Basel: Taylor-Swift-Seminar an Schweizer Uni – Studis schütteln Kopf
Seit Winter befasst sich an der Uni Basel ein Seminar mit Popstar Taylor Swift. Das können einige nicht ernst nehmen. Fehl am Platz ist es trotzdem nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- An der Universität Basel beschäftigen sich Studierende mit dem Werk von Taylor Swift.
- Der Kurs kommt nicht bei allen gut an. Er sei zu einfach und gehöre nicht an eine Uni.
- Der Dozent rechtfertigt das Seminar – und freut sich über «sehr positive Rückmeldungen».
Superstar Taylor Swift (34) als Seminar an der Uni? Das ist kein Witz, sondern an mehreren Orten tatsächlich möglich. Studierende können sich dort mit dem Werk des Pop-Superstars und dessen Einfluss auf die Welt befassen.
Seit Winter gibt es ein solches Taylor-Swift-Seminar auch an der Universität Basel. Inhalt des Kurses sind zehn Alben der 34-Jährigen. Es beginnt mit «Taylor Swift» aus dem Jahr 2006 und endet mit «Midnights» aus 2022. Dazu sind auch Songs der vier «Taylor's Versions»-Alben Bestandteil des Seminars.
Doch gehört Taylor Swift, zuletzt von der «Time» zur «Person des Jahres» gekürt, wirklich an eine Uni? Hier spalten sich die Meinungen.
Denn: Für viele ist die US-Amerikanerin zu seicht, der Inhalt ihrer Songs nicht gut genug für eine Hochschule. Swift diene als eine Art akademisches trojanisches Pferd, das Studenten anlocke, so der Vorwurf.
«Hat an Uni nichts zu suchen»
Diesen Eindruck teilen auch einige Studierende der Uni Basel, wie Nau.ch weiss. Das Seminar sei «nicht akademisch genug», heisst es von einer Person, die am Seminar teilnimmt. Es sei insgesamt etwas für Fans und «hat an einer Uni nichts zu suchen».
Die drei Credits, die die Studierenden beim Seminar kriegen, seien zudem einfach erhältlich. Der zu erbringende Leistungsausweis sei nicht schwierig, die Credits praktisch geschenkt. Das sei mitunter ein Grund, weshalb die Teilnehmerzahl mit rund 180 Studierenden zu Beginn auch so hoch gewesen sei.
Geschenkte Credits und zu einfacher Stoff? Das sehen nicht alle so.
Swift-Seminar «im Einklang mit Uni-Standards»
Die Fachgruppe Englisch der Uni Basel findet für das Seminar auf Anfrage nur lobende Worte. «Das Taylor-Swift-Seminar knüpft Verbindungen zu angesehenen Schriftstellerinnen und Schriftstellern und ist gegründet auf dem, was in der Literaturwissenschaft gelehrt wird», lässt sie verlauten.
Studierenden von ausserhalb des Fachbereichs biete dies «einen grossartigen und zugänglichen Einstieg, um die literarischen Werkzeuge kennenzulernen, die benötigt werden, um Texte zu analysieren und Medienwissenschaften zu verstehen».
Das Seminar habe einen akademischen Rahmen, sagt die Fachgruppe weiter. Und: Die Leistungsanforderungen seien klar definiert, alles sei «im Einklang mit den Standards für universitäre Kurse».
Man unterstütze literarische Analysen moderner kultureller Phänomene sowie die Integration popkultureller Phänomene in den akademischen Diskurs, «ohne jedoch über ihre akademische Wertigkeit zu urteilen». Es könne so «ein umfassendes Verständnis zeitgenössischer Kultur» gefördert werden, sagt die Fachgruppe.
Kurz: Taylor Swift habe an der Uni Basel ihre Daseinsberechtigung.
Diese Meinung vertritt natürlich auch der Dozent des Seminars, Andrew Shields. Der Sprach- und Literaturwissenschaftler hat den Kurs zusammen mit Masterstudentin und Autorin Rachael Moorthy ins Leben gerufen.
«Taylor Swift ist ein populäres Thema»
Die Anforderungen würden den normalen Kriterien entsprechen, sagt Shields auf Anfrage. Man analysiere die Texte von Taylor Swift mit den üblichen literaturwissenschaftlichen und -geschichtlichen Mitteln. So «wie ich sie seit Jahren in Lehrveranstaltungen beispielsweise zu zeitgenössischer Lyrik anwende und unterrichte».
Das Seminar ist gemäss seinem Dozenten denn auch ein Erfolg: «Wir haben bisher sehr positive Rückmeldungen bekommen.» Die Teilnehmerzahl ist zwar nicht mehr so hoch wie auch schon, trotzdem seien «immer noch über 100 Studierende» dabei.
Dieses Interesse sei einfach zu erklären: «Taylor Swift ist in allen Facetten ein populäres Thema.»