Bern: Teenies besetzen Bus-Sitze für Ältere – Seniorin muss stehen
Vier Jugendliche haben es sich auf Sitzplätzen bequem gemacht, die für ältere Personen gedacht sind. Währenddessen musste eine Seniorin stehen. Ein Einzelfall?
Das Wichtigste in Kürze
- Vier Teenager haben in einem vollen Bus ihren Platz nicht für eine Seniorin freigegeben.
- Ein Experte spricht von einem «rücksichtslosen» Verhalten.
- Das Fahrdienstpersonal könne in solchen Fällen anfordern, ihren ÖV-Knigge zu beachten.
Während der Stosszeiten sind Sitzplätze in den öffentlichen Verkehrsmitteln teils voll besetzt. Auch beim Stehen bleibt nicht mehr viel Raum übrig.
Das kann vor allem für ältere und weniger fitte Personen sehr mühsam sein. In solchen Situationen geben Reisende aber oft ihren Platz frei – doch nicht jeder ist so freundlich ...
Denn Nau.ch-Leserin Leana D.* berichtet von einem Vorfall, den sie in einem Bus von Bernmobil beobachtet hat: «Mir ist aufgefallen, dass die Vierer-Sitze vorne mit einem Zeichen für ältere Personen gekennzeichnet sind.»
Da der Bus schon recht voll war, entschied sie sich, zu stehen und nicht einen dieser Plätze zu besetzen. «Vier Teenager stiegen dann aber in den Bus ein und setzten sich auf die Plätze für ältere Personen», erzählt sie. Doch: Als später eine Seniorin einsteigt, machen die Jugendlichen keine Anstalten, den Platz freizugeben.
«Der Respekt in der Gesellschaft scheint nachzulassen»
Christian Rieder von der Stiftung fit4school hat eine klare Meinung dazu: «Das Verhalten der Jugendlichen im angesprochenen Fall zeugt nicht von Anstand. Es ist rücksichtslos und sollte deshalb auch nicht gebilligt werden.»
Jedoch könne dieser Fall nicht als typisch für alle Jugendlichen angesehen werden: «Viele positive Beispiele junger Menschen werden oft übersehen.»
Für Rieder ist klar: Viele Junge haben heutzutage «weniger positive Vorbilder».
Dies könne sich in ihrem «manchmal rücksichtslosen Verhalten» widerspiegeln. Der Respekt in der Gesellschaft im Allgemeinen scheine nachzulassen, was sich auch auf die Jugendlichen auswirke.
«Bedauerliche Einzelfälle»
Auch Peter Burri Follath, Mediensprecher von Pro Senectute Schweiz, sagt: «Aus unseren Erfahrungen lässt sich ableiten, dass es sich vornehmlich um bedauerliche Einzelfälle handelt.» Diese könnten zwar wiederkehren, jedoch würden sie keinen grundlegenden Trend darstellen.
Die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen verhalte sich im öffentlichen Verkehr «üblicherweise freundlich und zuvorkommend gegenüber älteren, gebrechlichen Personen».
Fahrdienstpersonal kann Polizeipatrouille anfordern
In einem ÖV-Knigge zeigt Busbetreiber Bernmobil, wie sich Fahrgäste verhalten sollen. Darunter befindet sich eben auch die Bitte an jüngere und gesunde Fahrgäste, älteren Personen ihren Platz anzubieten.
Und was, wenn sie das nicht tun? Abweichungen würden vom Kontroll- und Sicherheitsdienst angesprochen werden. Mit der Aufforderung, den Knigge zu beachten.
Bemerken Busfahrerinnen oder Busfahrer, dass es Probleme im Fahrzeug gebe, dann bestehe «die Möglichkeit, entsprechende Vorkommnisse der Leitstelle zu melden». Im schlimmsten Fall könne der Kontrolldienst von Bernmobil oder gar eine Polizeipatrouille zum Fahrzeug angefordert werden.
* Name von der Redaktion geändert