Turbulenzen: Schweizerin erlebt Horror-Flug nach Griechenland
«Plötzlich ging es runter», berichtet eine verängstigte Nau.ch-Leserin von ihrem turbulenten Flug nach Griechenland. Ein Pilot erklärt, was dahinter steckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Berner Paar erlebte einen turbulenten Flug nach Griechenland.
- Die Edelweiss-Maschine sackte zweimal hintereinander stark ab.
- Ein Pilot erklärt, wie es zu solchen Turbulenzen kommen kann.
Endlich waren die langersehnten Sommerferien da! Nau.ch-Leserin Larissa* (28) und ihr Freund Luca* (30) haben Ferien in Griechenland gebucht.
Nur knapp zwei Stunden dauert der Flug auf die beliebte Insel Zakynthos. «Ein Klacks», dachte sich Larissa im Vorfeld noch.
Doch was das Paar dann erlebt, ist alles andere als angenehm. Die Edelweiss-Maschine hebt zwar pünktlich ab. Doch bereits nach kurzer Zeit beginnt der Flieger mächtig zu rütteln.
«Ich habe grundsätzlich keine Flugangst. Aber wenn sich das Flugi fest hin und her bewegt, dann wird mir schon ein wenig mulmig», so die 28-Jährige.
«Zum Glück waren wir angeschnallt»
Und über den Bergen in Italien wird es dann plötzlich richtig ungemütlich. Gleich zweimal hintereinander sackt das Flugzeug ab. Beim zweiten Mal so stark, dass einige der Passagiere zu schreien beginnen.
Larissa schildert: «So was habe ich noch nie erlebt. Ohne Vorwarnung ging es plötzlich runter. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich hatte in dem Moment wirklich grosse Angst und dachte, wir stürzen ab.»
Die Bernerin ist in ihrem Leben schon häufig geflogen. Von solchen Turbulenzen sei sie bislang aber verschont worden. «Zum Glück waren wir angeschnallt», sagt sie.
Auch Larissas Freund Luca ist schockiert: «Mir machen Turbulenzen beim Fliegen normalerweise nichts aus. Doch als ich begleitet von lauten Schreien in den Sicherheitsgurt gedrückt wurde, war mir nicht mehr wohl. Das war wirklich beängstigend.»
Darum sackt das Flugzeug ab
Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass ein Flugzeug plötzlich absackt? Peter Wild, Swiss-Pilot und ETH-Lehrbeauftragter im Bereich Luftfahrt, erklärt gegenüber Nau.ch: «Was man in der Umgangssprache als Luftloch deklariert, sind effektiv sich stark wechselnde Winde. Daher ändert der Auftrieb des Flugzeuges.»
Der Experte erläutert: «Stellen Sie sich vor, dass sie zuerst beispielsweise 80 Stundenkilometer Gegenwind haben. Dann ändert sich der Wind auf 30 Stundenkilometer Rückenwind. Das Flugzeug reagiert darauf mit reduziertem Auftrieb und daher gibt es, aber sehr selten, ein ‹Absacken›.» Der beste Schutz sei daher, die Sitzgurte geschlossen zu halten.
Gebirgige Gegenden sind zudem eher prädestiniert für Turbulenzen, erklärt Wild. Genauso wie Übergänge von einem Frontsystem ins andere – also zum Beispiel vom Warmen ins Kalte. Das seien klassische Fälle, da dort die Energien der Wettermassen gegeneinander arbeiten.
Der Pilot betont aber auch, dass schwere Turbulenzen sehr selten sind. «Dass es mal zwischendurch schüttelt, ist normal und Gegenstand von verschiedenen Luftmassen.»
Er vergleicht das Fliegen mit einer Schifffahrt. «Wenn sie über den See fahren, erwarten Sie auch mal ein Schütteln wegen Wellen. So ist es in der Luftfahrt auch normal, dass es mal leicht schütteln kann.»
Dass Turbulenzen nichts Ungewöhnliches seien, betont auch die Edelweiss auf Anfrage von Nau.ch. Verletzte habe es deswegen bei der Airline noch nie gegeben.
Klimawandel verstärkt Turbulenzen
Künftig müssen Flugpassagiere wohl vermehrt mit Turbulenzen rechnen. Denn die globale Erderwärmung sorgt dafür, dass es mehr rüttelt. Das zeigt eine englische Studie aus dem vergangenen Jahr.
Die Zahl starker Turbulenzen auf Flügen über dem Nordatlantik hat demnach seit 1979 um 55 Prozent zugenommen. Und auch über Europa, dem Mittleren Osten und dem Südatlantik wurden Zunahmen beobachtet.
Für Aufsehen sorgte zum Beispiel im Frühling ein Flug der Singapore Airlines, der besonders heftige Turbulenzen erlitt. Viele Passagiere wurden verletzt. Ein Mann erlitt dabei einen Herzinfarkt und starb.
*Name der Redaktion bekannt