Ukraine Krieg: Bund fürchtet Engpass bei Medikamenten wegen Spenden
Viele Medikamente werden hierzulande gespendet, um Menschen im Ukraine-Krieg zu helfen. Nun warnt das Bundesamt für Landesversorgung (BWL) vor einer Knappheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz muss bei einigen Arzneien an Notvorräten zehren.
- Kritisch ist die Lage laut dem Bund bei Antibiotika und oralen Opioiden.
- Viele Medikamente werden wegen des Krieges an die Ukraine gespendet.
Gehen der Schweiz bald wichtige Medikamente aus? Laut dem aktuellen Bericht vom Bundesamt für Landesversorgung (BWL) könnten Reserven in Zukunft knapp werden.
Engpass bei Opioden und Antibiotika
«Die Versorgung mit Medikamenten ist grösstenteils sichergestellt, allerdings ist der Markt stark unter Druck», heisst es. Kritisch sei die Lage bei Antibiotika und oralen Opioiden.
Einfluss darauf habe der Ukraine-Krieg. «Es gehen viele Hilfsgüter, darunter auch Medikamente und Medizinprodukte, als Spenden aus der Schweiz in die Ukraine», steht im Bericht.
Opioide werden häufig nach Operationen eingesetzt. Bei Krebspatienten sind die starken Schmerzmittel unersetzlich. Gegenüber der «Sonntagszeitung» sagt BWL-Sprecher Thomas Grünwald: «Für die betroffenen Personen sind das sehr wichtige Medikamente.»
Antibiotika bezeichnet Grünwald als «lebenswichtige» Arzneien. Deshalb schreibe der Bund für solche Medikamente Pflichtlager vor. «In Kriegsgebieten steigt der Verbrauch unter anderem von starken Schmerzmitteln und Antibiotika wegen Kriegsverletzungen an», so der Sprecher.
«Frage der Zeit, bis wichtige Medikamente nicht erhältlich sind»
Laut der «Sonntagszeitung» zehrt die Schweiz bei beiden Medikamenten bereits von den Notvorräten. Wie viel bisher an die Menschen im Ukraine-Krieg gespendet wurde, sei dem BWL nicht bekannt.
Die aktuellen Engpässe wolle man noch nicht auf die Spenden zurückführen. Allerdings sei die Lage bei starken Schmerzmitteln und Antibiotika bereits angespannt. Und so könne ein Anstieg der Nachfrage «weniger gut kompensiert werden», sagt Grünwald.
Laut Enea Martinelli, Chefapotheker der Berner Spitalgruppe FMI, gibt es mehrere Gründe für die Knappheit. So spielen etwa der Brexit und die Abhängigkeit von China und Indien eine Rolle. Zudem sei der Schweizer Markt sehr klein.
Durch den Ukraine-Krieg komme jetzt ein weiterer negativer Faktor dazu, meint Martinelli. «Wir müssen damit rechnen, dass plötzlich selbst die Pflichtlager aufgebraucht sind. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wichtige Medikamente gar nicht mehr erhältlich sind», sagt er in der «Sonntagszeitung».