Treffen in Winterthur ZH als Startschuss für Reisende in den Jihad
Nach einem Salafistentreffen in Winterthur ZH reiste Sarah O. aus Konstanz nach Syrien und schloss sich dem IS an. Jetzt wurde sie in Düsseldorf verhaftet.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor fünf Jahren fand ein Salafistentreffen in Winterthur ZH statt.
- Nach der Veranstaltung reisten viele Personen aus der Region Winterthur ZH in den Jihad.
- Eine davon war Sarah O. aus Konstanz, eine damals 15-jährige Gymnasiastin.
Das deutsche Hilfswerk «Ansaar International» organisierte 2013 eine Benefizveranstaltung im Winterthurer Hotel Töss. Beim Salafistentreffen wurde offenbar Jihad-Propaganda verbreitet – der Startschuss für eine ganze Reihe von Jihad-Reisenden aus der Region Winterthur. Auch die damals 15-Jährige Sarah O. aus Konstanz nahm daran teil. Kurze Zeit später reiste sie ins Umland der syrischen Metropole Aleppo.
Wenige Monate später heiratete die Gymnasiastin dort den deutsch-türkischen Jihadisten Ismail S. Sie gründeten eine Familie und setzten sich nach dem Zusammenbruch des Kalifats vor etwa sechs Monaten in die Türkei ab, wo alle verhaftet wurden. Vergangene Woche wurde Sarah O. nach Düsseldorf abgeschoben und in Gewahrsam genommen.
Im Dienst der Religionspolizei des IS
Aber was ist passiert? Der deutsche Generalbundesanwalt wirft der deutsch-algerischen Doppelbürgerin vor, schon kurz nach ihrer Ankunft in Syrien eine Ausbildung mit Schusswaffen durchlaufen zu haben. Nach Deutschland zurück habe die junge Frau damals geschrieben, sie mache jetzt bei der al-Qaida mit.
Wie es weiter heisst, habe sie schon im Februar 2014 für den IS Wach- und Polizeidienste übernommen. Zu diesem Zweck habe sie sich die Schusswaffe besorgt. Da bewaffnete Frauen nur in der berüchtigten Religionspolizei des IS in den Dienst traten, ist anzunehmen, dass es sich um diese Einheit gehandelt hatte.
Über die Sozialen Medien IS-Reisende anlocken
Auch Neuankömmlinge – mutmasslich andere Jihadisten aus Europa – hätten Sarah O. und ihr Ehemann in ihrer Wohnung beherbergt. Via Social Media verbreitete die Konstanzerin IS-Propaganda. Somit wollte sie andere Gläubige von einer Ausreise nach Syrien überzeugen.
Der heute 26-jährige Ismail S. versuchte vor zehn Jahren, sich Waffen zu beschaffen, indem er mit seinem älteren Bruder die Besatzung eines Streifenwagens in einen Hinterhalt lockten und mit Messern angreiften. Der Plan ging nicht auf – die Geschwister wurden verhaftet. Im Verhör sagten sie, sie hätten mit den geraubten Waffen einen Anschlag auf US-Soldaten in Heidelberg geplant.