Zwei Meitli beobachten in Arbon TG einen Mann, der sich auf einer Bank selbst befriedigt. Die Mutter ist entsetzt. Gegen den Mann wird nicht ermittelt.
Grüsel
Ein Ausschnitt aus dem Video, das ein Meitli von einem Exhibitionisten gemacht hat. - Facebook

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Mann wird in Arbon TG auf einer öffentlichen Bank beim Masturbieren erwischt.
  • Zwei schockierte Kinder sahen ihn dabei.
  • Die Polizei ermittelt nicht – weil keine Anzeige eingegangen ist.
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Entsetzen in Arbon TG: Ein Meitli (12) und seine gleichaltrige Kollegin beobachten am Sonntagnachmittag einen Mann, der auf einer Bank masturbiert. «Und das am hellen Tag», schreibt die schockierte Mutter auf Facebook.

Der Vorfall habe sich in der Gegend der Musikschule ereignet. «Ich bin sehr wütend», erklärt sie. Die Mädchen hätten probiert, ein Video von dem Mann zu machen. «Aber sie waren total in Panik – ich bin sprachlos.»

Musikschule
Der Vorfall hat sich in der Nähe der Musikschule ereignet.
Kantonspolizei
Die Kantonspolizei ermittelt in dem Fall nicht – es ist keine Anzeige eingegangen. (Archivbild)

Tatsächlich gelingt ihrer Tochter eine kurze Aufnahme. Der Polizei gemeldet hat die Familie den Mann allerdings nicht, wie die Kapo Thurgau auf Anfrage erklärt: «Bislang wurde bei der Kantonspolizei Thurgau keine Anzeige zu diesem Vorfall erstattet», sagt Sprecher Miguel Lopez zu Nau.ch.

Heisst auch, dass gegen den Mann nicht ermittelt wird. In solchen Fällen wird die Polizei nämlich erst aktiv, wenn der Vorfall zur Anzeige gebracht wird.

Ein Einzelfall ist der masturbierende Mann auf der öffentlichen Bank aber nicht. «Durchschnittlich etwa einmal pro Woche gehen Meldungen über Exhibitionismus oder sexuelle Belästigung ein.»

Exhibitionisten möchten «vor allem den Penis in der Öffentlichkeit zeigen»

Meist zeige sich dieses dranghafte Exhibitionieren bei Männern, sagt Sexologin Melina Dobroka zu Nau.ch. «Sie möchten ihren Körper und vor allem den Penis in der Öffentlichkeit zeigen.»

Dabei würden sie eine emotionale Spannung verspüren, die sie sexuell erregt. «Teilweise bleibt es beim Zeigen des Genitals, gewisse masturbieren auch dazu.»

Hast du schon einmal Anzeige bei der Polizei erstattet?

Betroffene kennt Dobroka auch aus ihrer Praxis in Basel: «Ich hatte tatsächlich schon Menschen, die bei mir in der Therapie masturbiert haben. Ich habe diese Person dann jeweils gebeten, aufs WC zu gehen.» Bei wiederholten Verhalten habe sie die Sitzung auch schon abgebrochen.

Exhibitionismus kann Traumata auslösen

Doch was steckt dahinter?

«Diese Männer verfolgen Verführungs- oder Liebessehnsüchte, die sich an andere Menschen richten. Sie fühlen sich unsicher in ihrem Körper und wollen geliebt werden», sagt die Expertin. Natürlich würden sie mit diesem Verhalten aber genau das Gegenteil erreichen.

Denn: «Das Beobachten einer exhibitionistischen Handlung kann verstörend wirken und auch Traumata auslösen», betont sie. «Besonders Kinder können das Verhalten nicht einordnen und sind emotional aufgelöst.»

Melina Dobroka
Melina Dobroka bietet in Basel Sexualtherapie an. - Raphaela Graf

Deshalb werde das Verhalten gezielt therapiert. Das Ziel der Therapie sei es, die Betroffenen in ihrer sexuellen Selbstsicherheit zu stärken.

«So lernen diese Männer, in welchen sozial angemessenen Situationen sie sich erregt zeigen dürfen.» Zudem würden sie lernen, dass das exhibitionistische Verhalten strafrechtliche Folgen hat.

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Brauchst du Hilfe?

Bist du Opfer von sexueller Gewalt oder Belästigung geworden? Die Opferhilfe hilft dir dabei, die Erfahrung zu bewältigen und informiert dich über deine Rechte und weitere Schritte: www.opferhilfe-schweiz.ch.

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