Studis kritisieren Zürcher Hochschule – wegen Sparmassnahmen
Die Zürcher Hochschule der Künste muss sparen – und das bekommen auch die Studierenden zu spüren. Es gibt Protest.
Der eigentliche Semesterbeginn ist erst am 17. Februar, doch an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) rumort es schon jetzt.
«Wir studieren gerne an der ZHdK, doch dass die Hochschule ihre Sparmassnahmen auf dem Rücken von den Studierenden durchführt, die ohnehin schon unter Druck stehen, das stört uns gewaltig», sagt ein Studierender, der anonym bleiben möchte, gegenüber Tsüri.ch.
Grund für den Unmut sind Sparmassnahmen, welche die Hochschulleitung auf Januar 2025 hin umgesetzt hat.
Unterstützung bei Studiengebühren sistiert
Einige davon betreffen die Studierenden direkt. Die psychologischen Beratungsstunden wurden von fünf auf drei Stunden reduziert, das Toni-Areal und die Gessnerallee sind künftig über Nacht von 24 bis 7 Uhr geschlossen und die Möglichkeit, dass finanziell schwach gestellte Studierende einen Teil ihrer Studiengebühren erlassen bekommen, ist gestrichen.
Diese Massnahmen würden vor allem jene Studierende betreffen, die bereits in prekären finanziellen oder gesundheitlichen Situationen sind, meint der junge Student, der an der ZHdK gerade seinen Bachelor absolviert.
Laura Gubler, Co-Präsidentin des Studierendenrats «VERSO» teilt die Kritik: «Zürich ist als eine der reichsten Städte für viele Studierende bereits eine grosse finanzielle Herausforderung.»
Dass der Studiengebührenteilerlass gestrichen wird, ohne dass ein neues System feststeht, das erachtet der Studierendenrat als grob fahrlässig.
Alain Suter, PR-Manager der ZHdK, bestätigt: «Im Jahr 2025 können aufgrund der finanziellen Stabilisierungsmassnahmen der ZHdK keine neuen Teilerlasse von Studiengebühren beantragt werden.»
Bereits gewährte Teilerlasse für das Frühling- und Herbstsemester 2025 bleiben bestehen. Es würden neue Möglichkeiten geprüft, wie und in welcher Form ab 2026 eine alternative finanzielle Unterstützung angeboten werden könne.
Kritik an fehlendem Einbezug der Studierenden
Neben den konkreten Einschränkungen bemängelt die Studierendenschaft aber auch die Art und Weise, wie die Massnahmen kommuniziert worden sind. Die Hochschulleitung habe lange nicht aktiv kommuniziert, berichtet Gubler.
«Das Thema der Nachtschliessung hat sich schon vor Monaten herumgesprochen», sagt die Co-Präsidentin von «VERSO», «doch die Hochschulleitung äusserte sich nie konkret dazu– bis dann am 19. Dezember, wo alle schon halb in den Ferien waren, die Nachricht verkündet wurde.»
Die Nachtschliessungen seien bei den Studierenden ein zentrales Thema, weil im Gegensatz zu einem Uni-Studium, bei dem oft ein Buch und ein Computer ausreichen würden, die Kunstschaffenden darauf angewiesen seien, die Werkstätten nutzen zu können.
Besonders wichtig sei der nächtliche Zugang zu den Ateliers für Studierende, die neben dem Studium arbeiten müssen, um sich ihre Ausbildung finanzieren zu können.
Neues Studienmodell stiess bereits auf Kritik
Die Hochschule der Künste geriet in letzter Zeit wiederholt in Kritik. Die Einführung eines Studienmodells mit grossen und kleinen Fächern, dem sogenannten Major-Minor-Modell, hatte diverse Umstrukturierungen zur Folge, Kündigungen wurden ausgesprochen, unzufriedene Angestellte wendeten sich an die Medien.
Und als die ZHdK in ihrem Jahresabschluss für 2023 ein Minus von 6,9 Millionen Franken verkündete, gab es im Kantonsrat sogar Kritik von linken Politikerinnen und Politiker.
Die NZZ zitierte Daniel Heierli (Grüne), der aussagte, die finanzielle Situation der Hochschule sei «aus dem Ruder gelaufen». Mittlerweile scheine das Problem zwar erkannt zu sein. «Es hätte aber früher erkannt werden können.»
Auf die Schelte folgen nun also die Massnahmen – und auch die führen zu Kritik.
Studierende weniger betroffen als andere Bereiche
Die ZHdK habe in der Vergangenheit Grossprojekte finanziert, wie unter anderem eben die Major-Minor Umstellung, heisst es von Seiten der Hochschule.
Die nun eingeleiteten Stabilisierungsmassnahmen sollten längerfristig die finanzielle Stabilität und Qualität von Ausbildung und Forschung sichern.
Die Sparmassnahmen würden in erster Linie beim Verwaltungsaufwand und zentralen Budgetpositionen ansetzen.
«Die Departemente mit den Kernaufträgen Lehre und Forschung – und damit die Studierenden – sind unterproportional betroffen», berichtet Alain Suter. Trotzdem seien Sparmassnahmen eine komplexe Aufgabe.
Die Hochschule würde regelmässig die Studierenden und die Studierendenvertretung über anstehende Veränderungen informieren und Massnahmen sorgfältig planen.
Für die Nachtschliessung habe eine sechsmonatige Evaluation ergeben, dass im Schnitt nur eine Person pro Nacht das Angebot nutze.
Schulleitung bereut Major-Minor-Umstellung nicht
Und trotz Kritik bereue man die Umstellung auf das neue Studienprogramm nicht.
«Wir bieten mit dem Major-Minor-Studienmodell ein europaweit einzigartiges Angebot, welches eine individuelle Entwicklung und Schärfung des eigenen Studienprofils ermöglicht», schreibt Suter.
Die positiven Rückmeldungen der Studierenden und die Bewerbungszahlen würden der ZHdK bestätigen, dass dieses Modell ein richtiger Schritt in eine zukunftsorientierte Ausbildung sei.
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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst bei «Tsüri.ch» erschienen. Autorin Nina Graf ist Redaktorin beim Zürcher Stadtmagazin.