Trotz Krise nehmen Konkurse und Betreibungen 2020 ab

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Zürich,

Ausgerechnet im 2020, im Jahr der grössten Wirtschaftskrise seit den Siebzigerjahren, haben Konkurse und Betreibungen in der Schweiz abgenommen.

Corona
Trotz Coronakrise sind im vergangenen Jahr weniger Firmen Pleite gegangen als 2019. Die Massnahmen des Bundes haben eine Reihe von Konkursen verhindert.(Archivbild) - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Konkurse und Betreibungen haben im Jahr 2020 abgenommen.
  • Dennoch sind die Zahlen wegen der Massnahmen des Bundes mit Vorsicht zu geniessen.
  • 2019 wurden noch 13'800 Insolvenzen registriert, 2020 waren es nur noch 12'900.

Ausgerechnet im 2020, im Jahr der grössten Wirtschaftskrise seit den Siebzigerjahren, haben Konkurse und Betreibungen in der Schweiz abgenommen. Die Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen, denn die Massnahmen des Bundes zur Verhinderung von Konkursen zeigten Wirkung.

Schwächster Rückgang in der Nordwestschweiz

Die Zahl der eröffneten Firmen- und Privatkonkursverfahren ging vergangenes Jahr in der gesamten Schweiz um 6,6 Prozent zurück. Dies teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) am Mittwoch mit. Zum Vergleich: 2019 wurden rund 13'800 Insolvenzen registriert, 2020 waren es nur noch 12'900.

Dabei wurden in allen Regionen der Schweiz weniger Konkursverfahren eröffnet als im Vorjahr, die Zahl des Rückgangs schwankte aber stark. Am schwächsten war der Rückgang mit 2,8 Prozent in der Nordwestschweiz. Am stärksten gingen die Konkurseröffnungen mit 15,9 Prozent im Tessin zurück.

Auf kantonaler Ebene zeigten sich mit rund einem Viertel weniger Konkurseröffnungen in Glarus und Graubünden die stärksten Abnahmen. In absoluten Zahlen verzeichneten die Kantone Tessin, Genf und Waadt mit über 100 weniger Insolvenzen im Vorjahresvergleich den stärksten Rückgang. Lediglich in vier Kantonen nahmen die Konkurseröffnungen zu: In Schwyz (+13), Luzern (+32), Obwalden (+15) und Uri (+3). Ausserdem gab es im Halbkanton Basel-Stadt genau eine Konkurseröffnung mehr als im Vorjahr.

Pfändung und Pfandverwertungen gingen zurück

Noch stärker als die Konkurse gingen laut der Mitteilung die Betreibungen zurück. 2019 wurden noch knapp 3,1 Millionen Zahlungsbefehle ausgestellt, im letzten Jahr waren es nur noch knapp 2,7 Millionen. Auch die Betreibungen auf Pfändung sowie die Betreibungen auf Pfandverwertung gingen deutlich zurück.

Ueli Maurer
Der Schweizer Finanzminister Ueli Maurer. - Keystone

Dass die Konkurse trotz der Coronakrise und deren Auswirkungen auf die Firmenlandschaft nicht mehr zugenommen haben, erklären die Statistiker vom BFS mit den Massnahmen des Bundes zur Verhinderung von Konkursen: Einerseits habe der Bundesrat die Unternehmen sehr früh von der Pflicht der Überschuldungsanzeige befreit. Das heisst, Unternehmen, die per Ende 2019 finanziell gesund waren, mussten eine drohende Überschuldung nicht mehr melden.

Als zweite Massnahme führte der Bund andererseits eine «Covid-19-Stundung» für KMU ein. Das bedeutet, dass die Fälligkeit von finanziellen Forderungen um drei Monate hinausgeschoben werden konnte. Zudem hat der Bund mit der Härtefallklausel Unternehmen finanziell unter die Arme gegriffen.

Stärkster Anstieg im Gesundheitswesen

Aus diesen Gründen sei keine klare Interpretation der Konkurszahlen von 2020 möglich, heisst es im Communiqué. Man müsse mindestens dieses oder gar das nächste Jahr abwarten. Erst dann sei das volle Ausmass der Coronakrise auf die Schweizer Wirtschaft und die Anzahl Konkurse zu sehen.

Einen ersten Hinweis darauf, wie die Entwicklung weitergeht, dürfte die aktuelle Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF liefern: Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung nahmen die Firmenkonkurse im März 2021 schweizweit erstmals seit Beginn der Krise wieder zu. Und zwar um 16,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im März hätten 688 Firmen Konkurs angemeldet, im Vorjahr waren es noch 592. Gegenüber dem Vormonat Februar stieg die Anzahl der Konkurseröffnungen sogar um über ein Drittel.

Gastro Restaurant Coronavirus
Aufeinandergestapelte Stühle in einem geschlossenen Restaurant. - dpa

Am stärksten war der Anstieg laut der Mitteilung im Gesundheitswesen. In diesem Bereich wurden fünfmal so viele Konkurse verzeichnet wie 2020. Auch im Bereich Personalvermittlung vervierfachte sich die Anzahl Konkurse.

In der Gastronomie, die von der Coronakrise besonders betroffen ist, meldeten diesen März weniger Firmen Konkurs an als im Vorjahr. Gegenüber Februar stiegen die Insolvenzen von Restaurants und Bars allerdings um 54 Prozent. Im Bereich Beherbergung nahmen die Konkurseröffnungen gegenüber dem Vorjahr um 60 Prozent zu.

CRIF wertet für seine Erhebung alle Handelsregistereinträge von Firmen aus. Im Gegensatz zur Auswertung des BFS fallen dabei die privaten Konkurse nicht ins Gewicht.

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