Trotz Schnee-Ankündigung: Warum brach der ÖV zusammen?
Am Donnerstag fiel ab dem Nachmittag der erste Schnee des Winters. Er war angekündigt, trotzdem brach kurz darauf das Verkehrschaos aus. Wie ist das möglich?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schnee hat die Schweiz seit Donnerstagnachmittag trotz Ankündigung fest im Griff.
- Vielerorts fährt der ÖV nicht oder sporadisch, auf den Strassen herrscht Verkehrschaos.
- War man zu schlecht vorbereitet? Die ÖV-Betriebe erklären sich.
Viele staunten am Donnerstagnachmittag nicht schlecht, als sie aus dem Fenster blickten. Der erste Schnee des Winters hüllt die Schweiz seither in Weiss – und sorgt für ein Verkehrschaos.
Denn: Es kam zu langen Staus und Unfällen, der ÖV hatte mit Problemen zu kämpfen. Züge hatten massiv Verspätung, vielerorts fuhren Busse und Trams gar nicht mehr.
Menschen, die von der Arbeit nach Hause wollten, mussten mit einem langen Heimweg rechnen. Und auch am heutigen Freitagmorgen hatte sich die Lage in Teilen der Schweiz noch nicht beruhigt.
Und so mancher einer fragt sich: Warum bricht in der Schweiz, kaum liegt der erste Schnee, jedes Jahr das Chaos aus? Waren die ÖV-Betriebe zu schlecht auf den Wintereinbruch vorbereitet?
Der erste Schnee: bessere Vorbereitung nicht möglich
Bernmobil, das wegen zu viel Schnee seinen Betrieb am Donnerstag eingestellt hat, wehrt sich: «Wir wurden vom Schneefall nicht überrascht. Wenn innert kurzer Zeit viel Schnee fällt, nützt das beste Winterkonzept und Vorbereitung nichts.»
Der Verkehr kollabiere dann, es komme zu gegenseitigen Behinderungen, die Winterdienste kommen nicht mehr durch. «Unsere Leute waren rund um die Uhr im Einsatz. Die Natur war hier einfach kurzfristig stärker. Das gilt es zu akzeptieren.»
Dem pflichtet die SBB bei. Auf Anfrage teilt sie mit: «Der erste Schnee war aussergewöhnlich und flächendeckend. Fast überall in der Schweiz fiel praktisch gleichzeitig sehr viel Schnee.»
Die Schneeräumungs- und Weichenreinigungsteams seien pausenlos im Einsatz gestanden. Aber: «So viel Schnee liess sich nicht bewältigen – trotz aller Vorbereitungen.»
Der Winterdienst sei rechtzeitig in Alarmbereitschaft und könne bei Schneefall sofort ausrücken, meint auch Bernmobil. Allerdings bestehe in der Stadt Bern das Problem, den Schnee so zu räumen, dass für den ÖV keine Behinderung entstehe.
Denn, so die ÖV-Betreiberin: «Wenn die Strasse geräumt wird, liegt der Schnee plötzlich auf der Haltestelle. So können die Leute nicht mehr ins Fahrzeug einsteigen, oder die Weichen des Trams werden zugeschüttet.»
Ähnliche Probleme kennen auch die Verkehrsbetriebe Zürich. Auf Anfrage von Nau.ch sagen sie: «Damit die Trams heute Morgen ausfahren konnten, waren wir die Nacht hindurch mit vier sogenannten Nachtwächtertram unterwegs.»
Dies habe man getan, um die Fahrleitungen und Weichen nicht einfrieren zu lassen. Genützt hat es offenbar wenig. Am Freitagmorgen fuhren die Trams in Zürich nur unregelmässig.
Private Verkehrsteilnehmende blockieren den ÖV
Schuld ist aber nicht allein der Schnee im engeren Sinne. Ein weiteres Problem für die ÖV-Betreibenden: Das durch Privatpersonen verursachte Verkehrschaos.
«Bernmobil ist natürlich vom übrigen Verkehr abhängig. Dieser behindert uns bei Schneefall oft und zusätzlich.»
Und auch die Verkehrsbetriebe Luzern meinen: «Der massive Schneefall führte zu einem Verkehrskollaps in der Stadt Luzern.» Dies habe Auswirkungen auf den Fahrbetrieb gehabt.
Ins gleiche Horn blasen die Basler Verkehrsbetriebe. Sie verweisen unter anderem auf Autos, die noch immer mit Sommerreifen unterwegs seien. Diese würden den Verkehr – und somit auch den ÖV – behindern.