Kokain

Thilo Beck über die Legalisierung von Kokain

Samantha Reimer
Samantha Reimer

Zürich,

Psychiater Thilo Beck spricht im Interview mit der «NZZ» über die regulierte Legalisierung des Kokain-Verkaufs.

Kokain
Die festgenommenen Franzosen waren aut Polizei hauptsächlich im Tourismusort Verbier aktiv. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Thilo Beck ist Co-Chefarzt in der Psychatrie des Suchtmedizin-Zentrums Arud.
  • In einem Interview mit der «NZZ» spricht er über die Probleme in der Drogenszene.
  • So spricht er sich für eine Legalisierung von Kokain in einem regulierten Umfeld aus.

Thilo Beck ist Co-Chefarzt der Psychiatrie des Suchtmedizin-Zentrums Arud. In einem Interview mit der «Neue Zürcher Zeitung» erzählt er nun von der aktuellen Lage der Drogenszene in Zürich.

Gegen ein Verbot des Drogenkonsums

Er sieht die aktuelle Situation als Weckruf und äussert seine Besorgnis über die Unsichtbarkeit der Drogenabhängigen in Zürich. Denn nach der Schliessung einer Anlaufstellen für Süchtige in Zürich hat der Drogenkonsum im öffentlichen Raum wieder zugenommen. Dies sieht der Psychiater als schwerwiegendes Problem an.

Ein Verbot des Konsums sei laut Beck jedoch nicht zielführend: «Statt dass man den Konsum verleugnet, sollte man ihn lieber in vernünftigem Rahmen ermöglichen.»

Er ist der Meinung, dass solche Anlaufstellen Süchtigen einem geschützten Rahmen bieten, an denen Drogenabhängige sicher konsumieren können. Die Schliessung und Verlegung solcher Einrichtungen führt daher dazu, dass viele Abhängige wieder im Freien konsumieren.

Thilo Beck ist besorgt um «Crack-Steinchen»

Ausserdem zeichnet sich ein neuer Trend bei einer Gruppe an jüngere Leuten in der Bäckeranlage ab, wie Beck bemerkt. Diese haben primär mit Kokain begonnen und rauchen es später in Form von Crack. Beck betont hierbei, dass diese jüngeren Konsumenten bisher nicht im Fokus der Drogenarbeit standen. Durch diese Tatsache sind sie jetzt sichtbar geworden.

Bäckeranlage
Die Drogenszene in der Bäckeranlage breitet sich wieder aus. - keystone

Zudem hat sich der Verkauf von konsumfertigen Crack-Steinchen ausgebreitet. Der Trend wurde in Genf eingeführt und kommt möglicherweise auch nach Zürich. Daher sei es laut Thilo Beck notwendig, an solchen Brennpunkten präsent zu sein. Und auch Drogenhandel zu regulieren, ohne dabei gleichzeitig zu viel Druck auf die Abhängigen auszuüben.

Der Psychiater beschreibt das Leben von Crack-Abhängigen als extrem herausfordernd. Denn diese schlafen durch ihre Sucht oft tagelang nicht. Sind völlig erschöpft, aber gleichzeitig ständig aufgeputscht. Daher sieht er es auch als so wichtig an, ihnen einen sicheren Ort für den Konsum zu bieten.

Legalisierung in einem kontrollierten Umfeld

In diesem Kontext spricht er sich auch für die Legalisierung des Drogenkonsums in einem kontrollierten Umfeld aus.

Sein Vorschlag: Drogen wie Kokain sollen für diese Zielgruppe legal in Geschäften verkauft werden können, wobei bestimmte Bedingungen und Einschränkungen gelten sollen. Er sagt auch, dass rund 80 Prozent der Kokainkonsumenten nicht abhängig von der Droge sind. Und daher auch keine Probleme machen.

Die Legalisierung würde daher lediglich den Nimbus des Illegalen entfernen. Und somit hoffentlich den Reiz nehmen.

Eine falsche Richtung in der Drogenpolitik

Im Interview erwähnt Thilo Beck auch die globalen Auswirkungen des illegalen Drogenmarktes. Insbesondere in Südamerika, wo ein Regulieren mehr als notwendig ist.

So ist er der Meinung, dass Substanzen von Süchtigen nicht von einem illegalen Markt bezogen werden sollten. Sondern vielmehr von legalen Produktionen. «In Peru gibt es bereits eine grosse legale Produktion für medizinische Zwecke», wie Beck erklärt.

Auch denkt Thilo Beck zurück an seine eigene Karriere in der Suchtmedizin. Und wie falsche Drogenpolitik das Leben von Süchtigen beeinflusst hat.

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Kommentare

User #3622 (nicht angemeldet)

Dass ein Psychiater Drogensucht einfach nur verstecken will, anstatt sie zu bekämpfen, finde ich bedenklich. Aus gesellschaftlicher Sicht sollte man Ursachen bekämpfen und nicht Symptome verstecken. Drogenkonsum gehört bekämpft.

User #1377 (nicht angemeldet)

Die Organisation empfiehlt E-Zigaretten als schadensmindernde Massnahme, anstatt Zigaretten. Das hat aber nichts mit "fördern" zu tun, die Empfehlung basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wer das Interview liest merkt schnell, es geht nicht darum, Kokain zu verherrlichen sondern einen Umgang damit zu finden, da es sowieso konsumiert wird, auch wenn es illegal ist. Weg vom Schwarzmarkt in einen medizinischen Kontext, wo die Leute beraten und behandelt werden, wo nötig und erwünscht.

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