Südkorea-Reisen boomen bei Schweizern – trotz Spannungen
Das Wichtigste in Kürze
- Reiseanbieter verzeichnen eine steigende Nachfrage nach Südkorea-Reisen.
- Und das, obwohl das Gebiet von Spannungen geprägt ist – vor allem mit Nachbar Nordkorea.
- Kürzlich sorgte Kim Jong Un mit Truppen für Putin und Strassensperrungen für Schlagzeilen.
Südkorea ist bekannt für gutes Essen, Wolkenkratzer und Popmusik. Klingt eigentlich nach einem tollen Ferienland. Nur: Seit Jahrzehnten ist die politische Lage vor Ort angespannt.
Nachbar Nordkorea, bekannt für schwere Menschenrechtsverletzungen, gilt als einer der restriktivsten Staaten weltweit. Das Land hat gar keine Freude am liberalen Süden – zuletzt haben die Spannungen zugenommen.
Kürzlich hat Nordkorea zwei Strassen in Richtung Südkorea gesprengt. Zudem sorgt Machthaber Kim Jong Un aktuell für Schlagzeilen, weil er Putin Soldaten für den Ukraine-Krieg geschickt hat. Das sorgte für Proteste in Südkorea.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte vom Westen darauf eine Reaktion. Kurz: Das Gebiet ist ein Hotspot für politische Spannungen.
Und trotzdem wird Südkorea bei Touristinnen und Touristen immer beliebter, wie etwa die «Frankfurter Rundschau» im Sommer berichtete. K-Pop-Stars wie die Boyband BTS ziehen viele ins Land.
Auch die Berichte über Strassensprengungen und Putin-Unterstützung im Nachbarland brechen die Südkorea-Reiselust der Schweizer nicht. Das zeigt eine Umfrage von Nau.ch unter den Schweizer Reiseanbietern.
«Spannungen sind an der Tagesordnung»
«Die Nachfrage nach Südkorea-Reisen ist ungebremst und übersteigt jene vor Pandemie um ein Vielfaches», sagt Stephan Roemer. Ihm gehört das Zürcher Reisebüro Tourasia.
Ähnlich klingt es beim Zürcher Asien-Reiseanbieter Asia365: «Es haben keine Kunden eine Reise annulliert oder nachgefragt, ob es problematisch wäre, zu reisen.»
Das Unternehmen beobachte die weltpolitische Lage zwar generell mit Sorge, aber nicht aufgrund der neuesten Nordkorea-Meldungen. «Mögliche nordkoreanische Truppen in der Ukraine haben keinen Einfluss auf Reisen nach Südkorea.»
Denn das sei schon längst normal. «Spannungen sind auf der koreanischen Halbinsel an der Tagesordnung. Sie haben aber kaum Einfluss auf das Tagesgeschäft.»
Auch den Reiseanbietern Lidl, Globetrotter, Tourasia und Gebeco sind keine Stornierungen aufgrund der aktuellen Lage bekannt. Alle versichern jedoch, die Lage genau zu beobachten. «Jedoch nicht mit Sorge», betont eine Globetrotter-Sprecherin.
Reisebüro streicht Nordkorea-Touren
Tourasia-Chef Roemer erklärt, dass man sich auf die Informationen und Hinweise der auswärtigen Ämter verlasse. «Sie neigen erfahrungsgemäss zu grosser Vorsicht und warnen sehr frühzeitig über mögliche Gefahren.»
Am Dreieck Korea-China-Japan bestünden sehr verstrickte Interessen. Nordkorea liegt zwischen China und Südkorea. Es gilt damit als Pufferzone zwischen Osten und Westen. Darum unterstütze China Kim Jong Un, und auch für Russland ist der Staat wichtig.
Warst du schon einmal in Südkorea?
«Nordkorea beliefert Sibirien mit dringend benötigter Kohle und anderen Bodenschätzen.» Japan und Südkorea wiederum würden sich dank der Übermacht USA zu schützen wissen. Roemer meint: «Ich sehe die Situation nicht als akuten Gefahrenherd, sondern vielmehr als ein Säbelrasseln der wichtigsten Mächte.»
Es gibt sogar Unerschrockene, die nach Nordkorea reisen wollen. Seine Nordkorea-Angebote hat Tourasia aber für den Moment doch gestrichen.
Und was sagt der Bund? Das EDA hat laut eigenen Angaben im Oktober nur vier Anfragen von verunsicherten Schweizern erhalten, die eine Südkorea-Reise planten. «Die Anzahl solcher Anfragen ist auf bescheidenem Niveau stabil.»
Von Reisen nach Südkorea wird nicht abgeraten.