Tiktok-Trend: Können Frauen schlechter mit Geld umgehen?

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Luzern,

Zum Thema «Girl Math» gibt es zahlreiche Videos und Millionen Klicks. In den Clips rechtfertigen junge Frauen ihre Ausgaben. Das sorgt auch für Kritik.

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Eine Tiktokerin erklärt «Girl Math». - TikTok / @lynnfabry

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit «Girl Math» erklären Frauen ihre Ausgaben und machen sich über sich selbst lustig.
  • Bei dem Tiktok-Trend geht es darum, humorvoll und mit schlechter Logik zu rechnen.
  • Alles nur Spass oder auch ein Risiko? Expertinnen und Experten ordnen ein.

«Wenn etwas 100 Dollar kostet, aber du 90 davon in bar gezahlt hast, dann hast du nur 10 Dollar ausgegeben.» Oder: «Wenn du heute kein Geld ausgegeben hast, dann hast du morgen doppelt soviel Budget.»

Das sind Beispiele für sogenanntes «Girl Math» – ein Tiktok-Trend mit rund 357 Millionen Klicks. Dabei witzeln Frauen darüber, wie schlecht sie mit Geld umgehen können oder rechtfertigen unnötige Ausgaben humorvoll mit schlechter Logik.

Nur: Der Trend lässt die Grenzen zwischen Humor und Ernst verschwimmen – und wirft deshalb Fragen auf. Insbesondere auch, weil Frauen statistisch gesehen ein grösseres Risiko haben, armutsbetroffen zu werden. Das Newsportal «Buzzfeed» nennt «Girl Math» gar «gefährlich für die Rente».

Alles harmlose Witze oder tatsächlich problematisch? Soziologin Susanne Richter sagt zu Nau.ch: «Ich sehe kritische Aspekte, aber würde nicht so weit gehen, den Trend als gefährlich für Frauen zu beschreiben.» In ihren Augen stehe der Humor im Vordergrund.

Frauen-Klischees «gar nicht lustig»

Aber: «Auf jeden Fall kann man sagen, dass die Witze auf Vorstellungen von Weiblichkeit verweisen, die gesellschaftlich lange etabliert waren: ‹Frauen können kein Mathe› und ‹Frauen sind nicht rational›.»

Diese Ideen seien abwertend. «Dass sie – wenn auch humoristisch – wiederholt und dadurch verfestigt werden, ist aus feministischer Perspektive durchaus kritisch zu sehen.»

Versuchen Sie, unnötige Ausgaben zu rechtfertigen?

Auch Konsumexperte Claude Messner kritisiert die Klischees, auf die angespielt wird: «Dass es den Stereotyp gibt, Frauen seien schlechter in Mathe als Männer, ist gar nicht lustig.»

Vor rund 60 Jahren war die Erwartung, Mädchen seien schlechter in Mathe als Buben, noch weitverbreitet, erzählt er. «Das Rollenklischee hat dazu geführt, dass sie tatsächlich schlechter waren.» Heutzutage könne man aber in unseren Breitengraden keine Geschlechtsunterschiede in den Mathematik-Fähigkeiten mehr feststellen.

Budgetberater warnt vor Schuldenfalle

Messner zufolge ist «Girl Math» nichts Neues. «Das Phänomen, dass wir eine Rechtfertigung für einen Kauf suchen, ist geläufig.»

Davon sind zwar Frauen und Männer betroffen. «Frauen sind aber stärker als Konsumentinnen gefordert», stellt Soziologin Richter fest. «Die Erwartungen an modisches Aussehen, und aufwändige und teure Arbeit am Körper ist oft höher.» Das sei eine Tatsache, auf die «Girl Math» anspiele.

Budget-Experte Philipp Frei rät: «Tiktok-Trends sind zum Glück meist kurzlebig. Wir warnen aber vor dem generellen Phänomen, dass Leben auf Pump normalisiert wird.» Das sei immer mehr ein Problem – Jungen werde vorgelebt, wie wichtig Konsum sei.

Gleichzeitig «gibt es immer mehr Möglichkeiten Geld auszugeben, das man eigentlich gar nicht unbedingt hat. Das ist natürlich verlockend, kann sich aber schnell rächen und in eine Verschuldung führen

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Kommentare

User #5464 (nicht angemeldet)

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User #5110 (nicht angemeldet)

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