Ukraine-Krieg: Flüchtlinge müssen bei Gastfamilien ausziehen
Die Unterbringung der Flüchtlinge vom Ukraine-Krieg bei privaten Gastgebern verläuft nicht immer reibungslos.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz sind viele Ukraine-Flüchtlinge bei privaten Gastgebern untergebracht.
- Diese sogenannte «private Unterbringung» verläuft aber nicht immer ohne Probleme.
- Einigen Privaten macht die Sprachbarriere und die nun fehlende Privatsphäre zu schaffen.
Der Ukraine-Krieg sorgt in der Schweiz für grosse Solidarität für die betroffenen Menschen. In den beiden Basel beispielsweise sind bereits hunderte Flüchtlinge bei privaten Gastgebern untergekommen. Doch offenbar verlaufen diese private Unterbringungen nicht immer ohne Probleme.
Der Kanton Basel-Landschaft schrieb am vergangenen Mittwoch in einer Medienmitteilung: «Immer wieder stossen Gastgeber an ihre Grenzen.» Auf Anfrage der «Baz» präzisiert das Baselbieter Sozialamt und spricht über Schwierigkeiten ganz unterschiedlicher Art.
So sei es für viele Personen etwa schwieriger als erwartet, sich darauf einzustellen, nicht die gleiche Sprache zu sprechen. Zudem würden sie feststellen, dass das Leben mit «vier bis fünf Menschen mehr im Haus» anders ist. Beispielsweise gebe es weniger Privatsphäre, so Dienstleiter Fabian Dinkel.
Die meisten Probleme könnten privat gelöst werden, es ist aber offenbar auch schon mehrfach vorgekommen, dass Flüchtlinge wieder ausziehen mussten. «Es gibt Leute, die sagen, dass es einfach nicht mehr geht», so Dinkel.
Das komme immer wieder mal vor, es sei aber nur ein kleiner Teil, bei dem es Probleme gibt. Detaillierte Gründe kann der Kanton keine nennen. Meist heisse es einfach: «Es funktioniert nicht, sie müssen raus.»
Es habe aber auch Fälle gegeben, bei denen sich Flüchtlinge nicht richtig wohl gefühlt hätten. «Es ist eine gegenseitige Situation, die auch für die andere Seite nicht stimmen kann», sagt Dinkel. Im Baselbiet sind demnach zwei Drittel aller Flüchtlinge vom Ukraine-Krieg privat untergebracht.
Ukraine-Krieg: Unterbringung bei Vorabklärungen mit weniger Problemen
Die «Baz» hat auch in Basel-Stadt wegen Probleme mit Flüchtlingen vom Ukraine-Krieg angefragt. Dort hiess es, es gebe auch «solche Fälle», es seien aber «wenige Einzelfälle». Das sagte Ruth Ludwig, Delegierte des Vorstands bei der GGG Benevol Basel.
Bei der direkt von der GGG Benevol Basel vermittelten Flüchtlingen, habe es bis heute sogar keinen solchen Fall gegeben. Bei der Organisation prüfe und besuche man die Gastfamilien im Vorfeld, um solche Enttäuschungen möglichst zu vermeiden. Umplatzierungen habe es bei anderen Organisationen gegeben, die Flüchtlinge ohne Vorabklärung vermittelt hätten.
Das scheint auch im Baselbiet das Problem zu sein. Dort werden die Flüchtlinge nämlich bereits im Bundesasylzentrum ohne Vorabklärung den Gastfamilien zugeteilt. Dienstleiter Dinkel: «Die Gemeinden haben oft keine Kontrolle darüber, wo die Leute hinkommen. Sie können erst später kontrollieren, wie es an den entsprechenden Orten überhaupt aussieht.»
Dinkel empfindet die private Unterbringung trotz der Probleme als zielführend. «Sie ist eine grosse Hilfe. Das alles so schnell funktionierte, ist ein schönes Zeichen. Für das Wohlbefinden und die Integration der Flüchtlinge ist das sehr wertvoll.»
Die Gastgeber müssten sich aber bewusst sein, dass es nicht einfach sei. Es sei eine Herausforderung und man könne nicht nach zwei Tagen sagen, dass es jetzt reiche. «Man muss sich arrangieren können», so der Dienstleister des Baselbieter Sozialamts.