Swisscom und Co. schwatzen Kunden überteuerte Abos auf
Gemäss einem Test versuchen viele Handyshops, überteuerte Abos anzubieten. Sie begründen: Es sei bequemer als Prepaid-Modelle, man habe «Kostensicherheit».
Das Wichtigste in Kürze
- Einem 79-jährigen Testkunden wurden bei Salt, Swisscom und Co. überteuerte Abos angedreht.
- Zum eigentlich passenden Modell für rund 10 Franken wurde ihm bloss dreimal geraten.
- In einigen Fällen wollten die Verkäufer weitere Produkte und Dienstleistungen verkaufen.
Prepaid oder doch ein Abo für das Handy? Diese Frage stellt sich vielen, die Suche im Internet ist wegen der unzähligen Angebote schwierig. Doch wie der «Ktipp» berichtet, ist auch bei Besuchen in einem Shop Vorsicht geboten.
Das Konsumentenmagazin schickte einen 79-jährigen Testkunden in die Läden von Mobilezone, Salt, Sunrise und Swisscom in verschiedenen Städten. Das Ergebnis: Nur in drei von 20 Beratungsgesprächen wurde dem Mann zum Prepaid-Modell, das am besten zu seinen Bedürfnissen passt, geraten.
Der Testkunde fragte in den Läden nach der günstigsten Option. Er verwende das Handy für wenige Telefonate, das mobile Internet brauche er ab und zu, im Ausland sei er selten. Mit diesen Voraussetzungen wäre ein Prepaid-Modell oder ein Abo mit Datenvolumen ab zehn Franken ideal.
In den Shops wurde er aber nur selten danach gefragt, wie er denn sein Handy nutze. Viele Verkäufer versuchten, ihm ein teureres Abo oder gar weitere Geräte und Dienstleistungen anzudrehen.
Abos für 16.95 bis 29.90 Franken angeboten
Vier von fünf Mobilezone-Verkäufer rieten dem Mann zu Abos von Salt für 16.95 oder 19.95 Franken. Bei Salt wurden ihm ebenfalls diese Abos empfohlen, obwohl es ein passenderes für 9.95 Franken geben würde.
Vier von fünf Sunrise-Angestellte rieten gar zu einem Abo für 29.90 Franken pro Monat. Dieses enthielt unlimitiertes Telefonieren und Surfen in der Schweiz sowie im Ausland – Dinge, die der Testkunde gar nicht braucht.
Viermal versuchten die Berater, dem 79-Jährigen noch anderes anzudrehen: Bei Sunrise in Zürich und Zug wurden ihm TV und Internet für zuhause für 45 Franken angeboten. In Bern pries ein Sunrise-Verkäufer ein Samsung-Handy für 500 Franken an, bevor er überhaupt nach den Tarifen fragen konnte.
«Gratis-Handy» für monatlich 4 Franken
Ein Salt-Mitarbeiter versuchte dem Testkunden, ein angebliches «Gratis-Handy» aufzuschwatzen. Dafür hätte er dann zwei Jahre lang monatlich einen Aufpreis von 4 Franken auf sein Abo zahlen müssen.
In Zug fragte ein Salt-Verkäufer schon nach zwei Minuten nach der ID, um einen Vertrag für ein Abo aufzusetzen. Nach den Bedürfnissen wurde dabei gar nicht gefragt. Der Testkunde sagt, er habe sich «stark unter Druck gesetzt» gefühlt.
Sunrise argumentiert, man wolle Kunden über laufende Aktionen zu Produkten und Dienstleistungen informieren. Deshalb sei Zusätzliches angepriesen worden.
Das Unternehmen räumt aber ein, dass die Bedürfnisse der Kunden nicht immer sauber abgeklärt würden. Man werde die Angestellte auf die «Wichtigkeit der exakten Bedarfsanalyse» hinweisen.
In den Shops erklärten die Mitarbeitenden, weshalb sie eher zu Abos als zu Prepaid-Modellen rieten: Sie seien bequemer, da man sie nicht aufladen müsse. Zudem habe man, falls der Datenverbrauch steige, «Kostensicherheit».