Trotz Taschen-Trick: Nun sollen Hunde gratis ÖV fahren
Das Wichtigste in Kürze
- Wer mit Hund im ÖV reist, zahlt ein halbes Billett fürs Tier.
- Preisliches Leckerli: Kleine Hunde passen in eine Tasche und fahren dann gratis.
- Der Hundezüchter-Verband fordert Gratis-ÖV für alle Vierbeiner.
Wer mit seinem Hund den ÖV benutzen will, muss fürs Tier ein halbes Ticket lösen. Glück hat, wer ein kleines Hündli besitzt. Denn wenn es in eine Tasche passt, reist das Tier gratis mit.
Gegenüber Nau.ch zeigt eine Rentnerin aus Birmensdorf ZH, wie das funktioniert. Sie legt ihre Emily (2) für Zugfahrten in eine Handtasche. «Emily kennt das schon lange und ist zufrieden so», sagt das Frauchen.
Alliance SwissPass erklärt den Trick: Hunde bis zu einer Widerristhöhe von 30 Zentimetern «dürfen in Transportboxen, Körben oder anderen tiergerechten Behältern unentgeltlich unter dem Sitz oder auf dem Schoss mitgenommen werden».
Mediensprecherin Susanna Wittwer Klingler erklärt, der Hund sei so mit einem Handgepäck gleichzusetzen.
Sollten Hunde gratis im ÖV mitfahren dürfen?
Zur Erklärung: Die Widerristhöhe misst die Distanz vom Boden bis zum Widerrist. Dieser ist die höchste Körperstelle, wenn der Hund den Kopf senkt, und befindet sich hinter dem Hals. Man kann auch von der Schulterhöhe sprechen.
Der Trick der Zürcher Rentnerin ist also für Besitzer von grösseren Hunden nutzlos. Wittwer Klingler hält fest: «Für mittelgrosse und grosse Hunderassen funktioniert dieser ‹Trick› nicht.»
Verband: ÖV sollte für alle Hunde kostenlos sein
Für den Verband der Hundezüchter, die Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG), geht das nicht. Hier fordert man: Hundebesitzer sollten ohnehin kein Zusatzticket lösen müssen.
Geschäftsführer Andreas Rogger sagt zu Nau.ch: «Wir würden es sehr begrüssen, wenn die Mitnahme von Hunden in öffentlichen Verkehrsmitteln kostenlos wäre. Wenn man bedenkt, was Hunde den Menschen alles Gutes tun, sollten sie alle ein Leben lang gratis transportiert werden.»
Ihnen sei bewusst, dass das eine «sehr einseitige Perspektive» sei, gibt Rogger zu: «Aber aus unserer Sicht wäre das die beste Lösung.»
Bleibt die Frage, ob es für den Vierbeiner überhaupt gut ist, in einer Tasche transportiert zu werden.
Laut Rogger kann man das nicht generell beantworten. Es komme auf die Bedürfnisse und die Gewohnheiten des Tieres an. Wie stressig eine Reise ist und ob dieser Stress zumutbar ist, sei von verschiedenen Faktoren abhängig.
Die Ticketkosten allein dürfen laut dem Hundezüchter-Verband aber keine Rolle spielen. Rogger findet: «Eine solche Entscheidung aus rein monetären Gründen zu treffen, erscheint uns im Umgang mit Hunden nicht angemessen.»