Ukraine Krieg: Ist es okay, Militär-Kleider zu tragen?
Camouflage-Kleidung erfreut sich trotz Ukraine-Krieg weiterhin grosser Beliebtheit. Doch ist es moralisch überhaupt legitim, aktuell solche Kleidung zu tragen?
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Ukraine-Krieg erfreut sich Kleidung im Armee-Style grosser Beliebtheit.
- Der renommierte Stylist Clifford Lilley würde solche Kleidungsstücke nicht tragen.
- Laut einer Ethikerin stellt sich generell die Frage, ob solche Kleidung okay ist.
Der Ukraine-Krieg wirft verschiedene Fragen auf, die unseren Alltag betreffen. Dürfen wir zum Beispiel noch «eine gute Zeit haben» und feiern, während andere leiden?
Oder: Dient der Konsum von Kriegsbildern noch der Information oder nur noch der reinen Sensationslust?
Auch in der Mode gibt es diese Fragen. So etwa bei der Camouflage-Bekleidung. Ist es heute noch okay, Kleider in Tarnfarben zu tragen?
Ja, finden offenbar viele. Nati-Star Xherdan Shaqiri (30) erschien kürzlich im Tarnanzug von Dolce & Gabbana vor dem Länderspiel gegen England.
Tatsächlich ist die Nachfrage nach Kleidern im Militär-Stil ungebrochen hoch. Das sagt Alice Bamberger, Inhaberin des Kleiderladens Bambus in Zürich. Sie verkauft Hosen, Jacken und mehr im Tarn-Look.
Gerade an Partys und Open Airs werde die Kleidung gern getragen. Denn: «Die Kleider sind praktisch», so Bamberger.
Stylist: «Würde während Ukraine-Krieg niemanden so stylen»
Trotzdem rät Stylist Clifford Lilley davon ab. Zwar sei Camouflage heute allgegenwärtig und aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken. «Aber heute, in dieser Zeit des Krieges, würde ich niemanden mit dieser Kleidung stylen.»
Ausnahmen seien Kleidungsstücke, die genial seien. «Wenn es eine gute Message ausstrahlt, wie zum Beispiel ‹Make Love, not War›– dann ist das etwas anderes.»
Ruth Baumann-Hölzle ist Mitglied der kantonalen Ethik-Kommission im Kanton Zürich. Sie findet, dass sich «nicht nur vor Hintergrund des Ukraine-Krieges, sondern generell die Frage stellt, ob Militär-Style-Kleidung zur Mode werden soll.»
Auch die Ethikerin stellt sich die Frage, ob solche Kleidung zur Banalisierung von Krieg und Militär allgemein beitrage. Ebenso, ob man Kleidungsstile aus weltanschaulichen Gründen verbieten dürfen soll. «Doch wo will man die Grenze ziehen?», fragt Baumann-Hölzle. Eine klare Antwort gibt es aus ethischer Sicht nicht.
Wenig Support auf der Strasse
Auf den Strassen von Zürich sind eher wenig Camouflage-Muster anzutreffen. Lilo aus Zürich findet das in einer Nau.ch-Strassen-Umfrage auch gut so: «Ich verbinde das mit Krieg und schlechten Zeiten. Ich finde es nicht nötig, dass man das im Alltag trägt.»
Auch André aus dem Aargau würde keine solche Mode tragen: «Es steht für Militär, es bedeutet nichts Gutes.» Mehr Verständnis hat Melissa aus Zürich. «Man kann die Farben halt gut kombinieren, ich finde das Grün und das Beige ganz cool.»