Umweltverbände warnen vor der Bedrohung des Biodiversitätserbes in Witzwil durch den Kanton Bern.
Grauammer
Die Grauammer zählt zu den bedrohten Tierarten, die im Bereich der Justizvollzugsanstalt Witzwil leben. - KEYSTONE/DPA/Patrick Pleul

Die Umweltverbände WWF, Pro Natura und Birdlife sehen das Biodiversitätserbe in Witzwil gefährdet. Der Kanton Bern verspreche erste Landwirtschaftsflächen an einzelne Betriebe, ohne dies mit den Verbänden abzusprechen. Sie fordern ein gemeinsames Vorgehen, wie sie am Dienstag mitteilten.

Die 385 Hektaren Landwirtschaftsfläche bei der Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil liegen in einem Gebiet für Wasser- und Zugvögel von internationaler Bedeutung.

In diesem Gebieten müssen sich gemäss Bundesinventar forstliche und landwirtschaftliche Nutzungen nach den vorgegebenen Schutzzielen ausrichten, schreiben die Verbände in einer Mitteilung.

Auch befinden sich die Flächen teilweise im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung.

Dass der Kanton Bern nun erste Flächen einzelnen Landwirtschaftsbetrieben verspreche, irritiere sie, so die drei Verbände.

«Wir befürchten grosse Rückschritte für die Natur», wird Chandru Somasundaram vom WWF Bern zitiert. Sie hätten den Regierungsrat Anfang Mai zu einem Gespräch aufgefordert, aber bislang keine Rückmeldung erhalten.

Im Gebiet finden sich Bestände seltener Arten, wie etwa die vom Aussterben bedrohte Vogelart Grauammer und die Feldlerche. Auch lebten dort bedrohte Amphibien wie der Laubfrosch oder Teichmolch, wie es weiter heisst.

Eine Vergabe dieser Flächen hätte für die betroffenen Pächter «eine starke Ausrichtung ihrer betrieblichen Strukturen an diese Naturwerte» zur Folge.

Unklare Kommunikation mit potenziellen Pächtern

Es sei unklar, ob dies den potenziellen Pächtern vom Kanton kommuniziert werde.

Die JVA Witzwil habe mithilfe von Umweltverbänden und Partnern in den letzten Jahren verstärkt Massnahmen zum Schutz der Biodiversität ergriffen, so die Verbände. Sie schreiben von einer «Vorreiterrolle im Biodiversitätsschutz».

Der Kanton müsse seiner gesetzlichen Verpflichtung nachkommen und dem bedrohlichen Rückgang einheimischer Tier- und Pflanzenarten entgegenwirken. Die JVA benötigt für den Strafvollzug künftig weniger Landwirtschaftsland.

Sie gibt in den kommenden Jahren deshalb Flächen ab. Diese gehen zurück ans Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons.

Von den heute bewirtschafteten 728 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche benötigt die JVA künftig noch 343 Hektaren. 385 Hektaren gibt sie ab.

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