Trotz neuer Strategie: Klimaaktivisten reden wieder vom Kleben

Renovate Switzerland greift auf eine neue Protestform zurück. Statt sich auf die Strasse zu kleben, marschieren die Aktivisten jetzt vor den Autos.

Renovate Switzerland
Aktivisten von Renovate Switzerland protestieren auf der Strasse. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Renovate Switzerland sorgt mit «langsamen Märschen» schweizweit für Aufsehen.
  • Das jüngste Vorgehen der Klima-Bewegung unterscheidet sich von früheren Aktionen.
  • Klebe-Blockaden seien in Zukunft jedoch weiter möglich, heisst es auf Anfrage.

Vergangene Woche kam es in der Schweiz erneut zu mehreren Protestaktionen der Klimaaktivisten von Renovate Switzerland. Doch mit einer neuen Methode: In Lausanne und in Sitten VS haben Aktivistinnen und Aktivisten den Verkehr nicht wie gewohnt komplett blockiert, sondern nur «verlangsamt».

Im Vergleich zu früheren Störaktionen ist das ein markanter Unterschied. So hatten sich Renovate-Mitglieder in der Vergangenheit jeweils auf die Strassen geklebt – blockierten also den Verkehr. Bei vielen Verkehrsteilnehmenden löste dies Unmut aus, es kam sogar zu Gewalt.

Jetzt ändert Renovate Switzerland also die Taktik. Beim «langsamen Marsch» in Sitten liefen sogar fünf Kinder mit, schreibt die Klima-Bewegung in einer Medienmitteilung. Weitere solche gewaltfreien Aktionen sollen in der ganzen Schweiz folgen.

Klebe-Blockaden in Zukunft trotzdem möglich

Doch was hat es mit dem plötzlichen Strategiewechsel auf sich? Nau.ch hat bei Renovate Switzerland nachgefragt.

Ihre Kampagne bestehe aus verschiedenen gewaltfreien Aktionen, erklärt Aktivistin Selina Lerch. Diese würden «je nach Kontext oder Phase ausgewählt».

Klebe-Blockaden könnte es darum in Zukunft wieder geben. «Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir in den kommenden Monaten auf grösseren Verkehrsachsen zurück sein werden.»

Finden Sie die Proteste der Klima-Kleber sinnvoll?

Die Gewalt gegen Aktivistinnen und Aktivsten sei nicht der Grund für die «langsamen Märsche». Vielmehr ermöglichen diese mehr Teilnahmen aus der Bevölkerung: «Da die rechtlichen Risiken und die Spannungen mit dem Publikum niedriger sind», erklärt Lerch.

Bei den Märschen habe man zudem beobachtet, dass die Reaktionen der Verkehrsteilnehmenden milder ausfallen. Lerch: «Ich habe im Wallis sogar erlebt, dass eine Autofahrerin geklatscht hat.»

Medienaufmerksamkeit durch neue Aktionsformen

Es sei nicht ungewöhnlich, dass Protestbewegungen mit verschiedenen Aktionsformen experimentieren, sagt Jevgeniy Bluwstein, Experte für Klimaaktivismus der Uni Bern. «Neue Aktionsformen bieten sich an, um die Medienaufmerksamkeit und öffentliche Debatten in neue Bahnen zu lenken.»

Diese Tatsache bedeute nicht, dass bewährte Aktionsformen aufgegeben werden. «Ich denke nicht, dass Renovate grundsätzlich mit dem Kleben aufhören wird», bekräftigt Bluwstein.

«Klare gesetzliche Grundlagen»

Für die Behörden spielt die Art und Weise der Protestform keine Rolle. Die Kapo Bern meint auf Anfrage: «Grundsätzlich gibt es klare gesetzliche Grundlagen für Kundgebungen im öffentlichen Raum. Die ausgerückten Polizistinnen und Polizisten entscheiden jeweils vor Ort anhand der angetroffenen Situation über das weitere Vorgehen.»

Falls Strafbestände oder Störungen der öffentlichen Ruhe vorliegen würden, interveniere die Kapo unter dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit. «Dies unabhängig von der jeweiligen Protestform», heisst es.

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Kommentare

User #1279 (nicht angemeldet)

Das hat nicht mit Klimaschutz zu tun was sie da machen. Die wollen sich doch nur aufmerksam machen um im Mittelpunkt zu stehen. Wann greift die Politik und die Jusitz härter durch?

User #5502 (nicht angemeldet)

Und, was bringt das ausser verärgerte Verkehrsteilnehmer und Widerstand? Wird das Klima besser davon? Ich denke es werden sich immer mehr Leute von diesen Aktionen distanzieren.

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