Test zeigt: 12 von 15 Mineralwassern sind mit Chemikalie verschmutzt
Fast alle natürlichen Mineralwasser sind mit Trifluoressigsäure verschmutzt. Diese Chemikalie stammt vor allem aus Pflanzengiften und der Industrie.

Das Wichtigste in Kürze
- In einem Test wurden 13 Schweizer und zwei französische Wasserquellen auf TFA getestet.
- In 12 der 15 Mineralwasser wurde die Chemikalie Trifluoressigsäure (TFA) nachgewiesen.
- Umstritten ist, wie gefährlich dies für die Gesundheit der Menschen ist.
Die Schweizer Mineralwasser-Abfüller preisen ihre natürlichen Wasser damit an, dass sie aus «geschützten unterirdischen Quellen» stammen, wie sie auf «natuerliches-mineralwasser.ch» schreiben.
Zudem enthalte natürliches Mineralwasser gesunde Mineralien. Sie sprechen von «ursprünglichen Eigenschaften».
Doch ein Test von «Ktipp» enthüllt, dass dies nicht der Realität entspricht. Denn von 15 getesteten Mineralwassern sind 12 mit Trifluoressigsäure verschmutzt.
Das sind Henniez, Coop Prix Garantie, Farmer, Valser, Swiss Alpina, Adelbodner, Migros M-Budget, Aproz, Knutwiler, Evian, Appenzell und Eptinger.
Dabei handelt es sich um eine Chemikalie, die vor allem aus Pflanzengiften und der Industrie stammt. Mit Ausnahme von zwei (Evian und Vittel) wurden nur Mineralwasser mit Quellen in der Schweiz auf den Trifluoressigsäure-Gehalt (TFA) getestet.
Henniez mit höchstem TFA-Gehalt
Den höchsten Gehalt wies dabei mit 0,9 Mikrogramm (µg) pro Liter das Mineralwasser von Henniez (Nestlé) auf. Als das SRF vor drei Jahren Mineralwasser testete, lag der Wert beim Henniez-Wasser noch bei 0,76 µg.
Einen ähnlichen Anstieg verzeichnete im Test auch Valser (von 0,31 auf 0,55 µg). Demnach enthalten von den getesteten Schweizer Mineralwassern nur die Produkte aus der Cristallo- und der Saguaro-Quelle in Lostorf SO keine Trifluoressigsäure.
Diese werden bei Aldi beziehungsweise Lidl angeboten. Auch bei Vittel aus der französischen Quelle wurde keine Trifluoressigsäure gefunden.
Der Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten erklärt gegenüber «Ktipp», dass Trifluoressigsäure kein relevanter Abbaustoff sei. Deshalb dürfe das Mineralwasser weiterhin als rein und «natürlich» beworben werden.
Bundesrat: TFA-Rückstände in Mineralwassern gering
Der Bundesrat selbst habe dies erst letzten Juni so festgehalten. Er begründete den Entscheid damit, dass die Trifluoressigsäure-Rückstände in Mineralwassern gering seien.
Einzelne Mineralquellen zweifeln das Ergebnis des Tests an.
Die Landi hält hingegen fest, dass sie selbst regelmässig Messungen beim Farmer-Wasser durchführe. Da der TFA-Gehalt gering sei, gehe von dem Wasser keine Gefahr für die Gesundheit aus.
Ähnlich argumentiert auch Nestlé wegen des Henniez-Wassers. Die Migros wiederum erkläre, dass es aktuell nicht möglich sei, die Chemikalie aus dem Mineralwasser zu entfernen.
Das Bundesamt für Umwelt untersuchte 2022 und 2023 das Schweizer Grundwasser nach dem TFA-Gehalt. Resultat: Es ist flächendeckend mit TFA belastet. Das Problem: Befindet sich der Stoff einmal im Wasser, verschwindet er nicht mehr.
EU will TFA neu als schädlich für Fruchtbarkeit einstufen
Wie gefährlich TFA für Menschen ist, wird derzeit in der Forschung diskutiert. Lange gab es dazu keine Bedenken.
So bewertete etwa die europäische Lebensmittelbehörde TFA 2016 als Stoff mit kleinem Risiko für die Gesundheit. Aber sie hielt fest, dass sich viele Risiken nicht endgültig einschätzen lassen.
Die Europäische Chemikalienagentur will TFA aber nun gestützt auf eine Studie des Pestizid-Herstellers Bayer als schädlich für die Fruchtbarkeit einstufen. Bei Tierversuchen habe die Chemikalie zu Missbildungen bei Kaninchenföten geführt.
In der Schweiz gibt es derzeit keinen Grenzwert. Je nachdem, wie die EU das Gesundheitsrisiko neu einschätzt, könnten jedoch auch Schweizer Behörden darauf reagieren.