UN-Generalsekretär: Welt nicht auf neue Pandemie vorbereitet

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Genève,

Unter dem Eindruck der Schrecken der Corona-Pandemie soll ein weltweiter Pandemievertrag geschlossen werden. Der Textentwurf ist aber höchst umstritten.

WHO - Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. (Archivbild) - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Aktuell liegt ein Entwurf über einen Pandemievertrag vor.
  • Dieser soll unter anderem regeln, wer wo Impfstoffe und Medikamente herstellt.
  • Doch es herrschen Bedenken bezüglich des Vertrages.

Die Welt ist nach den Worten von UN-Generalsekretär António Guterres noch nicht auf eine mögliche neue Pandemie vorbereitet. «Wir müssen mehr tun», teilte er zum internationalen Tag zur Vorbereitung auf Epidemien (27. Dezember) mit. Das soll mit einem weltweiten Pandemievertrag geregelt werden, auf Initiative des EU-Ratspräsidenten Charles Michel.

António Guterres
Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen. Foto: Joshua A. Bickel/AP/dpa - keystone

Die Verhandlungen darüber laufen bei der WHO in Genf und gehen jetzt in die heisse Phase. Der 30-seitige Entwurf ist höchst umstritten. Der Vertrag soll bei der Weltgesundheitsversammlung verabschiedet werden. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hält es ausserdem für sehr unwahrscheinlich, dass alle Probleme bis dahin gelöst werden können.

Guterres teilte mit Blick auf die Lektionen aus der Covid-19-Pandemie mit: «Es darf nicht zu der moralischen und medizinischen Katastrophe kommen, dass die reichen Länder die Pandemievorräte horten und kontrollieren. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Menschen Zugang zu Diagnostik, Behandlung und Impfstoffen haben.»

Die UN-Versammlung hat unter dem Eindruck der Corona-Pandemie 2020 den 27. Dezember als «Tag zur Vorbereitung auf Epidemien» bestimmt. Lokale oder regionale Ausbrüche einer Infektionskrankheit sind Epidemien, bei einer weltweiten Ausbreitung spricht man von Pandemie.

Wer entwickelt wo Medikamente und Impfstoffe?

In dem Pandemievertrag geht es unter anderem darum, wer wo Impfstoffe und Medikamente herstellt und wie sie verteilt werden. Selbst, wenn der Vertrag bei der WHO-Tagung angenommen wird: Er träte nur in Kraft, wenn genügend Länder ihn ratifizieren und hätte auch nur in diesen Ländern Gültigkeit.

Sind Sie gegen das Coronavirus geimpft?

Reiche Länder kritisieren etwa, dass sie Details über die Förderung von Pandemieproduktforschung offenlegen und dass Pharmafirmen Preise transparent machen sollen. Umstritten ist auch, dass die Pharmaindustrie in einer neuen Pandemie auf geistige Eigentumsrechte an Medikamenten verzichten sollen. Sie müssten zudem der WHO einen Teil ihrer Produktion für die Verteilung überlassen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat der WHO volle Unterstützung für den geplanten Vertrag zugesichert. Beim Bundesverfassungsgericht sind hunderte Verfassungsbeschwerden gegen den Vertrag eingereicht worden. Im September wurde eine als unzulässig zurückgewiesen. Die Beschwerdeführerin befürchtete, dass die WHO in selbst ausgerufenen Pandemien und Gesundheitsnotständen verbindliche Anordnungen treffen würden.

Souveräne Staaten sehen sich bedroht

Dadurch könnten sie auch gleichzeitig die Entscheidungen souveräner Staaten über Gesundheitsmassnahmen ausser Kraft setzen. Das höchste deutsche Gericht urteilte, dass die Beschwerdeführerin nicht in ihren Rechten verletzt werden würde. Zudem gebe es noch kein Zustimmungsgesetz, das mit der Verfassungsbeschwerde angegriffen werden könnte.

Kommentare

User #1101 (nicht angemeldet)

Die Bürgerlichen fürchten grundsätzlich alles. Ausser ihre eigene begrenzte Weltsicht, die ist immer noch die gleiche seit Jahrzehnten.

Einsteins Guidance

Die Bürgerlichen befürchten dies zu Recht. Mit dem Pandemiepaket der WHO würde die Schweiz einem weltweit einheitlichen Pandemievertrag zustimmen, der die Autonomie der Schweiz beschneidet und nicht ausgereift ist. Alle offenen Fragen werden mit "wir gehen davon aus, dass..." beantwortet. Wer einen solchen Vertrag unterschreibt, ist naiv und dumm! Die Schweiz braucht diesen Vertrag nicht und hat die Pandemie besser überstanden als die meisten Länder, ohne die WHO als Kontrollorgan!

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