienern ginge, würde der Grenzsee mit Wasser aus Schweizer Stauseen gefüllt. Diese leiden jedoch aktuell auch unter der Hitzewelle und sind nicht so voll wie sonst.
Fabien Lüthi vom Bundesamt für Energie (BFE) erklärt gegenüber Nau.ch: «Wenn Wasser aus Schweizer Staudämmen in den Lago Maggiore abgelassen wird, um Italien zu unterstützen, können die Betreiber der Dämme Produktionsverluste oder Desoptimierungsverluste erleiden.»
Ersteres geschehe, wenn das Wasser nicht turbiniert werde. Zweiteres, wenn es zu einem wirtschaftlich uninteressanten Zeitpunkt turbiniert werde.
Die mögliche Folge: «Die Reserve des Stausees wird verringert, und es könnte zu Schwierigkeiten bei der Energieproduktion in der Schweiz kommen», so Lüthi. «Dies hätte sicherlich auch Auswirkungen auf andere Nutzungen wie Bewässerung unterhalb des Staudamms.»
In einem solchen Szenario sei es auch denkbar, dass es in der Schweiz zu Wassermangel kommt. Dies «im Falle einer grossen Dürre, wenn sich die Wasservorräte in den Staudämmen nicht wieder auffüllen».